Bei der Radtouristikfahrt “Alpe d' Seevetal“ gehörte Markus Eichler vom Milram-Team zu den insgesamt 800 Teilnehmern

Meckelfeld. Jedem der Frauen und Männer in den eng angepassten Radfahrerhosen und bunten Trikots, die sich auf der Kunststoffbahn des Schulsportzentrums in Meckelfeld am Appenstedter Weg stauten, gab Reiner Lühr eine kühlende Aussicht mit in die Hitzeschlacht. "Vergesst nicht, nur 350 Meter von hier wartet ein Badesee auf euch, wenn ihr im Ziel seid." Wie viele der Teilnehmer an der Radtouristikfahrt (RTF) unter dem Namen "Alpe d' Seevetal" sich wirklich in die kühlen Fluten des Pulvermühlensees stürzten, war nicht herauszufinden. "Das haben wir nicht gezählt", sagte Reiner Lühr, der gemeinsam mit Anke Kühne das 60 Helfer umfassende Organisationsteam anführt. "Es wurden knapp 800 Startnummern abgeholt", sagte er, "das waren 150 Teilnehmer weniger als im Vorjahr." Die große Hitze habe das Teilnehmerfeld etwas zusammenschmelzen lassen.

Subtropische Temperaturen machen sich im Teilnehmerfeld bemerkbar

Trotzdem, der RTF-Tag in Seevetal, von der Rad- und Triathlon-Abteilung des TV Meckelfeld vor drei Jahren erstmals gestartet, hat sich zu einer der größten Radsportveranstaltung Niedersachsens entwickelt, wie Reiner Lühr betonte. Der 50-Jährige, der nach einem Sportunfall bei der Bundeswehr auf das Fahrrad stieg und inzwischen alle Triathlet-Distanzen bis hin zum legendären Ironman bewältigt hat, stand von 9 Uhr an am Start und portionierte das sich lang hinziehende Teilnehmerfeld. "Bis zu 20 Radfahrer dürfen immer nur gleichzeitig starten", sagte er, "so schreibt das die Polizei vor."

An jeder Verpflegungsstelle konnte die Weiterfahrt entschieden werden

Die Teilnehmer konnten an den vier organisierten Verpflegungsstellten in Holtorfsloh, Hanstedt, Egestorf und Evendorf immer wieder neu entscheiden, wie viele Kilometer sie sich noch zumuten oder ob sie die Radtourenfahrt schon beenden wollten. Sabrina Hanke und ihre Mutter Anja hatten sich schon beim Start am Appenstedter Weg in Meckelfeld entschieden, dass sie die 47 Kilometer lange Strecke fahren werden. "Wir sind ja auch schon von Ashausen mit dem Rad hierher gekommen und fahren nachher auch wieder nach Hause", addierte Sabrina noch einmal 26 Kilometer dazu. Tochter und Mutter nutzen gerne solche Radtourenfahrten als Training. "Wir gehören zur Triathlon-Gruppe des MTV Ashausen", sagte Sabrina, "und das seit zwölf Jahren." Vater Dieter Hanke hatten die beiden Damen schon voraus geschickt, auf die 87 Kilometer lange Strecke. Angeboten wurden außerdem auch 123 und 158 Kilometer.

Es war Markus Eichler, der 25-jährige Radprofi in Diensten des Milram-Teams (die Stärksten fahren gerade die Tour de France), der in Meckelfeld als prominenter Gast das Startband zerschnitt und die 800 Teilnehmer auf die Tour schickte. In den blau-weißen Farben von Milram war auch ein Betriebssport-Team von Nordmilch am Start. "Für diese ehrgeizigen Jedermänner ist es ein Erlebnis der besonderen Art, wenn sie sich unterwegs Tipps und praktische Radschläge von einem Profi holen können, der 20 000 Kilometer im Jahr in die Pedalen tritt", sagte Sebastian Kehr, der für Milram das Gemeinschaftserlebnis von Hobbyfahrern mit einem Profi organisiert hat. In der nächsten Saison muss sich das Milram-Team einen neuen Sponsor suchen, die Nordmilch AG beendet ihr Engagement - wie im Abendblatt berichtet.

Das gemeinsame Erlebnis ist der Reiz der Radtourenfahrten

Dabei ist es bezeichnend für die boomende Szene der Feierabendfahrer mit hochwertigen Rennrädern und fast schon professioneller Ausrüstung, dass sich am Arbeitsplatz Gemeinschaften für das gemeinsame Hobby zusammen finden. Es sind aber auch Nachbarn, Freunde und Verwandte, die gemeinsam diesen Sport genießen. "Als wir vor mehr als 20 Jahren in Harburg die ersten Touren organisierten", sagte Reiner Lühr, "da knallten schon die Sektkorken bei 100 Meldungen. In Meckelfeld kommen wir, wenn die Sonne nicht ganz so heiß brennt, an die 1000."

Bei diesen Radtourenfahrten durch die Dörfer darf keine Zeit gestoppt werden und es gibt keine Sieger. Aber genügend Frauen und Männer mit Sportsgeist, die erst richtig glücklich sind, wenn sie am Ende einen Schnitt von 40 und mehr Stundenkilometer vorweisen können. Und es gibt auch viele, wie Uwe aus Stade, der 30 bis 40 solcher Touren in der Saison fährt und der dann noch sagt, "früher bin ich noch mehr gefahren, aber ich habe nicht mehr die Zeit".