Es ist eine kleine, spielerische Szene am Rande der Sportanlage am Rotenhäuser Damm. Die Organisatoren des Fußballcamps haben eine Art Torwand aufgestellt, eine Blechtafel mit einem ganz großen Loch und drei kleineren Löchern.

Wilhelmsburg. Diese Art Zielscheibe ist vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) entwickelt worden und gehört zu den Aufgaben, mit denen sich Jugendliche das Fußball-Abzeichen verdienen können. Es eine muntere Schar kleiner Mädchen, die versucht, den Ball in das riesige Loch zu schießen. Es sieht so leicht aus, erweist sich aber als großes Hindernis. Die siebenjährige Fathma versucht es, auch Kim (11) und Özdem, gerade sechs Jahre alt. Die Mädchen müssen so schießen, dass der Ball abhebt. Für die meisten noch zu schwierig, sie haben gerade erst mit dem Fußball angefangen.

"Die Zukunft des Fußballs ist weiblich", hat DFB-Präsident Theo Zwanziger verkündet. In Wilhelmsburg heißt diese Zukunft 1. Frauen-Fußball-Club (FFC) Wilhelmsburg. Der Verein wurde vor drei Jahren gegründet, zählt inzwischen 90 Mitglieder, hat sechs Siebener-Teams für den Spielbetrieb gemeldet und zum ersten Mal zu einem Fußballcamp für Mädchen zwischen fünf und 18 Jahren eingeladen. "Dabei spielt es keine Rolle, ob die Mitglieder bei uns oder einem anderen Verein sind oder noch nie vorher Fußball gespielt haben", sagt Vereinsvorsitzende Cordula Naujoks. "Die fünf Tage hier auf der Anlage kostet die Kinder nichts." Täglich waren etwa 50 Mädchen bei den spielerischen Trainingseinheiten dabei.

Für den stürmischsten Auflauf hatte ein Ehrengast gesorgt. Serge Barbarez, langjähriger Bundesliga-Profi des HSV und heute im Vorstand, verteilte Autogramme an seine kleinen Verehrerinnen und verriet ein paar Tricks. Mit ihm war ein weiterer Ehrengast auf dem traditionsreichen Grandplatz im Herzen von Wilhelmsburg gekommen. Jan Karan, ein 70-jähriger Unternehmer, hat dem Hamburger Sport einen Integrations-Preis gestiftet. Mit dem wird die Vereinsarbeit gewürdigt und belohnt, die zur Integration der Kinder und Jugendlichen aus vielen Nationen beiträgt. Und dieser mit 10 000 Euro dotierte Preis war vor einem Jahr dem 1. FFC Wilhelmsburg zuerkannt worden. "Allein in unserem kleinen Verein sind Kinder aus 25 Nationen", sagt Cordula Naujoks, "und wenn es dann die Mädchen in der Familie sind, die Fußball spielen wollen, müssen wir manchmal viel Überzeugungsarbeit bei Müttern und Vätern leisten." Auch die Mama von Özdem Ulusoy (13) hatte zunächst Einwände, als die Tochter zum Fußball drängte. "Sie hat gedacht, dass Jungens dabei sind."

Als reiner Frauenklub kann der Verein gerade in Wilhelmsburg leichter traditionelle Schranken überwinden. "Dabei sind es nicht immer religiöse Vorbehalte", sagt Cordula Naujoks, "manche der Mädchen haben ihre festen Aufgaben in der Familie. Die werden zu Hause gebraucht." Um so größer ist die Freude, wenn sie mit ihren Freundinnen hinter dem Ball hertoben können. Das erste Fußballcamp für Mädchen war ein wichtiger Schritt dazu.