Mirko Plate und Paul Weber gewinnen im Zweier-Canadier. Jasper Eckert wird am Vierwaldstättersee Fünfter im Einer.

Harburg. Auf ihrem Renn-Canadier, mit dem die jungen Harburger Wildwasser-Kanuten in ihre internationale Karriere starten, steht hinten in Weiß ein Doppel-Name - Roock/Schmidt. Das sind die Erbauer des Bootes aus Kohlefaser. Beim Wassersport-Verein Süderelbe aber sind Hermann Roock und Norbert Schmidt sozusagen die Urahnen des sportlichen Welterfolges, der den WV Süderelbe wohl zum erfolgreichsten Sportverein Hamburgs machte. Die beiden waren es, die den ersten Weltmeistertitel an die Süderelbe holten. Das ist fast 50 Jahre her. Aber dann folgten Ernst Libuda und Brigitte Gödecke, längst mit Norbert Schmidt verheiratet, und die Brüder Johannes und Florian Wohlers, die nationale und internationale Titel sammelten. Und heute, im Jahr 2009? Da sind es Mirko Plate und Paul Weber, die jetzt das erste Mal daran gehen, das große Erbe anzutreten. Und die beiden treten sofort in die Fußstapfen der Erfolgskanuten, holen bei den Juniorenweltmeisterschaften in Buochs am Vierwaldstättersee in der Schweiz die erste Goldmedaille für Deutschland. Paul Weber und Mirko Plate gewinnen ihr Rennen im Zweier-Canadier mit einem Vorsprung von 23 Sekunden vor Tschechien und dem überraschungsdritten aus der Schweiz. Auch im Einer-Canadier überzeugt ein Athlet vom WV Süderelbe. Jasper Eckert (17) wird Fünfter. Einen besseren Start kann es nicht geben. Trainerin Brigitte Schmidt strahlt: "Das harte Training hat sich ausgezahlt."

Vater Frank Plate hat die Jungen, mit dem Rennboot auf dem Dach, zur Nationalmannschaft chauffiert. Ihm war Sohn Mirko auch nachgeeifert, als er das erste Mal in ein Kanu kletterte. Das ist drei Jahre her und Mirko, der im August 17 wird, war da noch Fußballer bei Grün-Weiss Harburg. Paul Weber, der noch keine 15 Jahre alt ist, fand bereits vor fünf Jahren in die Wildwasser-Gruppe von Brigitte Schmidt. "Damals haben wir in Maschen gewohnt", erzählt der Blondschopf, der so verschmitzt lächeln kann. "Inzwischen wohnen wir in Blankenese und ich komme mit der S-Bahn einmal quer durch Hamburg zum Training."

Und das seit einem halben Jahr fast täglich. Es ist erst sechs Monate her, dass die beiden Jungen, bis dahin bei den nationalen Rennen immer nur im Einer-Kajak unterwegs, in den Zweier-Canadier stiegen. Und da mussten die Jungen wohl erstmals in ihrem Leben richtig lernen, was das wirklich heißt: "Wir sitzen zusammen in einem Boot."

Vorn Mirko Plate, der Ältere, der Größere, der Kräftigere. Hinten Paul, der praktisch und auch sprichwörtlich das Ruder in der Hand hält. Und auf die Frage, ob sie nicht doch gelegentlich aneinander geraten, da sie so extrem aufeinander angewiesen sind, lacht Mirko und der kleine Paul stöhnt auf, "weil der Mirko manchmal doch recht bockig ist".

In einem aber stimmen die beiden voll überein. "Seit wir zusammen im Boot knien, haben wir uns viel besser kennen gelernt", sagt Mirko, "wir sind richtige Freunde geworden."

Für die WM in der Schweiz hatten sie sich bei den deutschen Meisterschaften auf der Möll in Kärnten qualifiziert. Da sie im Canadier-Zweier keine richtige Konkurrenz hatten, hat der Bundestrainer ihre Leistung als Maßstab für die Qualifikation gewertet. "Im Rennen selbst wissen wir ja nicht, wie wir zur Konkurrenz liegen", sagt Mirko Plate, "da kann man nur eins, alles, wirklich alles geben, was in einem steckt. Und wenn du im Ziel weißt, du hast alles gegeben - das ist ein ganz tolles, unglaubliches Glücksgefühl."