Laufserie der LG HNF soll künftig wieder die Generalprobe des Hamburg-Marathons sein

Langenrehm. Der Winter hatte in diesem Jahr auch den hart gesottenen unter den Dauerläufern eisig zugesetzt. Beim Halbmarathon zum Abschluss des Straßenlauf-Cups der LG HNF schien zwar erstmals die Sonne, aber mitten im Forst Rosengarten in Langenrehm stand an der Wendemarke dennoch Marco Rohrer mit ausgebreiteten Armen und warnte jeden Läufer: "Vorsicht, hier ist es glatt." Trotzdem landeten viele auf dem Hosenboden.

Es dauerte etliche Stürze, ehe der neue Mitverantwortliche für diese Traditionsveranstaltung auf die Idee kam, mit einem Eisen das Eis auf dem asphaltierten Weg wegzuhacken. Mit seinen Gedanken war der Wächter an der Wendemarke ganz woanders. "Eigentlich sollte ich bei meiner Frau und meinem Sohn sein", verriet der neue Chef der LG HNF, "unser Raphael wird heute ja immerhin schon drei Tage alt." Während Marco Rohrer von seinem gerade geborenen Sohn erzählt, kommt auf der Laufstrecke Mathias Thiessen, sein Freund und Mitstreiter an der Spitze der Leichtathletik-Gemeinschaft, näher und liegt gleich auf der Nase. Marco Rohrer hilft ihm auf die Beine.

Ein Bild mit Symbolcharakter. Denn es war der letzte Straßenlauf-Cup unter der Regie der Zwillinge Mark und André Schepanski. Marco Rohrer und Mathias Thiessen treten ihr Erbe an der Spitze der LG HNF an. Und auf der noch immer vereisten Laufstrecke im Forst Rosengarten drängte sich sowohl der kleinen Schar der Helfer wie auch der stark geschrumpften Gemeinschaft der Läufer die eine Frage auf, ob der Straßenlauf-Cup noch zeitgemäß ist.

Worch Stephan, der seit 19 Jahren bei jedem der drei Läufe den Tee für die Aktiven heiß macht, hat so seine Zweifel. "In den besten Zeiten waren hier mehr als 300 Läufer am Start. Solch eine Begeisterung werden wir wohl nicht mehr erleben." Diesmal erreichten 26 Frauen und 97 Männer das Ziel. "Ich gebe mein Wort", wischte Mathias Thiessen die winterliche Endzeitstimmung fort, "auch im nächsten Jahr wird es den Straßenlauf-Cup hier im Forst Rosengarten weiter geben. Allerdings werden wir wohl neue Termine für die drei Läufe über 10- und 15 Kilometer und die Halbmarathon-Distanz festlegen. Wir wollen aus dem Winter heraus in den Frühling, also für März und April einladen."

Das vor allem bringt die Traditions-Veranstaltung zeitlich wieder näher an den Hamburg-Marathon, der ja neuerdings im Mai ausgetragen wird. Die Vorbereitung und der erste Härtetest für den Hamburg Marathon, das war ja von Beginn an die Motivation für zahlreiche Läufer aus dem ganzen Norden, in den Wald in Langenrehm zu kommen. Wer seine Zeiten der drei Läufe addierte, wusste meist auf wenige Minuten genau, wie schnell er beim Marathon in Hamburg sein Ziel erreichen würde.

Zwei Stunden, 54 Minuten und 33 Sekunden, das wäre demnach der Marathon-Wert für Wojtek Korba. Denn das genau ist die Zeit, die der 39-Jährige von der Turnerschaft Harburg in diesem Winter für die drei Strecken benötigte. Damit war der Mann, der bei Airbus Schablonen für die Beschriftung der Flugzeuge fertigt, diesmal von allen der Schnellste. Dass der Mann aus Polen, ursprünglich Kampfsportler, bei der Turnerschaft im Team Bergamont als Triathlet startet, ist typisch für die Entwicklung bei traditionellen Laufveranstaltungen.

Die Mehrzahl der Teilnehmer kommt längst vom Triathlon-Sport. "Mein erster Wettkampf war zwar der Alsterlauf", erzählt Wojtek Korba, der in diesem Winter nicht nur die Gesamtwertung sondern auch den Halbmarathon bei der LG HNF gewann.

"Aber dazu schwimmen und Rad fahren, das ist doch nicht so eintönig wie nur rennen. Inzwischen trainiere ich fünf und sechs Mal in der Woche, da muss man auf sich selbst achten. Denn beim Triathlon besteht durchaus die Gefahr, das man süchtig wird." Was ihn selbst bei Frost und Eis zum Wettkampf in den Wald treibt? Ich will wissen, wo ich stehe und mein Antrieb ist, das ich mit 39 Jahren noch immer schneller werde."

Den Halbmarathon gewann Wojtek Korba in 1:20:29 Stunden vor Thilo Jacobson (TRI Michels Hamburg) und Jan Dannehl (Hamburg). In der gleichen Reihenfolge eroberten die drei auch die ersten Plätze in der Gesamtwertung. Bei den Frauen siegte Dörte Siebke vom Triathlonklub M3S vor Sina Horsthemke (ESV Münster) und Birgit Schwartz-Reinken vom TV Meckelfeld.