Auf den Flächen, die im Winter vereist waren, wurde im Sommer Tennis gespielt. Heute ist Hockey das Aushängeschild des Vereins.

Heimfeld. Es gibt immer wieder diese stillen Augenblicke für Dierk Seibt, an einem der Freitagnachmittage. Dann steht der Vorsitzende der Tennisgesellschaft (TG) Heimfeld auf dem kurzgeschorenen Rasen vor dem Klubhaus, wandert ein paar Schritte, schaut nach rechts, auf das grüne Hockeyfeld und sieht den Kindern zu. "Die Kleinsten, die Vierjährigen, noch unbeholfen mit ihren Hockeyschlägern. Die werden sehr liebevoll und spielend von unserer ersten Damenmannschaft betreut. Oft mehr als 100 Kinder tummeln sich dann auf unserer Anlage."

Dierk Seibt erzählt gern von diesen Augenblicken. Er denkt dann zurück, wie er selbst als Knirps hier oben "Am Waldschlösschen" heimlich in den Schießwällen gespielt hat, die zu den nahen Kasernen gehörten. Und wenn er heute den Kleinsten bei ihrem sportlichen Spiel zuschaut, dann spürt er, wie jung und lebendig seine TG Heimfeld geblieben ist.

"Wir werden hundert" haben sie auf die Flyer mit dem Festprogramm in Rot drucken lassen. Am Freitag um 18 Uhr wird auf der Klubanlage zuerst die Schlemmermeile und um 20 Uhr das Zirkuszelt eröffnet. Um 22.45 Uhr lassen sie es in Heimfeld richtig krachen. Dann wird ein Feuerwerk abgebrannt. Beim offiziellen Festakt am Sonnabend um 11 Uhr hält Hamburgs ehemaliger Bürgermeister Henning Voscherau die Festrede. Schließlich war und ist der noch immer seit Jahrzehnten Gegner für viele aus der reiferen Heimfelder Hockey-Generation. Höhepunkt ist von 19 Uhr an das Sommerfest im Zirkuszelt.

Die 138 Personen, die sich am 24. Mai vor 100 Jahren im Ratskeller an der Harburger Schlossstraße einfanden und den "Harburger Sportverein" gründeten (1928 in TG Heimfeld umbenannt), waren ganz besonders für das Neue und Moderne aufgeschlossen. Viele unter den damals 61 000 Harburger Bürgern werden jedenfalls die Nase gerümpft haben, als sie hörten, dass ein Verein zur "Pflege des Tennis- und Eissports" gegründet worden war. Dieser neumodische Kram, mit einem Schläger auf einen kleinen Ball einzudreschen, war aus England herübergekommen und hatte sich in Hamburg schon auf der Uhlenhorst und im Eissportverein vor dem Dammtor ausgebreitet. Dass bei diesen Anfängen Eis- und Tennissport zusammen gehörten, war damals logisch. Auf den Flächen, die im Winter vereist waren, wurde im Sommer Tennis gespielt.

Bereits am 1. Juni 1909, so ist es in der Vereinschronik festgehalten, konnten in der Haasestraße vier Tennisplätze und ein 50 Quadratmeter großes Gartenhaus als Klubhaus bezogen werden. Das Gelände vor allem hatte der Fabrikbesitzer Arnold Mergele gestiftet, und bereits 150 Mitglieder hatten Anteilsscheine über je 100 Mark gezeichnet.

Auch das ist 100 Jahre her. Aber alte Harburger reden noch immer gern vom Klub der Millionäre aus dem Harburger Goldstaub-Viertel, wenn sie auf die TG Heimfeld zu sprechen kommen.

"Das ist doch ein Blödsinn", reagiert der sonst so umgängliche Dierk Seibt ärgerlich. "Wir sind ein Klub wie jeder andere und haben die gleichen Sorgen und Probleme wie unsere Nachbarvereine. So sind wir dabei, Pläne für eine Renovierung der Zwei-Feld-Tennishalle zu erstellen und vor allem die Finanzierung hinzubekommen."

Wenn es einen starken Leitfaden gibt, der sich durch die 100 Jahre gelebten Vereinssport zieht, dann ist es die familiäre Bindung, oft über Generationen hinweg. "Von Familien wie Asbeck, Christiansen, Hagemann, Hastedt, Kalischer, Mergell, Prien, Renck, Thörl, deren Mitglieder vor 100 Jahren Anteilsscheine kauften, sind Nachfahren noch heute bei uns Mitglieder", betont der Vorsitzende. "Und in unserer Klubzeitschrift ist ein Foto der Familie Günther, von denen 20 bei uns Mitglieder sind." So hat sich denn die TG Heimfeld über die Jahrzehnte hinweg einen anderen Titel erworben: "Heiratsklub". Und Dierk Seibt vergisst nicht zu erwähnen: "Neulich ist eine Familie mit neun Kinder bei uns eingetreten. Das hat uns alle sehr gefreut."