Politisch sind die Weichen längst gestellt. Die Schulen bieten zunehmend Ganztagsbetreuung an. In Niedersachsen sind bereits 880 sogenannte Ganztagsschulen eingerichtet, davon zwölf im Landkreis Stade.

Stade/Buxtehude. Rund ein Drittel - also mehr als 1000 Schulen - werden es in Niedersachsen bald sein, die an drei Tagen in der Woche auch am Nachmittag unterrichten. Für die Sportvereine birgt diese Entwicklung die Gefahr, dass ihnen aufgrund des nachmittäglichen Unterrichts immer weniger Zeiten in den Sporthallen zur Verfügung stehen.

Doch diese Entwicklung birgt auch Chancen für die Vereine, wie bei einer Podiumsdiskussion des Kreissportbundes (KSB) Stade unter dem Motto "Sportvereine - starke Partner der Ganztagsschulen" vor gut 100 Vertretern der Vereine und Schulen deutlich wurde. "Die Sportvereine sind die idealen Partner für die Schulen", beschwor Karl-Heinz Steinmann, Geschäftsführer des Niedersächsischen Landessportbundes, die Kooperation zwischen Schulen und Sportvereine.

"Die Vereine werden aus den Hallen verdrängt. Wir können kaum noch richtig üben", beschrieb dagegen Wolfgang Watzulik, Präsident des Buxtehuder SV, die neu entstandene Lage durch die Veränderungen in der Schullandschaft als düsteres Szenario. Die Vereine verlören Mitglieder bei den Kindern und Jugendlichen. Positiv bewertete Wolfgang Struck den Trend zur Ganztagsbetreuung. Der Schulleiter der Haupt- und Realschule Fredenbeck ist zugleich Zweiter Vorsitzender des VfL Fredenbeck und wies darauf hin, dass zwischen seiner Schule und fünf Sportvereinen der Region mittlerweile 30 außerschulische Aktivitäten fest vereinbart sind und stattfinden. "Uns ist die Kooperation zwischen Schule und Vereinen schon gelungen", so Struck. Und er schickte deutliche Worte nach: "Die Kooperation mit den Ganztagsschulen ist die einzige Chance, die den Sportvereinen noch bleibt." Dass die Sportvereine schnell umdenken, forderte auch Stades Erster Stadtrat, Dirk Kraska. Letztlich hätten die Schulen in den Sporthallen Vorrang und niemand dürfe erwarten, dass die Umwälzung der Schullandschaft zu immer mehr Ganztagsbetreuung zurückgenommen werde. Schulen und Sportvereine dürften sich deshalb nicht als Konkurrenten begreifen. In Jork, so Schulleiterin Maike Metzinger, funktioniere die Kooperation zwischen Schulzentrum und den Vereinen TuS Jork und MTV Wisch bereits vorbildlich. "Die Vereine profitieren sogar davon", sagte sie. Voraussetzung sei, dass die Schulen und Sportvereine aufeinander zugingen.

Auch Lothar Marg, Leiter der Buxtehuder Hauptschule Nord, einer Brennpunktschule, sieht keine Konkurrenz zwischen seiner Schule und den Buxtehuder Sportvereinen. Im Gegenteil - glaubt man Sara Rolfs, Sozialarbeiterin an der Hauptschule Nord - kommen immer mehr sozial benachteiligte Kinder durch die Kooperation mit den Sportvereinen in Kontakt.