Die Fußballer können mit einem Heimsieg morgen gegen den Harburger TB die Tabellenspitze der Bezirksliga Süd erklimmen.

Finkenwerder. Fußballer wissen das. Es ist ja auch von der Bundesliga bis hinunter zur Kreisklasse immer das Gleiche: Wenn Trainer bemüht sind, ein Spiel als ganz "normal" darzustellen, dann ist es etwas ganz Besonderes. "Wir trainieren heute wie immer", beginnt Heinz Schmiedecke, der Chef vom TuS Finkenwerder, seine Einleitung. "Und morgen treffen wir uns eine Stunde vor dem Anpfiff. Wir bleiben auch da bei dem Üblichen." Um 18.30 Uhr wird am morgigen Mittwoch am Rasenplatz im Uhlenhoff-Stadion am Norderschulweg in Finkenwerder das Nachholspiel gegen den Harburger Turnerbund angepfiffen. Und das ist ein Knaller. Denn wenn Finkenwerder gewinnt, hat die Mannschaft die Tabellenspitze der Bezirksliga Süd erobert. Und die großen Favoriten Buxtehuder SV und Kosova abgehängt.

Der TuS Finkenwerder ist in der Vorsaison deutlich und souverän nach einem Jahr Abwesenheit in die Bezirksliga zurückgekehrt. Das ist sozusagen ihr angestammtes Revier, seit Jahrzehnten schon. Und Schritt für Schritt hat sich die Mannschaft nach oben gekämpft. Und die bisher letzten Niederalgen waren das 0:4 am 12. November in Buxtehude und das 1:5 eine Woche vorher gegen Kosova.

"Diese beiden Gegner hatten von vornherein den Aufstieg auf ihre Fahnen geschrieben", fasst Schmiedecke, der das Team gemeinsam mit Denis Zepcan führt, den Ausgangspunkt zusammen. "Buxtehude ist klar die technisch beste Mannschaft und von Kosova wird gemunkelt, die hätten 30 000 Euro für den Aufstieg investiert."

Und jetzt ist es der TuS Finkenwerder, der morgen Abend die Tabellenspitze erstürmen kann. "Allerdings", und da hat die Finkenwerder Fußball-Instanz Schmiedecke recht mit seiner Zurückhaltung, "der HTB hat wirklich eine spielstarke Mannschaft. Das wird unsere schwierigste Aufgabe der letzten Wochen." Aber nicht die letzte. Denn da kommt ja auch noch der 13. Mai. An diesem letzten Spieltag erwartet die Überraschungs-Mannschaft den Konkurrenten Kosova auf der grünen Insel. Vielleicht das alles entscheidende Spiel um die Titel und Landesliga-Aufstieg?

Auf Finkenwerder können sich nur noch die Alten daran erinnern, wann eine TuS-Mannschaft zu den Größen im Hamburger Fußball gehörte. Und doch gehört das bei einigen sogar zur Familientradition, und das wiederum ist typisch für die Menschen in der Inselenklave. Einer der aktuellen Torjäger ist Sebastian Kielhorn. Dessen Vater Thomas ist Vorsitzender des Gesamtvereins und rennt selbst noch bei den Super-Senioren (von 55 Jahren an) hinter dem Ball her. Großvater Karl-Heinz Kielhorn aber, dessen Ruf als eisenharter Verteidiger noch immer lebendig ist, gehörte in den 60er-Jahren zu der TuS-Elf, die es als letzte bis hoch in die Landesliga geschafft hatte.

"Finkenwerder ist halt eine Insel", sagt Schmiedecke, der vor einigen Jahren als Nachwuchstrainer mit seiner B-Jugend Meister in der Bezirksliga geworden war. "Talente, die Ehrgeiz haben, müssen zu den großen Vereinen rüber nach Hamburg oder zumindest in die Nachbarschaft zum FC Süderelbe. Aber wenn wir Glück haben, kommen ja doch einige nach Hause zurück."

So ist es dem Trainergespann gelungen, die jungen Felix Heimsoth (A-Jugend Regionalliga Alstertal) und Justin Gutzeit (Verbandsliga-A-Jugend Egenbüttel) und Bjarne Lenz vom FC Süderelbe zurückzuholen. "Geld gibt es bei uns nicht", bekräftigt Schmiedecke. "Auch nach einem Aufstieg würden wir nicht mit Euros auf die Suche nach Verstärkung gehen. Wir leben vom Kampfgeist, vom Zusammenhalt und von unserer Freundschaft. Wir sind noch eine richtige Spaß-Mannschaft. Und die Jungen erleben plötzlich wieder, woran auch ich heute noch gern zurück denke. Wenn wir gewonnen hatten, dann wurdest Du auf der Straße angesprochen und sie riefen dir zu: Ihr seid ja richtig gut. Das spüre ich jetzt wieder bei unseren Spielern - plötzlich sind sie stolz, aus Finkenwerder zu kommen. Hoffentlich hält diese Stimmung noch länger an. Wir Trainer und die Mannschaft werden jedenfalls alles dafür tun."

Am vergangenen Spieltag gab sich keins der vier Topteams eine Blöße. Während Buxtehude gegen die überforderte Mannschaft von Sporting Clube zu einem deutlichen 11:0 kam, mühte sich Finkenwerder beim bereits abgestiegenen SVS Mesopotamien zu einem 2:1. Mühe hatte auch der Klub Kosova, der Grün-Weiss Harburg 2:0 bezwang. Die Harburger wurden von großen Personalsorgen geplagt, sodass der etatmäßige Angreifer Gerrit Weßeloh das Tor hüten musste. Beide Kosova-Tore wurden Jeffrey Berger zugeschrieben. Dem Tabellenvierten Harburger TB reichte eine eher durchschnittliche Leistung, um gegen den SV Wilhelmsburg mit einer konsequenten Chancenauswertung zu einem deutlichen 5:0 zu kommen (Tore: Cemil Yakut, 3, Dennis Grot, 2). Während Dersimspor gegen Panteras Negras 0:1 unterlag, nahm der Harburger SC bei Absteiger SV Nettelnburg/Allermöhe II ein 1:3 hin. Der TSV Neuland trennte sich von Einigkeit Wilhelmsburg 1:1. Kay Jacobsen hatte Neuland in Führung gebracht (80.), doch Hendrik Hellmig glich kurz darauf aus.