Teilnehmer-Rückgang um 15 Prozent. Arno Reglitzky , Macher dieses Events und erster Vorsitzender von Blau-Weiss Buchholz, beklagt “Kannibalismus“

Buchholz. Ob abergläubig oder nicht, der 13. Buchholzer Stadtlauf stand unter keinem glücklichen Stern, was Organisation und Vorbereitung betraf. Und der Tag der Skater und Handbiker, der Walker und Dauerläufer selbst? Welches Lob und welche Anerkennung könnte da mehr von Herzen kommen, als das von Sandra Bädker? "Auf die Zuschauer in der Innenstadt und draußen in ihren Gärten am Mühlenweg habe ich mich bei jeder Runde gefreut. Die nehmen dir mit Jubel und Anfeuerungen alle Schmerzen und machen dir Mut zum Weitermachen."

Und den hat die Hausfrau und zweifache Mutter aus Groß Tudtshorn diesmal in Buchholz ganz dringend gebraucht. "Viermal vorher war ich ja in Buchholz schon dabei", erzählt Sandra Bädker. "Jedes Mal über 5,3 Kilometer. Aber immer war da dieser kleine Stachel: Einmal, ein einziges Mal willst du beim Halbmarathon starten. Diesmal war ich so frech. Es war ein Albtraum. Die letzten fünf Kilometer, der reinste Horror. Und doch war es herrlich. Ich bin wirklich angekommen". Aber es musste ein wenig auf Muttern gewartet werden. Auch Timo, mit neun Jahren der jüngste der Familie, der 50 Meter vorm Ziel "Wache" stand. Nicht nur, das alle anderen Läufer über die 21,1 Kilometer bereits im Ziel waren, auch vom Jedermann-Lauf über 5,3 Kilometer war keiner der 420 Teilnehmer mehr auf der Strecke, obwohl diese zwei Stunden später starteten.

Als die Organisatoren und Moderator Arno Reglitzky den Halbmarathon abschließen wollten, rief ein Streckenposten: "Halt. Da kommt noch eine Frau." Und dann applaudierte Buchholz Sandra Bädker, der Tapferen. Sie hatte für die Verwirklichung ihres Läufertraumes 2:44:50 Stunden benötigt. Frank Themsen, der schlanke Sieger der LG Bremen Nord, war da schon seit einer Stunde und 28 Minuten im Ziel.

Sandra Bädker, die morgens, wenn Ehemann Oliver und die Söhne Timo und Michael aus dem Hause sind, gern mit ihrer Hündin Liv durch die Wälder läuft, hatte sich bei ihrem Wagnis in Buchholz von vornherein vorgenommen: "Kümmere dich nicht um die anderen, renne nicht wild drauf los. Ich war von Beginn an Schlusslicht, nur noch den Radfahrer hinter mir. Und dann in der Schlussrunde, der letzte Anstieg in der Steinbecker Straße. Ich wollte aufgeben, immer wieder. Aber deine Jungen und dein Mann, die warten doch im Ziel auf dich. Also weiter. Und dann haben sie mich endlich in den Arm genommen. Und ich habe gedacht nie, nie wieder", erzählte Bädker am Tag nach ihrem ersten Halbmarathon. "Aber jetzt, mal sehen, vielleicht bin ich im nächsten Jahr doch wieder dabei."

2500 Kinder und Erwachsene, Frauen und Männer, durchtrainierte Lauffreaks und gewichtige Jedermänner, Bürgermeister Wilfried Geiger, wieder in den Arm genommen bis über die Ziellinie von zwei Handball-Frauen der SGH Rosengarten und freundliche und fröhliche Zuschauer, die mit Applaus nicht sparten. "Seit Jahren ist der Stadtlauf in Buchholz nicht mehr so locker und so problemlos abgelaufen", fasste der Macher Arno Reglitzky zusammen. Und doch ließ er offen, ob in Buchholz im nächsten Jahr wieder der Startschuss knallt. "Nie zuvor hatten wir im Vorfeld so viele Probleme."

Die Teilnehmerzahl sank erstmals seit Jahren, gleich um etwa 15 Prozent. Das könnte am Ende das Ehepaar Reglitzky zwischen 3000 und 5000 Euro kosten. "Die Basis der Kalkulation sind die Startgelder", so Arno Reglitzky. "Pro Start kalkulieren wir mit zwölf Euro. Kommen 300 bis 400 Läufer weniger, haben wir ein entsprechendes Loch in der Kasse. Damit unsere Sportvereine da nicht in der Verpflichtung sind, haben wir das über einen eigenen Verein organisiert. Dafür würden meine Frau und ich am Ende allein gerade stehen."

Der Grund für den erheblichen Rückgang sieht Reglitzky vor allem darin, dass es in und um Buchholz inzwischen zu viele Laufveranstaltungen gibt und beispielsweise die Turner von Buchholz 08 gleichzeitig eine deutsche Schülermeisterschaft in der Nordheidehalle organisierten. "Wenn wir uns durch diese Häufungen gegenseitig unsere Veranstaltungen kannibalisieren", so der Vorsitzende von Blau-Weiss Buchholz, den sie längst in Buchholz auch Mister Stadtlauf nennen, "dann höre ich auf. Dann gibt es den Stadtlauf im nächsten Jahr nicht mehr." Das internationale Rundstrecken-Rennen der Radfahrer an Himmelfahrt gab es in diesem Jahr schon nicht mehr. Jetzt auch noch der Stadtlauf? Buchholz würde viel ärmer dadurch. Aber noch besteht ja Hoffnung. Der Termin für den Lauf 2012 ist bereits auf den 24. Juni fest geschrieben.

Einzelsieger

Inline-Skating: Jan Struwe, Carbon Racing Team, 21,1 Kilometer in 48:46 Minuten; Doris Lorenz, Inline Hollenstedt, 9,5 km in 21:58 Min.; Mailin Wedel, TSV Sprötze, 2,4 km in 5:15 Min.; Handbiking : Michael Fromm, Kiel, 21,1 km in 44:30 Min.; Hans-Werner Süß, Blau-Weiss Buchholz, 9,5 km in 32:39 Min.; Walking : Anneke Heuer, LG Nordheide, 5,3 km in 31:49; Laufen , Schüler: Maximilian Schütt, Heideschule, 950 m in 3 Minuten; William Leschi, jüngerer Jahrgang Mühlenschule, 950 m in 3:36 Min; Sebastian Winkler, Blau-Weiss, 2000 m in 6:42 Min.; Halbmarathon: Frank Themsen, LG Bremen-Nord in 1:16:53 Stunden; Jedermannlauf über 5,3 km: Dennis Lauterschlag, Lüneburger SV in 17:40 Min.; Zehn-Kilometer: Jan-Simon Hamann, USC Bochum, in 32:09 Minuten