Lokalmatador Nikias Arndt hält lange an der Spitze mit, kommt mit dem Hauptfeld in der Buchholzer Innenstadt ins Ziel

Buchholz. Wieder einmal Weltklasse-Radsport mit schäumender Vatertagsstimmung in Buchholz. Den zum 21. Mal ausgefahrenen Großen Preis über 40 Runden gewann im Spurt einer elfköpfigen Spitzengruppe der junge Tino Meier von der neu aufgebauten Mannschaft LKT Brandenburg. Zweiter wurde Altmeister René Birkenfeld vom Hamburger Stevens Racing Team.

"Das ist die Zukunft des deutschen Radsports hier in Buchholz", ließ Kommentator Henning Tonn über Lautsprecher die Freunde des Radsports und die trinkfreudigen Vatertags-Wanderer mit Bollerwagen an der Strecke wissen. Und tausendfaches Gelächter und heiterer Applaus schallte zurück. Die Zuschauer hatten, noch bevor der Große Preis der Profis gestartet war, ihren kleinen Liebling gefunden. Rebecca Kowalke, eine neun Jahre alte Berliner Göre, strampelte mutig und verbissen beim Rennen der Altersklasse U 11 dem ganzen Feld hinterher. "Aber das ist der Kampfgeist", so der Kommentator, "aus dem heraus einmal die Großen erwachsen."

Genau so übrigens hatte als Elfjähriger auch Nikias Arndt hier in Buchholz einmal begonnen. Als sich jetzt, beim 21. Großen Preis nach drei Runden das erste Mal eine Spitzengruppe absetzte, war der Jungprofi aus Maschen mit vorn dabei. "Ich muss ja jetzt sehen, dass ich meine Preisgelder zusammen fahre", erzählte der 18-Jährige, als er sich auf den Start in Buchholz vorbereitete. "Ich will ja einmal vom Radsport leben."

Nikias Arndt war zwölf Jahre, als er von den Eltern in Maschen wegzog ins Radsport-Internat nach Cottbus. "Sich die Hosen und Strümpfe selbst waschen und auch so sein Leben organisieren, das war schon nicht einfach", blickt er noch einmal zurück. "Aber großes Heimweh hatte ich nicht. Und bisher hat es sich ja auch gelohnt."

Obwohl, als Jungprofi im Lausitzer Klärtechnik-Team (LKT) kommt noch nicht so viel Geld aufs Konto, dass er und Freundin Anna Noack davon allein leben könnten. Sie geht noch zur Schule und jobbt nebenbei. Er bekommt knapp 400 Euro von der Sporthilfe und hat auch in Vater und Mutter erwartungsvolle Sponsoren. Das Trainingspensum des 18-Jährigen summiert sich auf 20 000 Kilometer im Jahr. "Rennen fahre ich an jedem Wochenende", sagt Nikias Arndt. Zwei Tage nach Buchholz kommt schon das nächste in Cottbus, wo er mit der Freundin eine eigene Wohnung bezogen hat.

Nikias Arndt ist nicht das einzige Talent aus Buchholz und dem Landkreis Harburg, das als Kind beim Rundstreckenrennen in Buchholz erste Erfolge feierte. Da ist Paul Martens aus dem Nachwuchsteam von Blau-Weiss Buchholz, der zur Zeit für einen holländischen Rennstall in Kalifornien strampelt. Und Karl-Christian König, eigentlich ein Bahnspezialist, verdient sein Geld bei einem Rundstrecken-Rennen im Iran.

Beim Großen Preis von Buchholz waren auch diesmal neben zwei Weltmeistern auch elf Landesmeister mit auf den 40 Runden über 112 Kilometern unterwegs. Und es waren trotz der Kälte wieder Tausende, die das hochklassige Rundstreckenrennen verfolgten. Nikias Arndt fuhr ein beherztes Rennen gefahren und kam am Ende mit dem Hauptfeld ins Ziel.