Beim MSC Elstorf lernen schon Kinder im Alter von fünf Jahren den Umgang mit dem Motorrad im Gelände. Ostersonnabend ist Saisoneröffnung.

Elstorf. Ihren großen Bagger hatten die Mitglieder des MSC Elstorf im Einsatz, als sie für ihren Nachwuchs eine Bahn aufbauten, die man den "Kinderspielplatz" für zukünftige Motocross-Asse nennen könnte. Oben, über der Wiese, auf der bei den Rennen das Fahrerlager eingerichtet wird, war noch eine kleinere brachliegende Kiesgrube. In der hat der Bagger eine neue Rundstrecke ausgeschaufelt, mit engen Kurven im Sand, steilen Anstiegen und einem lang gezogenen Hügel. Dort können die Jüngsten ihre ersten Sprünge mit dem Motorrad wagen.

Viel ist von dem kleinen Leon nicht zu erkennen. Die blonden Haare sind unter dem mächtigen Schutzhelm verborgen, die Augen hinter der dicken Schutzbrille. Die spezielle Nackenstütze ist nicht zu erkennen. Auch die Brust- und Rückenprotektoren unter dem kleinen Rennanzug nicht. Der Schlüsselbein-Schutz lässt das Kind kräftiger erscheinen, die Rennstiefel mit den Metallkappen vollenden die Erscheinung, die irgendwie an "Krieg der Sterne" erinnert.

Leon Lalande ist gerade fünf geworden. Mit seiner Mini-Yamaha steht er oben am Rande der Grube. Die Maschine knattert, als der Junge am Gashebel dreht. Von unten gibt Trainer Stephan Beilfuss das Zeichen. Leon, der Motocross-Lehrling, startet. Als er nach links in die Tiefe fährt, steigt er aus dem Sattel, bremst vorsichtig ab, gibt unten wieder Gas. In der lang gezogenen Linkskurve streckt er den inneren Fuß heraus, so wie er das gerade gelernt hat. Dann aus der Kurve heraus beschleunigt er, saust den Hügel hoch und wagt den ersten Hopser. "Gut Leon", ruft der Vater, "klasse gemacht."

So sieht die Nachwuchsarbeit des MSC Elstorf aus. Zwei Tage lang sind die Anfänger und Fortgeschrittenen versammelt, zwischen fünf und 16 Jahre alt, um viel Praxis, aber auch die Theorie zu erlernen. Die 36 Teilnehmer, darunter auch einige Mädchen, waren in drei Gruppen eingeteilt. "Anfangen können die Kleinen schon ab vier Jahren bei uns", sagt Stefan Zobel, der 2. Vorsitzende des MSC Elstorf, der mit seinen rund 100 Mitgliedern am Ostersonnabend die Saisoneröffnung feiert. "Rennen fahren sie bei uns in der Regel vom achten Lebensjahr an." Motocross, die Jagd über Rundkurse im Sand und oft im Matsch, bei denen es scharfe Kurven und atemberaubende Sprünge gibt, ist so ein typischer "Vater-Sohn-Sport", manchmal auch für Väter und ihre mutigen Töchter.

Der kleine Leon allerdings hatte nicht gewusst, dass auch sein Vater beim MSC Elstorf Rennen gefahren ist. "Das liegt zehn Jahre zurück", bestätigt Stephan Lalande, der zu Hause in Eckel einen Gartenbaubetrieb aufgebaut hat. "Ich hatte kein Motorrad mehr, keinen Helm, nichts, was an meinen Sport erinnert. Der Junge sah im Fernsehen einen Bericht über Kinder im Cross-Sport und sagte sofort, Papa das will ich auch." Natürlich hat der Wunsch den Vater nicht erschreckt sondern froh gestimmt. "Die erste Bewährungsprobe hatte Leon da bereits bestanden", erzählt Stephan Lalande, 30 Jahre alt und Vater von zwei Töchtern, "seit seinem dritten Lebensjahr fährt er Fahrrad - und wie. Hier hat er auch oft genug gespürt, dass es richtig weh tut, wenn man stürzt. Diese wichtige Erfahrung bringt er mit in den Motorradsport."

Die Kinder-Motorräder mit etwa drei PS haben zur Sicherheit keine Ketten und auch keine Gänge. Nur Bremsen kann man damit und Gas geben. Das Gas wiederum kann gedrosselt werden. Und oben, vom Grubenrand, kann der Vater per Funk die Maschine sofort ausstellen, wenn irgendetwas nicht stimmt. "Manchmal, wenn ich ihm einen Rat geben will", sagt der Vater, "bekomme ich zur Antwort, er will nicht. Und das ist gut so. Die Kinder fahren nur, so lange sie Spaß am Cross haben. Und Spaß haben sie nur so lange, wie sie nicht zu etwas gezwungen werden."

Natürlich, das will Stephan Lalande gar nicht verschweigen, auch ihm macht es Spaß, mit seinem Sohn zum Training zu kommen und mit anzusehen, wie er immer selbstsicherer und wagemutiger wird. "Und auch ich muss mit Ehrgeiz dabei sein", sagt er, "sonst würde ich das hier alles nicht mitmachen." Während er das sagt, ist die Trainingseinheit beendet und Leon, der Fünfjährige, lenkt sein Mini-Motorrad auf die Wiese und gibt Gas, aber richtig.