Stärkere Physis entscheidet bei den Harburger Tennismeisterschaften

Harburg. Da war den Organisatoren der Harburger Tennismeisterschaften eine Information durch die Lappen gegangen. Für die Damen-40-Konkurrenz hatte Erzsebet Forgo vom TC Bendestorf aus dem Landkreis Harburg gemeldet und wurde im Feld der elf Teilnehmerinnen nicht gesetzt. "Wir hatten alle Ranglisten vorliegen, aber da tauchte die Dame nicht auf", erzählte Ulli Kröckel vom Harburger TB, der die Titelkämpfe auf der HTB-Anlage Sportpark Jahnhöhe gemeinsam mit Frank Michaelis und Susanne Struck leitete.

Forgo, die unlängst die Meisterschaften im Bezirk Lüneburg gewann, schlug nicht nur die frühere Weltklasse-Kanutin Jacqueline Libuda mit 6:0 und 6:1 aus dem Feld, sondern düpierte die an Nummer eins gesetzte Andrea Anisic vom gastgebenden HTB mit 6:2 und 6:0. Auch das Endspiel war eine klare Sache. Hie setzte sich die Ungarin mit 6:2, 6:0 gegen die an zwei gesetzte Beate Blume (HTB) durch.

Bärbel Brandt steht fast sechseinhalb Stunden auf dem Platz

"Meistens entschied die stärkere Physis über Sieg und Niederlage", sagte Kröckel, ohne die spielerischen und taktischen Fähigkeiten der Siegerinnen und Sieger schmälern zu wollen. Ein kleines Drama spielte sich im Finale der Damen 50 ab. Nach 2:6 und 6:3 in brütender Hitze bat Bärbel Brandt von Grün-Weiss Harburg darum, dass anstelle des dritten und letzten Satzes ein Match Tiebreak gespielt wird (jeder Zähler wird als ganzer Punkt gewertet, bis einer zehn Zähler bei mindestens zwei Punkten Vorsprung hat). Dieser Bitte wurde nicht entsprochen, da diese Regel nur bei den höheren Altersklassen angewendet wird. Daraufhin wollte Brandt aufgeben, wurde aber von ihrer Endspielpartnerin Marion Böhlecke vom Harburger TuHC zum Weitermachen überredet. Doch Brandt war "platt" und Böhlecke gewann den dritten Durchgang mit 6:0.

Anschließend musste Brandt gemeinsam mit ihrer Vereinskollegin Ute Mangold noch im Doppel-Finale ran. Dabei unterlagen die topgesetzten Brandt/Mangold gegen die an Position zwei eingestuften Petra Feldtmann (Grün-Weiss Harburg)/Cornelia Ozekker (HTB) mit 4:6, 6:4 und 5:7. So stand Bärbel Brandt, die von 15 Uhr nachmittags bis 21.30 Uhr abends fast ununterbrochen auf dem Platz war (mit einer kurzen Pause zwischen den Finals) am Ende mit leeren Händen da.

Überschattet wurden die Titelkämpfe vom Motorradunfall von Victor Richter von Gastgeber HTB. Richter war auf einen vorausfahrenden PKW aufgefahren und dabei mit dem Kopf voraus durch die Heckscheibe des Kfz geflogen. Glück im Unglück für Richter, dass sich der Verdacht auf eine Wirbelverletzung nicht bestätigte. Doch nach der erlittenen Gehirnerschütterung war an Tennis selbstverständlich nicht mehr zu denken. Nicht zustande kam dadurch das angesetzte Finale im Herren-Einzel gegen Hendrik Stahmer (Este 06/70), der seinen Titel damit kampflos verteidigte. Auch das Finale im Herren-Doppel konnte wegen des Verkehrsunfalls von Richter nicht ausgetragen werden. Da die an zwei gesetzten Richter/Robin Steiner (HTB) nicht antreten konnten, wurden Sven Stöter/Karsten Weber kampflos Harburger Meister. Und weil in der Runde zuvor auch die topgesetzten Niki Nitschke (Buxtehuder SV)/Hendrik Stahmer (Este) nicht antreten konnten, wurde der Titel von Stöter/Weber sogar komplett ohne Spiel gewonnen. Kampflos Finalsieger wurde auch Wolfgang Seidel vom Harburger TB in der Konkurrenz der Herren 55, da Peter Mamminga (ebenfalls HTB) wegen eines Muskelfaserrisses nicht antreten konnte. Ein Ersatzspiel außer Konkurrenz gegen "Lucky Looser" Wolfgang Hagenow von Grün-Weiss Harburg kam aufgrund der großen Hitze nicht zustande.

Eine Überraschung hatte es im ersten Finale der Titelkämpfe gegeben. Hier besiegte Oskar Stehr vom Harburger TuHC seinen Klubkollegen Peter Pastors mit 7:5, 3::6 und 7:6. Das Finale war zeitlich vorgezogen worden, da Pastors seinen Jahresurlaub am geplanten Endspieltag antreten wollte. Nun muss sich Pastors, der immerhin amtierender Hamburger Meister ist, auch noch von dieser unerwarteten Niederlage erholen. "Stehr at aber wirklich außerordentlich gut gespielt", lobte Ulli Kröckel, der trotz Beeinträchtigungen durch Hitze und Fußball-WM mit dem Turnier sehr zufrieden waren. Immerhin waren von den ursprünglich gemeldeten 165 Aktiven 155 auch tatsächlich angetreten, etwa 45 mehr als bei den Meisterschaften 2009 bei TG Heimfeld.