800 jugendliche Handballer aus 65 Vereinen beim internationalen “Famila-Elbemasters“ vier Tage in Winsen zu Gast

Winsen. Noch haben sie nicht das Zentrum ihres internationalen Jugendturniers, die Winarena, erreicht. Noch muss die erfolgreichste Nachwuchsmannschaft der Handball-Gemeinschaft Winsen in der Halle der Berufsbildenden Schule um den letzten großen Einsatz kämpfen. Die A-Mädchen müssen im Halbfinale die Gegnerinnen von der SG Todesfelde/Leezen aus Schleswig-Holstein besiegen, dann würden sie im Finale stehen. Erst dann hätte das "Famila-Elbmasters 2012" seinen lautstark gefeierten Höhepunkt. Die Anfeuerungs- und Begeisterungstürme würden die Sporthalle der Winarena erzittern lassen. Dort an der Bürgerweide wurden am Pfingstmontag alle Finalspiele des Mammutturniers entschieden, an dem 65 Jugendmannschaften aus halb Europa am Start waren.

Lautstarke Unterstützung für die Winsener Lokalmatadoren

Laut wird es auch im Nebenschauplatz der Berufsschule. Die Winsener Mädchen sind zwar mit 5:8 in Rückstand geraten. Aber noch einmal keimt Hoffnung auf. Sofort johlen und trampeln die Zuschauer, wenn die Spielerinnen in blau nach vorne stürmen. Laura Carstens wirft das 5:8. Knapp drei Minuten sind noch zu spielen. Wieder Anfeuerung, wieder Applaus. "Perfekt, weiter so", schreit Trainer Jan Land ins Spielfeld. Es war erneut Laura Carstens, die auf 6:8 verkürzt. Im Vorjahr hatte Winsens leistungsstärkste Nachwuchsmannschaft im Halbfinale die gleichen Gegnerinnen besiegt und danach auch das Finale für sich entschieden. Da spielten sie noch als B-Mädchen und gewannen das Elbmasters bereits zum zweiten Mal. Aber diesmal sind die Gegnerinnen aus Todesfelde schneller, abgeklärter, kommen vor allem über die Außen immer wieder zu Toren. So erzielen sie eine Minute vor dem Ende auch das 6:9. Das bleibt der Endstand.

"Trotzdem, wir haben ja alles versucht", sagt Winsens Mannschaftsführerin Imke Etzien nach dem Abpfiff und ringt nach Atem. Wie lange die 18-Jährige an der Spitze dieser verschworenen Mädchen-Mannschaft steht, da muss sie überlegen. "Einmal bin ich gewählt worden", erinnert sie sich, "das muss in der C-Jugend gewesen sein. Danach haben die anderen immer genickt, wenn es darum ging, ob ich weiter mache."

Imke Etzien war fünf Jahre, als sie mit dem Handball begann. "Mit den meisten aus der Mannschaft spiele ich schon zehn oder mehr Jahre zusammen." Mit Lena Gerckens hat sie gerade das Abitur gemacht. Was ist denn die wichtigste Aufgabe einer Mannschaftsführerin? "Das ich die Nerven behalte, wenn es ganz eng wird im Spiel. Wenn in der letzten Minute noch ein Tor gemacht werden muss, geh ich nach vorne." Gelingt das dann auch? "Häufiger schon", sagt Imke Etzien und lacht.

Gerade erst haben die seit Jahren fast unverändert zusammen spielenden Mädchen den Aufstieg in die Oberliga gefeiert. Das ist das Höchste, was der weibliche Nachwuchs erreichen kann. "Deshalb haben wir beschlossen", so die Mannschaftsführerin, "in den Ferien drei Mal in der Woche zu trainieren. Wir wissen, wie stark die Oberliga ist."

Die sich über die Jahre gefestigten Freundschaften, der Zusammenhalt und vor allem auch der Ehrgeiz, das ist es, was diese Gemeinschaft zum Stolz der Handballer in Winsen macht. Auch, weil sie zweimal das Elbemasters gewinnen konnten.

Wenn die jungen Oberligaspielerinnen zu ihren weiten Auswärtsspielen mit dem Bus reisen - und hoffentlich laut singend die Heimreise antreten können - wird auch das von den Überschüssen mit finanziert, die bei dem Internatonalen Jugendhallenturnier erarbeitet werden. "Um die Jugendarbeit in der Handball-Gemeinschaft Winsen zu fördern", betont Malte Staiger, "haben wir vor zwölf Jahren das Famila-Elbemasters gestartet." Malte Staiger selbst ist seitdem Vorsitzender des Jugend-Handball-Turniervereins. "Den haben wir extra gegründet, damit unsere Hauptvereine TSV Winsen und HSV Stöckte nicht dafür gerade stehen müssen, falls wir mit unserer viertägigen Veranstaltung Geld verlieren." Ein Minus auf dem Konto hat es allerdings noch nie gegeben. Was Kassenwart Dirk Schaffeld am Ende für die Jugendarbeit übrig behält, ist sehr unterschiedlich. In diesem Jahr allerdings dürfte das Plus kräftig sein. Denn von den 800 jungen Sportlern, die aus allen Teilen Deutschlands, aber auch aus Polen, Litauen, Holland und Dänemark anreisten, haben etwa 700 jeweils 68 Euro für Frühstück und Abendessen und die Übernachtung in Schulklassen bezahlt. "Das Frühstück, der Getränkestand während der Turniertage, die gesamte Organisation einschließlich der Reinigung, das alles wird ehrenamtlich erledigt", hebt Malte Staiger hervor. "In diesem Jahr hatten wir 140 Helfer im Einsatz. Einige langjährige Turnierbesucher reisen sogar aus Bad Schwartau und Bremen an, um uns zu helfen. Nur der Rüdiger aus Heuchelheim, den hier jeder kennt, der hat sich diesmal entschuldigt. Er ist vor einer Woche Vater geworden."

Die A-Mädchen verloren nach ihrer Niederlage im Halbfinale auch den Kampf um Platz drei mit 6:10 gegen die SG Nied und wurden Vierte.