Das traditioneller Kanu-Slalom des MTV Luhdorf-Roydorf: Vize-Europameister Nico Bettge aus Magdeburg ist als prominenter Gast dabei.

Winsen. Alle Jahre wieder das gleiche Schauspiel und Faszination beim Kanu-Slalom des MTV Luhdorf-Roydorf. Oben auf der Brücke haben sich die Zuschauer versammelt. Sie schauen hinunter, wo direkt zu ihren Füßen die Luhe wild und schäumend herausschießt aus dem Wehr, das vom Elektrizitäts-Werk extra für die Sportler geöffnet wurde. Ein Junge im Kajak kommt von der Seite, schiebt sein Boot in den Wasserschwall, wird blitzschnell nach unten gedrückt, muss sein Kajak stoppen, drehen, durch die zwei grünen Torstangen balancieren. Es werden 20 Jahre her sein, da haben auf dieser Brücke die beiden kleinen Brüder Andernach gestanden und sich vom Tanz über die Wellen und durch die aufgehängten Torstangen mitreißen lassen. Sie begeisterten sich und ihren Freund Ole Siegismund für diesen Spezialsport auf der Luhe. Und in der Kanusparte des MTV Luhdorf-Roydorf begann eine ungewöhnlich erfolgreiche Ära, die langsam ausklingt.

Als Erster von den Dreien, zu denen vor mehr als zehn Jahren auch noch Torgen, der jüngere Siegismund-Bruder, zählte, ist im Herbst Lars Andernach weggezogen. Der 30-jährige Diplom Chemiker macht in Mainz seinen Doktor. Als Cheftrainer der Abteilung hatte er in den vergangenen Jahren mit Kira Kubbe ein neues Talent nach vorne gebracht. Die A-Schülerin wurde 2011 deutsche Meisterin im Einer-Canadier. Wenn Kira als Titelverteidigerin bei den nationalen Schülermeisterschaften am 16. Juni im bayrischen Günzburg startet, wird Lars Andernach noch einmal an ihrer Seite sein. Zu Hause hatten der zwei Jahre jüngere Bruder Marcus und Ole Siegismund das Training übernommen. Die beiden haben gemeinsam in Magdeburg studiert, zusammen in einer WG gewohnt und meist täglich gemeinsam trainiert. Anfang des Jahres wurde Ole Siegismund, 30, als Cheftrainer vom KSV Schwerte verpflichtet, wo er auch Aufgaben als Landestrainer von Nordrhein-Westfalen übernimmt.

Marcus Andernach hat ein zweites Studium als Wirtschaftsingenieur in Lüneburg begonnen. Noch ist er selbst fast täglich mit seinem Canadier auf der Luhe, trainier zweimal in der Woche den Nachwuchs und noch häufiger Kira Kubbe. Auf der 14-Jährigen und dem 21 Jahre alten Torgen Siegismund bauen Luhdorfs Slalom-Spezialisten ihre Zukunft auf. "Torgen, aber auch Arne Bleckert und Christoph Schmidt, der Sohn unseres Abteilungsleiters, werden ihren Trainerschein machen", sagt Marcus Andernach, "wir wollen die über so viele Jahre gewachsenen Strukturen natürlich erhalten und, wenn möglich, verbessern. Wir müssen aus unserer sehr schönen und erfolgreichen Zeit möglich viel in die Zeit hinüberretten, wenn wir endgültig abgetreten sind."

Bei ihren zwei Regatta-Tagen auf der wild gemachten Luhe hatten die Gastgeber diesmal hohen Besuch aus Magdeburg, einer der Hochburgen des nationalen Slalomsports. So konnte der Nachwuchs Nico Bettge bewundern, der im Einer-Canadier Vizeeuropameister mit der Mannschaft ist. Der zweite Star aus Magdeburg, Simon Schwanholt, gehört der U23-Nationalmannschaft an.

Beim traditionellen Slalom auf der Luhe hatte die deutsche Meisterin Kira Kubbe im Canadier und Kajak alle Läufe gewonnen. Im Zweier-Canadier gewann sie im Mixed mit Torgen Siegismund, der bei den Herren mit Marcus Andernach dominierte. Torgen Siegismund war bei den Herren im Kajak zweimal Zweiter geworden. Die beiden Läufe wurden vom norddeutschen Meister klar gewonnen. Und der kommt vom Lüneburger KC. Florian Frenzel, als 18-Jähriger gerade in die Herren-Klasse aufgerückt. Und der Junge ist stark geworden, allein schon körperlich. "Mit dem Rad fahre ich zur Schule und zum Training, das sind meist 40 Kilometer am Tag", erzählt der ehrgeizige Kanute, der die Wilhelm-Raabe-Schule in Lüneburg besucht, "dazu arbeite ich mit Hanteln und im Kajak sitze ich ohnehin täglich." Häufig radelt er, wenn es der Stundenplan erlaubt, von der Schule zur Illmenau, trainiert und sitzt danach wieder in der Schule. Obwohl sich Florian Frenzel in Berlin den Nordtitel souverän erkämpfte, weiß er: "Bei den deutschen Meisterschaften kann ich höchsten auf den Plätzen zwischen zehn und 15. ankommen. Gegen die Spitzenathleten aus den Leistungszentren habe ich keine Chancen."

Bei der Regatta in Luhdorf gewann Lüneburgs Trainer Friedhelm Jost seine Kajak-Läufe in seiner Altersklasse, genau wie Bernd Wellhaus. Für den Lüneburger KC gewann bei der weiblichen Jugend Anika Menke beide Läufe im Einer-Canadier und Kajak. Bei der männlichen Jugend siegte Jan-Paul Gahlenbeck im Kajak.