Verkaufsoffener Sonntag

Harburg bereitet am Sonntag „Eine Bühne für alle“

| Lesedauer: 4 Minuten
Lars Hansen
Graf Fidi rappt und singt trotz, wegen und über Behinderung.

Graf Fidi rappt und singt trotz, wegen und über Behinderung.

Foto: Fidi

Anlässlich des verkaufsoffenen Sonntags wird in Harburg viel Programm rund um das Motto „Inklusion und Integration" geboten.

Harburg. Am Sonntag geht es in der Harburger Innenstadt um Inklusion und Integration. Auf dem Rathausplatz können Besucher Kultur- und Informationsangebote wahrnehmen und wer mag kann auch einkaufen gehen – denn anlässlich solcher Sonderveranstaltungen darf in Hamburg vier Mal im Jahr ein verkaufsoffener Sonntag stattfinden.

Seit 2013 gibt es in Harburg die Open-Air-Veranstaltung „Eine Bühne für alle“, bei der behinderte und nicht-behinderte auf besagter Bühne zeigen, dass es eigentlich keine Unterschiede zwischen ihnen gibt. War dies zunächst eine Veranstaltung der Behinderten-Betreuungseinrichtungen „Sozialkontor“ und „Leben mit Behinderung“, klinkte sich schon bald auch das City-Management Harburg ein und half, die Veranstaltung zu organisieren.

Anlass für einen der vier verkaufsoffenen Sonntage

Im Gegenzug wurde die ursprünglich an Wochentagen organisierte Show zum Anlass für einen der vier verkaufsoffenen Sonntage. Das Harburger Stadtmarketing, Nachfolger des Citymanagements führt die Praxis fort.

„Wir haben das vom Senat vorgegebene Thema ’Inklusion und Integration’ durch breitgefächerte Aktionen aufgegriffen und umgesetzt“, sagt Eventmanagerin Louisa Knipschild vom Stadtmarketing. „Wir möchten damit beide Themen fördern, greifbar und erlebbar machen.“ Und Ulf Möller vom Sozialkontor erklärt: „Inklusion ist für uns nicht nur Behindertenintegration, sondern die gleichberechtigte Teilhabe aller Kulturkreise und sozialen Gruppen am gesellschaftlichen Leben.“

So wird auf dem Rathausplatz auch der Integrationsrat und die Obdachloseneinrichtung Harburg-Huus mit einem Informationsstand vertreten sein. Auf der „Bühne für alle“ wird ein vielfältiges Programm geboten: Die nach Angaben ihres Hauptarbeitgebers Radio Hamburg „sonnigste Stimme der Stadt“, Luca Büttner, wird das Programm den gesamten Nachmittag moderieren. Dessen erstes Highlight sind die Musiker von Afro Gospel. Außerdem tragen die Tänzerinnen von Kantuta und von Tango Àtico sowie Vorführungen des Harburger Turnerbundes in Sportarten wie Cricket und American Football zur Vielfalt des Nachmittags bei.

Hauptact ist der Rapper und Liedermacher Graf Fidi

Hauptact ist der Rapper und Liedermacher Graf Fidi. Der musiziert nicht nur trotz einer körperlichen Behinderung, sondern engagiert sich auch für Barrierefreiheit dort, wo viele gar nicht daran denken: in der Sprache. Graf Fidi tritt unter anderem als Inklusionsbotschafter, Sänger und Songschreiber und Rapper für Leichte Sprache auf. Er beweist, dass man nicht trotz- sondern gerade wegen körperlicher Einschränkungen alles wollen kann. Dennoch ist sein musikalisches Repertoire dabei nicht nur auf seine Behinderung fokussiert. Sein Motto lautet „Ich mach‘ das mit Links“.

Vor der Bühne wird es Informationen über das Leben mit Sehbehinderung geben. Unter anderem wird ein Parcours aufgebaut, den die Teilnehmer mit einer Simulationsbrille und einem Blindenstock überwinden müssen. Weil das anstrengend sein kann, werden die Teilnehmer mit einer professionellen Nackenmassage belohnt.

Auch abseits des Rathausplatzes sind Inklusion und Integration ein Thema. Das Habibi-Atelier in den Harburg-Arcaden lädt dazu ein, ein kleines Kunstwerk zu erschaffen, das später Teil eines großen Gesamtkunstwerks wird. Auf dem Rieckhoffplatz bieten der HVV und die Arbeitsagentur gemeinsam Mobilitätsberatung und ein Rollator-Training an. Im Marktkauf-Center sammelt zudem Schlagersänger Peter Sebastian für eine seiner Herzensaktionen: Einen rollstuhltauglichen Showtruck auf dem Mobilitätseingeschränkte beim Schlagermove mitfahren können.

In der Innenstadt präsentiert die Initiative „MiMi (Mit Migranten für Migranten) ihr interkulturelles Gesundheitsprojekt. Außerdem informieren Stadtteileltern Heimfeld und Harburg-Kern über ihre multikulturelle Beratertätigkeit und suchen zum Schulungsbeginn am 8. Juni neue potenzielle Stadtteilmütter und -väter.

Performance-Künstler in Ballonkostümen beleben Fußgängerzone

Performance-Künstler in Ballonkostümen werden die Fußgängerzone beleben. In den Bau- und Möbelmärkten Harburgs sind hingegen die Stelzenläufer von Oakleaf unterwegs. In der gesamten Innenstadt gibt es Stände mit Snacks und Mahlzeiten. Für die Harburger, die erst ab Sonnenuntergang essen dürfen (Es ist der zweite Tag des Fastenmonats Ramadan) haben die Stadtteileltern Datteln eingewickelt und verschenken diese zum Mitnehmen für später. Eine Dattel ist traditionell das erste, das ein Gläubiger zum abendlichen Fastenbrechen zu sich nimmt.

Die „Bühne für alle“ wird dann schon längst wieder abgebaut. Das Programm geht von 13 bis 18 Uhr. Sonnenuntergang ist knapp zwei Stunden später.

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