Harburg. Das große Harburger Hafenfest bietet an drei Tagen Musik, Bootsfahrten, Aktionen und Informationen zum Nulltarif.

„Wir stehen seit heute morgen voll unter Dampf“, sagte Rainer Makarenko auf dem „Sauger IV“ zu einigen Besuchern, die an Bord kommen. Unter Volldampf steht nicht nur die kolossale, mit Dampfmaschinen angetriebene ehemalige Pumpstation zum Abtransport von Baggergut, sondern eigentlich alle aktiven Teilnehmer vom HarburgerBinnenhafenfest.

Bei perfektem Wetter füllten die Besucher die Festmeile vom Kanalplatz bis jenseits der Klappbrücke über den Lotsekanal, warteten am Sonnabend geduldig in der Schlange beim überlasteten Bootsshuttle-Dienst oder am Schwenkgrill, enterten Schiffe und begleiteten ihre Kinder zu den Stationen der „Stempelregatta“.

Harburger Binnenhafenfest: Lange Warteschlangen an Gastro-Ständen

Erstmals seit der Pandemie startete das von der KulturWerkstatt Harburg, dem Museumshafen Harburg und dem Yachtclub Hansa organisierte Hafenfest in alter Größe mit der Hauptbühne und viel Gastrobetrieb auf dem Kanalplatz. So bunt wie das Angebot waren die Besucher: Am Freitagabend lockte ein Rockprogramm mit begleitendem Bierausschank bis Mitternacht rund 2500 Harburger auf den Kanalplatz. Die Wochenendtage zogen Besucher auch aus dem Umland und aus den nördlichen Hamburger Bezirken an.

Allerdings hatten S-Bahn-Fahrgäste von nördlich der Elbe erschwerte Bedingungen: Die Strecke war wegen geplanter Arbeiten unterbrochen. Fahrgäste der S3 mussten zwischen Wilhelmsburg und Harburg Rathaus auf den Busersatzverkehr ausweichen. „Wir wussten beim Aussteigen gar nicht, wo wir waren und haben uns erst einmal in Harburg verlaufen“, sagte eine Eppendorferin, deren Feststimmung merklich getrübt war.

Der voll besetzte Zweimaster „Johanna“ passiert das Zollschiff „Kehrwieder“ und den orangefarbenen „Sauger IV“ an den Kais des Lotsekanals.
Der voll besetzte Zweimaster „Johanna“ passiert das Zollschiff „Kehrwieder“ und den orangefarbenen „Sauger IV“ an den Kais des Lotsekanals. © HA | Angelika Hillmer

Insgesamt strahlten aber Tausende Gesichter mit der Sonne um die Wette. Viele Besucher nutzten am Haupttag Sonnabend den kostenlosen Bootsshuttle zum Tag der Offenen Tür der Wasserschutzpolizei am nördlichen Rand des Binnenhafens. Die sieben sehr unterschiedlich großen Shuttleboote waren von 12 bis 17 Uhr im Dauereinsatz und pendelten nonstop zwischen dem Kanalplatz und dem Anleger des Traditionsseglervereins Clipper neben dem markanten türkisfarbenen Polizeigebäude hin und her.

Auch die Schiffe, Harburger Vereine und Gastronomen entlang des Lotsekanals hatten regen Zulauf. Auf dem „Sauger IV“ schlängelten sich kontinuierlich Technikinteressierte durch den warmen, nach Öl riechenden Dampfmaschinenraum. Schon am Sonnabendabend hatte das Team rund 1300 Besucher gezählt.

Harburger Binnenhafenfest: Deutsches Hafenmuseum schickte „Schutendampfsauger IV“

Gerd Rohlfshagen, Lutz Kuller und Rainer Makarenko (v. l.) gehören zur zehnköpfigen Crew, die den
Gerd Rohlfshagen, Lutz Kuller und Rainer Makarenko (v. l.) gehören zur zehnköpfigen Crew, die den "Sauger IV" betriebsfähig hält. © HA | Angelika Hillmer

Der 1909 erbaute Sauger ist eine schwimmende Arbeitsplattform, die bis 1989 bei den Baggereinsätzen im Hamburger Hafen ihren Dienst tat. Nun wurde der unter Denkmalschutz stehende „Schutendampfsauger“ mit einem Schubschiff von seinem Liegeplatz unweit des Viermasters „Peking“ am Deutschen Hafenmuseum in den Binnenhafen bugsiert – und war durch seine Größe und den leuchtend orangefarbenen Anstrich das auffälligste Ausstellungsstück im Museumshafen Harburg.

„Der Sauger war früher die Verbindung von den Baggerschiffen zu den Spülfeldern an Land“, sagt Lutz Kuller vom zehnköpfigen Team aus ehrenamtlichen Technikern, das die Maschinenanlage weiterhin fit hält. „Eimerkettenbagger haben das wässrige Baggergut auf Schuten gefüllt. Die transportierten es zum „Sauger IV“, der über eine Rohrleitung fest mit dem Spülfeld verbunden war. Er saugte das Baggergut ein und pumpte es an Land.“ Beim Dampfbetrieb auf dem Binnenhafenfest schoss von Zeit zu Zeit klares Hafenwasser durch zwei Rohre in den Lotsekanal.

Rund 30.000 Besucher genossen an den drei Tagen das maritime Fest

30 Auftritte, verteilt auf drei Bühnen und drei Tage, boten ein breites Musikspektrum mit Schwerpunkt auf Harburger Künstlern. Auf der Container- und der Waggonbühne an den Kais des Museumshafens waren Folk und viele maritime Songs zu hören, auf der Hauptbühne musizierten Rockbands, aber auch der Chor der Kita Unizwerge.

Pia (8), Jörn (5) und Ella (4) basteln sich Indianer-Stirnbänder.
Pia (8), Jörn (5) und Ella (4) basteln sich Indianer-Stirnbänder. © HA | Angelika Hillmer

Der verhalten gestartete Sonntag lief gegen Mittag zu voller Form auf - am Nachmittag flanierten Hunderte Menschen entspannt an den Kaikanten entlang. Andere lauschten den Bands auf dem Kanalplatz. Der Tag war noch etwas familiärer geprägt als der Sonnabend, mit abgespecktem Shuttledienst, der an diesem Tag zum Yachtclub Hansa Harburg fuhr. Auch hier bildete sich am Nachmittag wieder eine Warteschlange.

Harburger Binnenhafenfest: Vereine animieren Zuschauer zum Mitmachen

Gegen 16 Uhr verließen die ersten Gastschiffe den Hafen. Mit den letzten Auftritten von Frollein Motte (Hauptbühne) und Die Tüdelband (Waggonbühne) klang das Hafenfest 2023 um 18 Uhr aus. "Ich habe viele glückliche Gesichter gesehen", sagt Martina Siebert von der Kulturwerkstatt Harburg, Sprecherin des Veranstalter-Trios, rückblickend.

Auch die vielen Harburger Vereine, die sich nicht nur präsentierten, sondern kleine und große Besucher mit verschiedenen Angeboten zum Mitmachen animierten, seien angetan, so Siebert. Mehrere Bands haben das begeisterungsfähige Publikum gelobt. Insgesamt haben am Freitagabend und den beiden Wochenendtagen rund 30.000 Besucher auf der Festmeile rund um den Kanalplatz sowie bei der Wasserschutzpolizei am Deich der Süderelbe das Fest genossen.