Marion Böhlecke gewinnt das Finale gegen Sigrid Rinow (SV Blankenese) am Ende souverän in zwei Sätzen.

Harburg. Immer wieder ruhig und mit präziser Sicherheit bringt Isabel Behncke ihre Bälle bis an die Grundlinie zurück. Dabei lässt sie ihre Gegnerin nach rechts und links laufen, treibt sie immer weiter nach außen. Dann, als Ursula Rüdiger es nicht mehr aus der Ecke zurück schafft, kommt der entscheidende Ball. Nur die Besiegte stöhnt laut auf. "Heute habe ich mich nicht gut verteidigt", stellt Ursula Rüdiger fest, als alles vorbei ist und sie sich den letzten Schweißtropfen aus dem Gesicht wischt. "Sie konnte alles mit mir machen, was sie wollte."

Isabel Behncke, die geduldige Taktikerin auf dem Tennisplatz, blieb auch in ihrem Erfolg freundlich und bescheiden. Sie war sozusagen das neue Gesicht beim 14. Seniorinnen-Cup, zu dem der Harburger Tennis- und Hockey-Club in der Turnerschaft Harburg (HTuHC) auf seine Anlage am Vahrenwinkelweg geladen hatte. Im vergangenen Jahr gerade Mutter geworden - Tochter Josephine ist inzwischen 18 Monate alt - konnte die Spielerin vom Neugrabener TC erstmals für die Damen 40 melden und siegen. Das Finale gegen Ursula Rüdiger, Dauergast und mehrfache Turniersiegerin beim HTuHC, hatte sie mit 6:2 und 6:2 für sich entschieden.

Als Klubchef Wolfgang Ahlf und Reiner Stegenwallner von der Turnierleitung zum obligatorischen Schluck Sekt mit den Finalistinnen anstießen, meldete sich das Handy von Isabell Behncke. Mitten in der Glückwunsch-Zeremonie hörten die Umstehenden: "Ja, die Eier kannst du verwenden." Ob ihr Mann wissen wolle, wie man ein Ei in die Pfanne schlägt, kam prompt die Frage aus der Runde. "Mein Mann ist ein sehr guter Koch", antwortete die Siegerin und lachte. "Er hat nur gefragt, ob er die Eier nehmen könne, die ich zum Backen zurückgelegt hatte." Isabel Behncke, bei der chinesischen Staatsreederei Cosco in Hamburg beschäftigt, wollte einen Kuchen mitbringen, wenn sie in den nächsten Tagen ihre Kollegen besucht. Ursula Rüdiger, Chemie-Ingenieurin und bei einer Firma in Lüneburg Projektleiterin für die Entwicklung eines Klebstoffes, spielt seit drei Jahren in der ersten Damenmannschaft von Grün-Weiss Harburg. "Wir sind gerade aus der Regionalliga abgestiegen", sagt sie.

Während die Finalistinnen der Damen 40 bereits Sekt tranken und plauderten, waren vom Nebenplatz noch kurze, ärgerliche Aufschreie zu vernehmen. Dort kämpfte Marion Böhlecke, einzige Finalistin vom gastgebenden HTuHC, noch immer gegen Sigrid Rinow von der SV Blankenese. Es ging um den Turniersieg bei den Damen 50. Marion Böhlecke hatte im ersten Satz bereits mit 5:3 geführt, aber drei Satzbälle nicht durchbringen können. Schließlich hatte sie den ersten Satz doch mit 7:5 für sich entschieden. Im zweiten Satz lag sie mit 5:2 vorn und wollte nicht noch einmal so lange kämpfen. Ihre Gegnerin schlug von der Grundlinie zurück. Die Harburgerin lief ein paar Schritte, ein weicher Stoppball - das war der Sieg. Als die Harburgerin ihrer Gegnerin aus Blankenese entgegen ging und deren Glückwunsch entgegen nahm, lachte sie laut und glücklich. Und ein ganz klein wenig Schadenfreude hatte da mitgeklungen. "Ich habe natürlich erkannt, dass sie nicht so gerne läuft", erzählte Marion Böhlecke, "deshalb habe ich versucht, so viele Bälle wie möglich gleich hinter dem Netz aufkommen zu lassen. Das mochte sie überhaupt nicht." Aber es ist genau dieses Spiel mit den Schwächen ihrer Gegenspielerin, der Zweikampf, das harte Duell zweier Persönlichkeiten, das Marion Böhlecke am Tennis so liebt und bei dem sie am besten Stress und Ärger aus dem Alltag abbauen kann. "Drei- oder viermal in der Woche spiele ich Tennis", sagt die Siegerin. "Besonders gerne gegen Ursula Rüdiger, weil die genau so eine Kämpferin ist wie ich."

Ursula Rüdiger hatte gemeinsam mit Kerstin Ludewig-Heck (Harburger TB) danach das Damen-Doppel 40gegen Heike Thiemann und Brigitte Peters vom Neugrabener TC gewonnen, nach langem Kampf mit 7:5; 4:6; 6:4. Im Finale der Damen 60 versuchte sich Liselotte Möller vom Harburger SC gegen die Abonnementssiegerin Telsche Andree (SV Blankenese) zu wehren, unerlag aber 1:6 und 2:6.