Andreas Dibowski aus Egestorf gewinnt mit Olympiapferd Butts Leon die Saisoneröffnung in Sahrendorf.

Sahrendorf. Die Gespräche verstummen. In der Gruppe der Zuschauer, die sich sozusagen auf den Logenplätzen beim Geländeritt in Sahrendorf eingefunden haben, wird es still. Aus dem kleinen Wäldchen heraus hat die Lautsprecherstimme vermeldet, dass Andreas Dibowski mit Butts Leon gestartet ist. Die Köpfe der Reiterfreunde sind nach links gewendet. Noch weit weg sieht man die beiden Olympiasieger von Hongkong über das Steintor, dann die Bank fliegen. Sie kommen näher, werden größer. Das Stampfen der Pferdehufe auf dem Heideboden ist immer deutlicher zu hören. Andreas Dibowski lenkt sein Pferd den ersten Hang hoch, nimmt den Oxer. Dann verschwinden die beiden für einen Augenblick. Wieder ist zuerst das Trommeln der Hufe zu hören. Pferd und Reiter tauchen aus dem Kiefernwald auf, nehmen bergab den Tisch, durch die Senke, im Anstieg dann den Graben und den Steilsprung, mit Tempo den Steilhang hoch. Wieder sind sie verschwunden. "Andreas Dibowski und Butts Leon haben jetzt auch ohne Fehler die Sunken Road genommen", ist über Lautsprecher zu hören. Die beiden tauchen oben vor den Zuschauern auf, steuern den Einsprung in den Teich an. Das Pferd macht kurze, knappe Sätze, scheinbar ohne große Mühe. Die beiden sind durch den Teich, nehmen die Trippelhecke, direkt vor der Zuschauergruppe und eilen den beiden letzten Sprüngen und dem Ziel entgegen. Es sind diese Minuten, wenn man Mensch und Pferd dahingaloppieren und alle Hindernisse überwinden sieht, die einen die ganze Faszination des Reitsports im Gelände erleben lässt.

Und diese Vielseitigkeitsprüfung der Klasse M ist jetzt schon im vierten Jahr sozusagen der Aufgalopp für die Elite der bundesdeutschen Vielseitigkeitsreiter. Neben Andreas Dibowski war auch Peter Thomsen am Start, Bettina und Andreas Hoy, Kai-Steffen Meier. Auch aus den Niederlanden, Dänemark und Schweden waren Vielseitigkeitsreiter zum Saisonauftakt nach Sahrendorf gekommen. Karl Rabeler, der Vorsitzende des gastgebenden Reit- und Fahrverein Auetal, und sein seit Jahren bewährtes Team hatten den Parcours in dem hügeligen Gelände herausgeputzt.

"Wir haben nur 24 Hindernisse auf gebaut", sagte Bundestrainer Hans Melzer, auf dessen Anregung hin diese Frühjahrsprüfung in Sahrendorf veranstaltet wird. "Dieser Geländeritt soll nach dem Winter vor allem den Pferden Spaß machen, sie für die schweren Aufgaben motivieren, die wieder auf sie zukommen."

Und von dieser Frische und dem Schwung wurden selbst die Zuschauer mitgerissen. Und erst recht die Pferde. "Wie lebhaft seine Augen waren, das Spiel der Ohren und wie er sich bei jedem Sprung gestreckt und lang gemacht hat", geriet auch Andreas Dibowski ein wenig ins Schwärmen, "es war einfach zu sehen und zu spüren, wie sich Butts Leon gefreut hat, nach diesem langen Winter endlich wieder richtig ins Gelände zu kommen." Dabei ist Sahrendorf für das 13-jährige Spitzenpferd auch vertraute Trainingsstrecke. Und trotz zweier Patzer bei der Dressur und beim Springen waren die beiden im Gelände so schnell, dass sie am Ende den Sieg bei den Assen mit nach Hause nahmen.

Für Maike Schonart und ihre Finally Fast war Sahrendorf eine ganz andere Premiere. "Es war die erste M-Prüfung, die ich mit meiner Stute geritten bin", erzählt die selbstständige Pferdewirtschaftsmeisterin vom Reitverein Overbeckhof Luhmühlen. Und glücklicher hätte dieser Aufstieg in die höheren sportlichen Kategorien nicht verlaufen können. Maike Schonart siegte mit ihrer Stute in der ersten Abteilung. Mit fünf Monaten hat sie ihre Finally Fast bekommen. Das ist neun Jahre her und auf die fleißige und talentierte Stute sind auch andere Vielseitigkeitsreiter aufmerksam geworden. "Aber bei jedem Angebot habe ich bisher Nein gesagt", so die Besitzerin, "Finally Fast, das ist eine Herzensangelegenheit, das Pferd gebe ich nicht her."