Der 76 Jahre alte Günther Leck hat seit 1980 mehr als 18 000 Kilometer in 30 Ländern und auf 47 Inseln zurückgelegt

Winsen. Der Star beim 27. Stadt- und Deichlauf des TSV Winsen war ein stiller. Keiner, der sich auf den letzten Metern von den Zuschauern feiern lässt, als Erster über die Ziellinie stürmt und bei der Siegerehrung den größten Pokal abräumt. Und doch fiel er auf, der Läufer mit der symbolträchtigen Startnummer 1000. Denn Günther Leck, der 76 Jahre alte Dauerläufer vom gastgebenden TSV Winsen, bestritt auf dem Stöckter Deich den 1000. Volkslauf seiner Karriere.

Als er nach 35:23 Minuten für den 5,8 Kilometer langen Familienlauf das Ziel auf dem Schlossplatz als Zweiter der Altersklasse M 75 erreichte, wartete Ehefrau Anneliese Leck schon mit einem speziellen Präsent. Aus Salzteig hatte sie ihrem Günther eine Medaille mit der Zahl 1000 gebacken. "Natürlich heimlich, damit er nichts mitbekommt", erzählt die 73-Jährige, die selbst 706 Volksläufe absolviert hat.

Begonnen hatte die Laufsportkarriere von Günther Leck, über die der ehemalige Postbeamte akribisch Buch führt, am 18. Mai 1980 in Winsen. Beim inoffiziellen Vorgänger des heutigen Stadt- und Deichlaufs nahm der seinerzeit 43-Jährige nach zweijährigem Lauftraining erstmals an einem Wettkampf teil. Bis sich der Kreis jetzt in Winsen schloss, hat er in 31 Jahren exakt 18 152,7 Wettkampfkilometer, darunter 35 Marathonläufe, zurückgelegt. Mit Training sind es mehr als 70 000 Kilometer. In 30 Ländern, auf 47 Inseln und sogar auf Kreuzfahrtschiffen ist Günther, meist gemeinsam mit seiner Anneliese, schon gerannt. Beide betten ihre Starts gern in längere Laufreisen ein. "Egal, ob auf Grönland oder Hawaii: du triffst überall Bekannte", beschreibt der Jubilar die Faszination des Laufens.

Vor zwei Jahren wollte Günther Leck mit dem Laufen aufhören, weil er immer langsamer wurde. Mittlerweile hat er sich mit seinen Zeiten von etwa sieben Minuten pro Kilometer arrangiert, betreut in der Stolpertruppe Winsen sogar die spezielle Trainingsgruppe 7plus. "Nur ein Narr ändert seine Meinung nicht", schmunzelt der sympathische Dauerläufer über sich selbst. Und so ist die Urlaubsplanung dieses Jahres voll auf die zehn weiteren Volksläufe im Landkreis Harburg ausgerichtet...

"Bis zum Ende herrschte Trubel auf dem Schlossplatz. So hatten wir uns das gewünscht", zog Organisator Klaus Fischer ein positives Gesamtfazit. Exakt 859 Läufer und Walker, und damit zehn Prozent mehr als vor Jahresfrist, wurden bei abermals prächtigem Sonnenschein im Ziel gezählt. Für Seriensieger Tim Tomczak endete über 10,8 Kilometer eine fast schon unheimliche Siegesserie. Der LG-Nordheide-Renner fand in Falko Vehling aus Kiel, dem Achten der Hallen-DM über 1500 Meter, seinen Meister. In erstklassigen 34:19 Minuten nahm der 26-Jährige dem zwei Jahre älteren Tomczak fast eine Minute ab.

Um ein Haar an der gesamten männlichen Konkurrenz vorbeigestürmt wäre Jana Sussmann. Frisch aus dem Trainingslager auf Texel in den Niederlanden zurück, lief die 20 Jahre alte Hindernisspezialistin von der LG Nordheide die 5,8 Kilometer in 19:20 Minuten. Drei beziehungsweise eine Sekunde schneller waren nur der deutsche Jugendvizemeister Andreas Lange (LG Reinbek/Ohe) und Fynn Paul Timm aus Lüneburg. "Gefühlt habe ich gewonnen", schmunzelte Sussmann.