Springen unter Flutlicht ist der Höhepunkt beim Jesteburger Maimarktturniers

Jesteburg. Wie ein schwerer Vorhang umhüllt die Dunkelheit den Turnierplatz in Jesteburg. An den Bier- und Weinständen drängen sich die Menschen im Halbdunkel. Scheinwerfer auf vier hohen Lichtmasten überfluten den vorderen Teil des Springparcours mit gleißendem Licht. Aus den Lautsprechern ertönt die Stimme von Heiko Behnke: "Nächster Reiter ist Finn Brunckhorst vom Reit- und Fahrverein Estetal auf Lady Corofino." Der Reiter galoppiert auf seinem Schimmel aus dem Halbdunkel ins Licht. Springreiten unter Flutlicht war der spektakuläre Höhepunkt beim viertägigen Turnier des Reit- und Fahrvereins Nordheide, dem die Organisatoren den Markennamen "Jesteburger Maimarktturnier" aufgedrückt haben.

Finn Brunckhorst auf seiner weißen Schönheit Lady Corofino ist der dritte Starter bei dieser Sonderprüfung der S-Klasse. Das besondere für die Reiter und damit auch für die Zuschauer: An jedem Hindernis ist eine Tafel angebracht mit der Anzahl an Punkten, die für die erfolgreiche Absolvierung des Prüfungsteils vergeben werden.

Turnierchef Jürgen Mayer gerät beim Servieren der Kurzen ins Schwitzen

Der Reiter darf seinen Kurs selbst bestimmen, dabei jedes Hindernis von jeder Seite höchstens zweimal überspringen. Das schwierigste und höchste Hindernis ist der Joker. Der bringt 200 Punkte, wenn er überwunden wird. Fällt eine Stange, werden 200 Punkte abgezogen. Und genau das passierte Finn Brunckhorst, dessen Punktestand sich durch das Missgeschick auf 360 Zähler reduzierte.

Der Erste, der an dem kühlen Abend ins Schwitzen geriet, war Turnierchef Jürgen Mayer. Vor jedem Start sprintete Jürgen Mayer mit einem Tablett in der Hand an den Hindernissen vorbei und reichte dem Reiter zur Auswahl drei Kurze, einen Roten, einen Grünen und einen Klaren. "Und der Klare", erläuterte Jürgen Mayer den Spaß, "war pures Wasser."

Im Zwielicht war nicht zu erkennen gewesen, welches Gläschen Mayers Schwager Wolfgang Stahmleder vom Reitverein Scheeßel vor seinem Ritt geleert hatte. Als dessen Pferd Camelot vor einem Hindernis eine Vollbremsung hinlegte und der Reiter kopfüber aus dem Sattel flog, ging ein Raunen durch die Zuschauerränge. Wolfgang Stahmleder sprang aber sofort wieder auf und führte sein Pferd am Zügel aus dem Parcours.

Als Routinier angekündigt legte Jan Glißmann aus Hamburg-Sülldorf auf Olymp 720 Punkte vor. Das war die Führung. Als aus den Lautsprechern der Schlager "Lass uns fliegen" erschallte, ritt Sebastian Schreiber ins Scheinwerferlicht. Der Mann vom Reit- und Fahrsport Sieversen hatte seinen eigenen Fan-Klub dabei. Mit Toccina hatte er 220 Punkte geholt, erhöhte mit Joker auf 420 Zähler, legte mit dem nächsten Sprung 80- Punkte dazu und überflog auch das nächste Hindernis, was noch einmal 90 Punkte brachte. "Gib Gas Basti, gib Gas", rief dem Reiter ein unter einer Tanne stehenden Mädchen zu. Und das tat der Reiter aus Sieversen, hatte am Ende 760 Punkte auf seinem Konto. Das war der Sieg und der sportliche Abschluss und der Beginn der Mai-Party auf dem Turnierplatz in Jesteburg. "Die Letzten", meinte Jürgen Mayer mit belegter Stimme noch zwei Tage später, "haben erst morgens gegen vier Uhr den Weg nach Haus gefunden."

Gut vier Stunden später, um 8.30 Uhr, wurde die nächste Prüfung in Jesteburg eingeläutet: Ein Zwei-Sterne-M-Springen. Davon hatte es an den vier tagen zwei Prüfungen gegeben, dazu vier Prüfungen mit einem Stern und zum Finale am Sonntag ein großes S-Springen mit Stechen.

Auch am vierten Turniertag sind die Ränge voll

Auch am vierten Turniertag war die Tribüne voll besetzt und auf der so genannten Schlemmermeile drängelten sich die Besucher an den Ständen. Den Schlussapplaus verdiente sich Dania Koop vom Reit-Club Hagen. Auf La Costa Rica entschied sie das Stechen mit einem rasanten Null-Fehler-Ritt in 41,76 Sekunden zu ihren Gunsten. Dritter wurde Matthias Schägger vom Reitverein Harsefeld mit Airplay in 43,40 Sekunden vor Lars Stange vom Reit-Verein Fredenbeck auf Collin in 43,72 Sekunden.

Jürgen Mayer hat mit Hilfe von Hans-Joachim Giebel das Springturnier in Jesteburg in nur sechs Jahren zu einer bedeutenden Reitsportveranstaltungen der Region aufgebaut. Zu den Siegern bei den insgesamt 18 Prüfungen gehörten auch seine fünf jährige Tochter Lina und ihr Pony Anton. Den "Preis der Besten" gewann Michelle Krug auf Sterngreifer vom RFV Nordheide.