Nur Türkin Gülcan Mingir ist 18 Hundertstel schneller als Hindernisläuferin aus Winsen

Winsen. Leichtathletin Jana Sussmann hat sich einen großen Traum erfüllt und bei den U23-Europameisterschaften in Ostrava (Tschechien) die Silbermedaille über 3000-Meter-Hindernis gewonnen. Gegenüber dem Vorlauf steigerte sich die 20-Jährige aus Winsen um acht Sekunden auf 9:48,01 Minuten.

Ein Schlenker am letzten Hindernis kostete die Chance auf den ganz großen Coup. Zwar rückte Sussmann der europäischen Jahresbesten Gülcan Mingir auf den letzten 30 Metern dank eines energischen Schlussspurts Zentimeter um Zentimeter näher. Letztlich rettete die Türkin aber einen Vorsprung von etwas mehr als einem Meter oder - in Zeit ausgedrückt - 18 Hundertstelsekunden ins Ziel. Auf den Plätzen drei und vier hinter Jana Sussmann folgten mit einem Abstand von weniger als einer Sekunde Mariya Shatalova (Ukraine) und Matylda Szlezak (Polen).

Der Start im Endlauf war wegen einer Erkältung lange ungewiss

"Die Silbermedaille ist die Krönung eines perfekten Jahres", meinte Sussmann vollkommen erschöpft, aber glücklich. Ihr Start im Endlauf hatte bis zuletzt am seidenen Faden gehangen. "Erst habe ich mir im Vorlauf das Knie angehauen und dann habe ich mich auch noch erkältet", erzählt die sympathische Auszubildende von den Gründen ihrer Verunsicherung. "Ich muss mich bei unseren Ärzten bedanken, dass sie mich wieder gut so hergestellt haben. Ich hatte nämlich befürchtet, gar nicht starten zu können."

Im Rennen war von all dem nichts zu spüren. Zwar trug sie am lädierten rechten Knie einen auffälligen grünen Tapeverband. Bei der Vorstellung der Endlaufteilnehmerinnen lächelte sie aber entspannt in die Kamera. Im Rennverlauf vermied es Jana Sussmann, die Tempoarbeit für die elf Konkurrentinnen zu machen. Meist hielt sie sich im Windschatten an vierter oder fünfter Position auf, musste nur einmal kurz auf die dritte Bahn ausweichen, um sich aus ungünstiger Position zu befreien.

Mutig führt die Nordheide-Läuferin das Finalfeld in die letzte Runde

Auf den letzten 500 Metern ergriff der Schützling von A-Lizenz-Trainer André Prüsmann mutig die Initiative und führte das Feld in die letzte Runde. Gülcan Mingir (Türkei) und Matylda Szlezak (Polen) konnten folgen, am Wassergraben hatte auch Mariya Shatalova (Ukraine) wieder aufgeschlossen. Mingir nahm das letzte Hindernis als Erste. Jana Sussmann setzte zum Überholen der Polin an. Weil diese immer weiter nach Außen strebte, entschied sich die LG-Nordheide-Läuferin in letzter Sekunde für einen Schlenker nach innen. Zwischen der Polin und der Ukrainerin hindurch stürmte sie auf den Silberrang vor. Für den Spurt ganz nach vorn hätte das Rennen aber fünf Meter länger sein müssen.

Sollte die Erkältung abgeklungen sein, geht die EM-Silbermedaillengewinnerin am kommenden Wochenende bei den deutschen Meisterschaften in Kassel an den Start. Im Auestadion will sich Sussmann einen weiteren großen Traum erfüllen. Denn obwohl sie schon seit Jahren zur nationalen Spitze gehört uns mehrfach beste deutsche Jugendliche über 1500 Meter war, ist sie noch nie deutsche Meisterin geworden.