Gleich 17 Pferde erreichen das Stechen des S-Springens beim Maimarktturnier des Reit- und Fahrsport Nordheide in Jesteburg

Jesteburg. Schon als er das erste Hindernis anritt, setzten viele der Zuschauer an den Ständen ihre Bier- und Sektgläser ab. Lars Stange vom RV Fredenbeck mit seinem Collin drückte aufs Tempo. Das zweite, das dritte, das vierte Hindernis. Jetzt ein enger Bogen, dann die zweifache Kombination. Ein leises Scheppern der ersten Stange, sie wackelte aber sie hielt. Die mehr als 1500 Besucher rund um den Parcours waren längst verstummt. Der Wassergraben - mit 1,50 Metern das höchste der sieben Hindernisse im Stechen - kein Problem. Lars Stange galoppiert mit seinem Collin aufs letzte Hindernis zu, fliegt drüber und der Beifall bricht los. "Jetzt wackelt die Nordheide", setzte Heiko Behnke, der Mann am Mikrofon, noch einen drauf. Unter das Klatschen und Johlen mischt sich Gelächter. Dabei hat Lars Stange, der Mann vom Reitverein Fredenbeck, beim Stechen in Jesteburg nur den ersten Null-Fehlerritt vorgelegt. Die Uhr ist bei 45:33 Sekunden stehen geblieben.

Das Turnier des Reit- und Fahrsport Nordheide, dem die Organisatoren vor sieben Jahren den neuen Namen Maimarkt-Turnier und ein neues Konzept verordnet hatten, ging mit großem Sport zu Ende. Wegen der hohen Meldezahlen auf vier Tage ausgedehnt, war die 17. und letzte Springprüfung der Höhepunkt. Aber als sich beim S-Springen gleich Reiter mit 17 Pferden durch Null-Fehler-Ritte fürs Stechen qualifizierten, lautete die Frage: War der Parcours zu leicht? "Nein, überhaupt nicht", widersprach Jörg Peper, einer der erfahrenen Berufsreiter, der sich mit Classico und Carlos fürs Stechen qualifiziert hatte. "Das war ein anspruchsvoller Kurs. Aber es sind sehr viele gute Reiter am Start und die sind mit ihren besten Pferden gekommen".

Deshalb weiß jeder, dass er um jede Sekunde kämpfen und große Risiken eingehen muss. Wie Dania Koop, die Siegerin vom Vorjahr, mit ihrer "Holde Maid." In einem ganz engen Bogen ritt die Frau vom RC Hagen in Lüneburg die Kombination an und schon polterte die erste Stange. Aber die Rechtsanwältin im Sattel hatte noch nicht alles verspielt. Draußen, auf dem Abreitplatz, wurde inzwischen La Costa Rica, ihr zweites Pferd fürs Stechen vorbereitet.

Unterdessen kündigte der Sprecher den 19-jährigen Lennert Hauschild vom RV Sittensen mit den Worten an: "Dieser junge Mann hat in den zurückliegenden Turniertagen in Jesteburg mehrfach bewiesen, wie schnell er sein kann. Er wird deshalb schon Turbo Lennart gerufen". Und Turbo Lennart und sein Enjoy elektrisierten das Publikum. Zweimal ein Aufstöhnen der Zuschauer, die Stangen klappern aber fallen nicht. Dann, das Pferd mit gesenktem Kopf, der Reiter weit über den Hals gebeugt, flogen die beiden durch die elektronische Zeitmessung. "45,05 Sekunden. Das ist die Führung", jubelte es aus den Lautsprechern.

Die nächsten drei Reiter, Rene Dittmer (Harsefeld), Florian Böhner, der Landesmeister aus Sieversen und auch Knut Düe aus Luhmühlen blieben bei den sieben Hindernissen mit acht Sprüngen nicht ohne Fehler. Glenn-Vincent Gerner, einer der jungen Nachwuchsreiter vom RFV Eschem-Scharnebeck, hatte mit seinem Nachwuchspferd Vento im Stechen gleich die beiden ersten Hindernisse demoliert. Jetzt seine zweite Chance mit West Virginia.

"Das hier ist für die ländliche Reiterei schon die absolute Spitze", erläuterte am Rande Vater Gerner, während der Sohn auf die Startlinie zugaloppierte. "Diese schwere Prüfung geht eigentlich schon darüber hinaus." Der Sohn ritt diesmal vorsichtiger, nahm mit West Virginia Hindernis um Hindernis. Am Ende der dritte Null-Fehlerritt in diesem packenden Finale, aber nur in 47:70 Sekunden. Danach, als Vorletzte im Stechen, wurde noch einmal Dania Koop aufgerufen. Es dauerte ein wenig, bis sie mit ihrem La Costa Rica loslegte, schnell und schneller. Mit jedem Hindernis stieg die Spannung. "Vierundvierzig sechs-eins Sekunden", jubelte am Ende Heiko Behnke ins Mikrofon. "Das ist die Führung". Und es war der Sieg, wenn auch nur um einen Wimpernschlag.

Bei den Kindern gewann Franziska Kampmann (RFV Hamburg) vor Sina Brummer und vor der erst sechsjährigen Lina Meyer vom Reit- und Fahrverein Nordheide den Preis der Besten.