Es war das Boxereignis des Jahres im neuen Zentrum der Amateure am Braamkamp. Eine Hamburger Nachwuchsstaffel traf auf eine türkische Jugendauswahl von Fenerbahce Istanbul und Trabzon. Selbst ein paar tausend Kilometer von zu Hause weg schienen die Jungen aus der Türkei in der Hansestadt Heimrecht zu genießen.

Finkenwerder. In der mit Stuhlreihen bestückten Sporthalle wurde die türkische Fahne geschwenkt und zu Beginn des Vergleichskampfs gab es die Nationalhymnen beider Länder zu hören. Nur als Berat Aciksari zwischen die Seile kletterte, da wurde für die meist türkischstämmigen Zuschauer wieder Finkenwerder zum Mittelpunkt. Jedenfalls übertönten die "Berat-Rufe" alles andere rund um den Ring.

In dem Vergleichskampf der Städte trat das Nachwuchstalent des TuS Finkenwerder gegen Ömer Kaba an, im Jugendkampf bis 64 Kilogramm. Dieser Ömer, ein kleiner Draufgänger aus Trabzon, der türkischen Großstadt am Schwarzen Meer, hatte von seinen 48 Kämpfen 34 siegreich beendet und war als türkischer Vizemeister nach Hamburg gekommen. "Ich habe den Jungen von der Straße geholt", so hatte sein Trainer bei einem Empfang in Finkenwerder erzählt, "er war Schuhputzer." Dass Ömer Kaba aus Trabzon einer ist, der sich nach oben kämpfen will, bekam auch der viel größere Boxer aus Finkenwerder zu spüren. In der ersten Runde hatte Berat Aciksari sogar einen Purzelbaum im Ring geschlagen. Allerdings war er nicht durch die Fäuste seines Gegners zu Boden gegangen, er war gestolpert. Denn auch das Talent aus Finkenwerder ist in Hamburg kein Unbekannter. In seinen 51 Kämpfen hat er drei Hamburger Meistertitel geholt. Der Kampf der beiden war ausgezeichnet. Viele hielten ihn für den besten dieses Abends. Auch die Punktrichter mochten keinem der Jungen den Sieg zusprechen, entschieden auf Unentschieden. Eröffnet hatte den Vergleichkampf Yunus Öztürk vom TV Fischbek, der in der Gewichtsklasse bis 40 Kilo bei den Kadetten Batuhan Kilic aus Trabzon nach Punkten besiegte. Mahir Oral, Europameister der Profis, der seine Karriere beim TuS Finkenwerder begann, begrüßte besonders herzlich Okan Boz, ebenfalls türkischer Vizemeister. "Er kommt aus Elazig, der Geburtstadt meines Vaters", erzählte Ehrengast Mahir Oral, "in der Stadt haben sie nach meinem EM-Titel eine Straße nach mir benannt."

Den Vergleichkampf gewann der Hamburger Nachwuchs knapp mit 15:11 Punkten. Mecit Cetinkaya, Boxchef des TuS Finkenwerder, verabschiedete mit vielen Umarmungen die Gäste am Flughafen Fuhlsbüttel. Er hatte die sportliche Begegnung der Freundschaft in Hamburg organisiert.