Deutsche Hallenmeisterschaften im Radpolo, Kunstradfahren und Radball in Harburg. HTB lädt zwei Tage in die Halle Kerschensteinerstraße

Harburg. Der Harburger Turnerbund, daran darf in diesem Zusammenhang noch einmal erinnert werden, wurde 1865 gegründet. Wenn am Freitagmorgen in aller Frühe kurz nach acht Uhr die deutschen Hallenradsportmeisterschaften in der Sporthalle der Kerschensteinerstraße eröffnet werden, wird damit ein ganz neues Kapitel in der Vereinsgeschichte geschrieben. Nach 145 Jahren richtet der HTB das erste Mal eine deutsche Meisterschaft aus.

Auf die Zuschauer wartet Weltklasse-Artistik auf dem Rad

Aber bevor hier noch einmal auf all die Mühen und Sorgen der Organisationscrew eingegangen wird, steht erst die wichtigste Frage im Vordergrund. Vor allem für solche, die eine Hallenradsportmeisterschaft nicht recht einzuordnen wissen. Was erwartet den Besucher am Freitag und am Sonnabend in dem aufgefrischten Harburger Zentrum für Hallensportarten?

"Weltklasse-Artistik auf dem Rad", kommt die Antwort von Karl-Heinz Knabenreich, einem der HTB-Initiatoren dieser nationalen Titelkämpfe schnell und spontan. "Da sind am Sonnabend im Zweier-Kunstradfahren Stephan Rauch und Ann-Kathrin Egert zu bestaunen", sagt Karl-Heinz Knabenreich, "die beiden, die aus einem Ort namens Langenprozelten kommen - fragen Sie mich bitte nicht, wo das liegt - sind die amtierenden Weltmeister in dieser Disziplin. Und ich kann jedem Zuschauer versprechen, er wird in manchen Momenten die Luft anhalten und er wird ein Grummeln im Magen spüren, so aufregend ist das. Oder auch bei den Einer-Kunstradfahrern der berühmte Maute-Sprung. Egal wie oft man den schon gesehen und miterlebt hat, man spürt jedes Mal aufs Neue eine Gänsehaut."

Es war der frühere Weltmeister Dieter Maute, der ihn als Erster in das Kunstradfahren einführte. Der Radartist steht mit beiden Füßen auf dem Sattel, während sein Fahrrad einen Kreis beschreibt. Die Arme hat der Akteur ausgebreitet. Dann setzt er an und springt auf dem rollenden Stahlgefährt vom Sattel mit beiden Beinen auf den Lenker.

Heute muss jeder der Spitzenathleten, die bei der Entscheidung um den Titel mitmischen wollen, den Maute-Sprung beherrschen. Und die dort in der Sporthalle Kerschensteinerstraße gegeneinander wetteifern, zählen auch zur Weltelite in diesem Nischensport mit der großen Tradition.

Da wird am Freitag schon in der Vorrunde um 11.45 Uhr Simon Puls vom Liemer RC zu bewundern sein. Das ist der amtierende Weltmeister, aber den deutschen Meistertitel hatte er einem anderen überlassen müssen. Als nationaler Meister wird in Harburg David Schnabel vom RV Adler Soden angekündigt.

Insgesamt werden an den beiden Tagen in Harburg rund 350 Sportler um zwölf nationale Meistertitel kämpfen. Beim Kunstradfahren gibt es vom Einer und dem Zweier auf einem Rad auch noch Vierer-Formationen.

Lauter und leidenschaftlicher wird es natürlich bei den Kämpfen im Radball zugehen. Das Turnier wird nur von Männern gespielt. Frauen küren ihre neuen Meister dagegen im Radpolo.

350 Sportler kämpfen zwei Tage um zwölf nationale Titel

"Insgesamt", so sagt noch einmal Karl-Heinz Knabenreich, "treten hier in Harburg sieben Sportler an, die im vergangenen Jahr von der Weltmeisterschaft in Portugal fünf Titel mit nach Deutschland gebracht werden." Die Qualifikation für die bevorstehenden Weltmeisterschaft, das wird auch in der Halle Kerschensteinerstraße für weitere Spannung und Dramatik sorgen. Denn die Weltmeisterschaft 2010 findet im November in der Porsche-Arena in Stuttgart statt. Die rund 40 000 Euro, die die Initiatoren und Organisatoren vom Harburger TB zusammen bringen mussten, werden vor allem vom Sportamt in Hamburg, vom Bezirksamt Harburg und von der Sparkasse Harburg-Buxtehude zusammen gebracht.

Schlaflose Nächte hatte den Machern in erster Linie die verzögerte Renovierung der altehrwürdigen Sporthalle beschert. Ganz fertig geworden sind die Handwerker nicht. Aber in der Nacht vom Donnerstag auf den Freitag werden sie wohl die letzten Arbeiten so weit erledigen, damit am Freitag um 8.30 Uhr das Vierer-Kunstradfahren der Frauen beginnen kann.

Übrigens, bei jeder der zwölf Siegerehrungen wird unter den Besuchern eine kleine Harburger Hafenkiste ausgelost, die von Behinderten der Elbe-Werkstätten hergestellt und mit kleinen Geschenken der Harburger Geschäftswelt gefüllt sind. Und dann sind da ja auch noch Saskia Samuel und Viktor Sepulveda von der Gesamtschule Harburg, die sowohl am Freitag als auch am Sonnabend die Ehrung der Meister mit dem Deutschland-Lied ausklingen lassen.