Eißendorf. Startschuss für ein innovatives Umweltprojekt, welches es in dieser Form in Hamburg bislang nicht gab: Am Heisenberg-Gymnasium, der Elisabeth-Lange-Schule und der Grundschule In der Alten Forst, den drei Schulen im Westen von Eißendorf, werden sogenannte Trittsteinbiotope installiert. Trittsteinbiotope helfen Insekten beim Durchqueren eines Stadtgebietes und verbinden die großen Naturschutzgebiete Hamburgs.
Hierfür bieten sich die drei Schulen, die schon seit Jahren zusammenarbeiten, um den Schülern im Stadtteil verknüpfte und attraktive Bildungsangebote zur Verfügung zu stellen, geradezu an, denn sie liegen einerseits nahe genug beieinander, um die Trittsteinfunktion wahrzunehmen, andererseits ist das Gebiet zwischen den drei Schulen beträchtlich.
Wissenschaftler des Museums der Natur Hamburg begleiten das Projekt
Malte Sorgenfrei, Schulleiter des Heisenberg-Gymnasiums, freut sich: „Dieses Projekt ist eine schöne neue Idee, die erneut die intensive Zusammenarbeit unserer drei Schulen verdeutlicht und unseren Schülern die Möglichkeit eröffnet, aktiv am Naturschutz mitzuwirken und darüber hinaus die Insekten auf unseren Schulhöfen im Labor spezifisch zu bestimmen.“
Die Begehung mit Spezialisten der Universität Hamburg, der HafenCity Universität Hamburg (HCU) und des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI), um geeignete Standorte für die Messstationen zu finden, fand bereits statt. Wissenschaftler des Museums der Natur Hamburg haben zusammen mit dem Verein Neuntöter – Verein für Forschung und Vielfalt – die Begleitung des Projektes übernommen.
Lehrer und Schüler werden direkt in den Prozess einbezogen
Über ein Insektenmonitoring an allen drei Schulen erfassen die Forscher, welche Käfer, Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten auf den Schulhöfen leben und wie sich deren Bestand nach der naturnahen Umgestaltung der Schulhöfe verändert.
Lehrer und Schüler werden direkt in den Prozess einbezogen. Sie bauen gemeinsam die Insektenfallen auf und werten später die Ergebnisse aus. „So lernen sie die heimischen Insektenarten kennen und beobachten, wie wichtig insektenfreundliche, heimische Pflanzen für den Erhalt der Artenvielfalt direkt vor ihrer Haustür sind“, sagt Dr. Martin Husemann, Insektenforscher am Museum der Natur Hamburg.
Gerade im Stadtgebiet nimmt die Biodiversität besonders stark ab
Der städtische Raum bietet für Insekten nur im geringen Maße die Möglichkeit, sich frei zu bewegen und anzusiedeln. Je nach Anspruch und Fortbewegungsart variiert der Aktionsradius der einzelnen Lebensformen stark. Fliegende Insekten haben dabei eine deutlich größere Reichweite als bodenlebende Organismen. Da die Stadt im Speziellen und jede Kulturlandschaft im Allgemeinen lebensfeindliche Bedingungen für viele Insekten bietet, können sich die unterschiedlichen Arten nur begrenzt ausbreiten. Das führt dazu, dass die Biodiversität gerade hier besonders stark abnimmt, was Folgen für das gesamte Ökosystem hat.
Ein Lösungsansatz ist in diesem Zusammenhang die Idee der Trittsteinbiotope. Der Gedanke ist, dass man den Insekten und anderen Lebewesen kleine grüne, möglichst naturbelassene Inseln im städtischen Raum schafft, um ihnen das Besiedeln zu vereinfachen. Je naturnäher und zusammenhängender die Biotope dabei sind, desto positiver sollten sich diese auf die Biodiversität auswirken.
Grundschüler beteiligen sich mit einer Flug- und Bodenfalle am Insektenzählen
Die geplanten Einbauten am Heisenberg-Gymnasium und der Elisabeth-Lange-Schule bieten nun die Möglichkeit, die Wirkung der Trittsteinbiotope wissenschaftlich auszuwerten. Gleichzeitig erwartet man, dass es durch ökologische Aufwertung des Schulgeländes zu einer positiven Entwicklung der Biodiversität kommt und auch für die Menschen die Aufenthaltsqualität auf dem Schulgelände steigt. Die Schule In der Alten Forst erhält keine feste Einbauten für das Projekt. Allerdings beteiligen sich die Grundschüler mit einer Flug- und Bodenfalle am Insektenzählen und lernen so anschaulich und direkt erlebbar Ökologie.
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