Einmal war der Klub sogar deutscher Meister und spielte in den 50er-Jahren in der höchsten deutschen Spielklasse, der Oberliga Nord

Harburg. Gemütlich und gepflegt ist es hier, auf der Terrasse des modern und schick gestalteten Sportparks auf der Jahnhöhe. Die Herbstsonne lächelt freundlich von oben. Unten, auf einem der Tennisplätze, bringt Trainer Christian Dammann einem älteren Talent die Grundschläge bei. Und wenn man nach oben schaut, bleiben die Augen auf dem riesigen Plakat haften, das eine Wand des neuen Klubhauses einnimmt. "100 Jahre Fußball-Abteilung", leuchtet dem Betrachter entgegen. Schwarz auf weiß, das stolze Emblem des HTB. Vor allem aber ist es das Bild, das den Blick fesselt. Man blickt auf die Rücken von Fußballern, die sich umfasst halten. Symbol für das, was die HTB-Fußball-Gemeinschaft schon seit 100 Jahren prägt: Kameradschaft und Zusammenhalt und Freundschaften fürs ganze Leben.

"Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht durch den Elbtunnel fahre und auf die Jahnhöhe komme", sagt Klaus Buchholz, Vizepräsident des Gesamtvereins und Ligafußballer bis 1980. "Und wenn ich hier oben stehe und den Jungs und auch den Mädchen beim Training auf dem Kunstrasen zuschaue, dann geht mir das Herz auf. Wenn ich ihre Begeisterung sehe, ihren Ehrgeiz. Das ist noch genau so wie bei uns vor mehr als 50 Jahren." Mit Heinz Schwede, dem Leiter der wieder auf 450 Mitglieder angewachsenen Fußball-Abteilung und Pressesprecher Karl Albers hat der Vizepräsident auf der Terrasse Platz genommen. Vor sich haben die drei die 100 Jahre in Bildern und Chroniken vor sich ausgebreitet. "Leben kann man nur vorwärts - das Leben verstehen nur rückwärts." Das hat Buchholz seiner Fußball-Geschichte vorangestellt. Es ist auch eine Zeitreise und erinnert an die Menschen, die Fußball zum Mythos erhoben.

Es waren 18 junge Männer, neumodische Erneuerer, die 1910 den aus England importierten Teamsport beim Turner-Bund etablierten. Geliebt wurden die Balltreter nicht. Für die patriotisch und konservativ geprägten Anhänger von Turnvater Jahn blieben sie im Verein Außenseiter. In Harburg, noch eine selbstständige preußische Stadt zu dieser Zeit, gaben Viktoria, Borussia und Normannia, die ersten reinen Fußball-Klubs, den Ton an in dieser neuen Sportbewegung. 1924, machten sich Fußballer des HTB und des Männerturnvereins Harburg mit dem SV Harburg selbstständig. Die verbliebenen Spieler des HTB erkämpften 1928 die deutsche Fußball-Meisterschaft der Turnverbände. Der SV Harburg wiederum wurde 1929 und 1931 Meister im Bezirk Nordhannover.

Die Erfolge aber, die den Mythos der HTB-Fußballer (1934 waren sie vom SV Harburg in ihren Stammverein heimgekehrt) und der anderen Harburger Vereine begründete, sind eng mit den Nachkriegsjahren verknüpft. "Im tristen Nachkriegsalltag strömten selbst zu Bezirks- und Kreisliga-Spielen tausende Anhänger", erinnert Buchholz an diese Zeiten. "Und es war unser HTB, der sich vom Underdog im Harburger Fußball zur Nummer eins aufschwang." Der erste Höhepunkt war der Aufstieg 1949 in die Oberliga Nord, damals höchste deutsche Spielklasse, mit dem glanzlosen Abstieg ein Jahr später. Von 1952 bis 1955 hießen die Gegner auf der Jahnhöhe wieder HSV und St. Pauli, Werder Bremen und Hannover 96.

Wie mächtig die Kämpfer aus Harburg und Wilhelmsburg damals waren, zeigt ein Blick auf die Saison 1955/56. Mit dem HTB waren sieben weitere Vereine von südlich der Elbe in der damaligen 2. Liga vertreten, der Amateurliga, und neun in der Landesliga darunter. Heute haben nur noch der FC Süderelbe und der FC Türkiye in Wilhelmsburg Landesliga-Format.

Buchholz: "Die Besitzer der Geschäfte in der Harburger Innenstadt waren damals bei uns oder einem der anderen namhaften Klubs engagiert. Heute ist da niemand mehr, der ein Herz für den Harburger Fußball hat." Eines aber zeigt der Rückblick auf die 100 aktiven Jahre mit all ihren Höhen und Tiefen. "Stark war der HTB immer dann", wie Spartenchef Schwede betont, "wenn wir auf die eigene Jugend aufgebaut haben." Deshalb auch wird das Jahr 1961 in den Vereinsannalen dick unterstrichen. Als Hamburg den so populären DFB-Amateurländerpokal gewann, kämpften mit Torwart Horst Willumeit, mit Georg Schmidt, Oskar Lewandowski, Rolf Usko, Jürgen Neudorf (zwei Jahre zuvor Jugendnationalspieler) und Werner Menk sechs HTB-Spieler für Hamburg. Im gleichen Jahr wurde der HTB Hamburger Meister.

Das letzte Mal gelang das 2003. Das aber war die Zeit, in der die Alten über die Spieler urteilten: "Sie kamen und zogen weiter". Vor sieben Jahren, das war auch die Zäsur. Die Führung zog wegen ausufernder Kosten die erste Fußball-Mannschaft in die Kreisliga zurück. Die Häme und der Spott, die sich damals über den HTB ergossen, hat keiner der treuen Anhänger vergessen.

Auf dem Tiefpunkt aber haben die langjährigen Freunde wieder zusammen gefunden und sich auf das besonnen, was sie in 100 Jahren immer wieder aufs Neue stark machte: Die Konzentration auf die Jugend und den Zusammenhalt im Verein."Wir bieten ihnen qualifizierte Trainer und Förderung und Betreuung auch über den Sport hinaus", bekräftigt Schwede. "Ab der C-Jugend können sie bei uns drei Mal in der Woche trainieren. Wir legen auch Wert darauf, ihnen Zusammenhalt und Teamgeist mit auf den Weg zu geben, auch für das richtige Leben."

In ihrem 100. Jahr zählt die HTB-Fußballsparte wieder 23 Nachwuchsmannschaften und ist damit wieder einer der Großen in Harburg. Mit Moritz Dankers, Dennis Groth, Christian Aschendorf und Mirko Ozekker gehören Talente zum Ligakader, deren Väter bereits die Fußball-Geschichte des HTB mit geschrieben haben.