Regenwetter halbiert die Besucherzahlen beim traditionellen Trabrennen an der Elbe auf 5500 Gäste. Sjoerd von der Galien gewinnt 4000 Euro

Stove. Wie eine Botschaft dröhnt die Stimme von Jan von Witzleben aus den Lautsprechern über den Deich und über die Köpfe der Besucher hinaus bis ans andere Ufer der Elbe. "Jetzt, auf der Gegengeraden, greift Heinrich Bramlage an. Mit Union Island zieht er an Dennis von Holdt vorbei. Bramlage eingangs des letzten Bogens in Führung. Die Pferde Kopf an Kopf." Seine Stimme überschlägt sich. Dann, als der Pulk der Traber auf die Zielgerade einbiegt, übernimmt Hans-Ludolf Matthiessen unten auf dem Geläuf. "Habitus, Habitus kommt. Dennis von Holdt greift an. Kann er vorbeiziehen und gewinnen?"

Willkommen in Stove bei den Pferderennen am Elbdeich. Es ist bereits, die Zahl verblüfft aufs Neue, die 137. Veranstaltung, seit der Stover Rennverein 1874 gegründet wurde. Diesmal allerdings hat der Regen den Veranstaltern kräftig die Bilanz verwässert. "Weit mehr als 5000 Besucher werden es immer noch sein", registrierte Günther Porth, der Vorsitzende des Traditionsvereins, beim Blick vom Richterturm in die Runde.

Stove hat längst seine feste Stammkundschaft. Viele kommen mit Kindern und Hunden, bringen Stühle und Tische mit und lassen sich zum Picknick nieder. Ein Sonntagsausflug mit Nervenkribbeln, das Herzstück des unterhaltsamen Nachmittags sind die Pferderennen und Wetten.

Dennis von Holdt hatte mit seinem Pferd Habitus lange geführt, war hinter Angreifer Bramlage zurück gefallen und hatte in einem packenden Finale seinen kleinen Hengst doch noch zum Sieg geführt. "Ich bin das erste Mal in Stove", ließ der 23-Jährige die Zuschauer wissen, "und dann gleich in meinem ersten Rennen ein Sieg. Schöner kann es doch nicht laufen."

Obwohl der Amateurfahrer Dennis von Holdt aus einer traditionsreichen Traberfamilie kommt, hat er noch nicht so häufig im Sulky Pferde zum Erfolg gelenkt. "Ich war heute das fünfte Mal ganz vorne", sagt der Schmied aus Schwiederstorf bei Neu Wulmstorf. Dort hat Vater Hans-Jürgen Holdt seinen Hof und derzeit zehn Traber stehen. Der Name des Seniors kennt im deutschen Trabrennsport fast jeder. Mit rund 600 Siegen ist Hans-Jürgen von Holdt seit vielen Jahren einer der erfolgreichsten Amateurfahrer.

Und dann ist in Neu Wulmstorf ja auch noch Opa Wilhelm, selbst Jahrzehnte im Sulky, 85 Jahre inzwischen und noch immer in Bahrenfeld mit kritischem Blick dabei, wenn der Enkel dort seine Rennen fährt. "Ich würde mir die anderen Pferde nicht genau genug anschauen, mahnt mich der Opa immer wieder", erzählt Enkel Dennis, "würde zu unbekümmert drauf losfahren. Nun ist es aber auch so, dass der Opa und auch der Papa jedes Pferd sofort lesen können, seine Fähigkeiten und Eigenarten schnell erkennen. Daran muss ich noch arbeiten." Der junge Hufschmied wartet nicht allein darauf, von Besitzern und Trainern verpflichtet zu werden. "Mit Bento, einem neunjährigen Wallach habe ich auch mein eigenes Pferd", erzählt Dennis von Holdt.

Habitus, der neunjährige Hengst, gehört Bernd-Michael Rybak. Und das ist auch so eine typische Trabergeschichte mit viel Leidenschaft für diesen Sport und seine Pferde. Der Ingenieur aus Hamburg hat sich vor Jahren in der Nähe von Bolzenburg einen Hof gekauft. "Dort habe ich vier Mutterstuten stehen, Jährlinge und diesen Hengst. Für die Zucht ist der zwar zu klein und auf den großen Rennbahnen mit dem harten Geläuf kann er sich gegen die Großen nicht behaupten. Aber auf Grasbahnen wie in Stove, da kann Habitus auch siegen." Für den Sieg hat er seinem Besitzer 1000 Euro eingebracht.

"Gerade deshalb sind Renntage wie dieser für unseren Sport so wichtig", erzählt Manfred Walter, der ungekrönte König von Stove. "Hier auf der Grasbahn können auch Besitzer Geld mitnehmen, deren Pferde auf den großen Bahnen kaum Chancen haben. Unser Sport ist aber auf die angewiesen, die sich aus Liebe zu den Pferden und unserem Sport engagieren."

Als Fahrer hat Manfred Walter, der Profi aus Alveslohe bei Quickborn, in den vergangenen zehn Jahren sechsmal den Großen Preis von Stove gewonnen. Dass er hier seit Jahren so erfolgreich ist, hat unter anderem auch folgenden Grund. "Meine Trainingsbahn zu Hause hat ähnlich enge Kurven", sagt er, "da kann ich die Pferde speziell vorbereiten. Ich weiß aber auch von vornherein, welche Pferde ich hier laufen lasse." Undine Island im achten Rennen war das erste, mit dem Manfred Walter diesmal den Sieg nach Hause fuhr. Mit Rotkäppchen folge der zweite Sieg.

Der erfolgreichste aber war Dennis Spangenberg mit drei Siegen. Der Große Preis ging in die Niederlande. Der Rechtsanwalt Sjoerd von der Galien verdiente sich mit Automatic Frisia die 4000 Euro Siegprämie. Mit 1890 Euro und 30 Cent ging auch ein Besucher nach Hause, der im vierten Rennen mit einem Euro die Dreierwette traf.