Harburg

Kitamaskottchen werden Buchhelden

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Lars Hansen
Kita-Leiterin Jennifer Albrecht und ihr Stellvertreter Patrick Voß halten die Kita-Maskottchen, Chamäleon  Atik und Löwe Lozzi.

Kita-Leiterin Jennifer Albrecht und ihr Stellvertreter Patrick Voß halten die Kita-Maskottchen, Chamäleon  Atik und Löwe Lozzi.

Foto: Lars Hansen / xl

„Atik und Lozzi“ aus der Kita „Zauberwiese“ in Wilstorf sollen seitenweise Abenteuer erleben.

Harburg . „Der Lozzi ist soo stark und Atik hat eine lange Zunge“, sagt Nele, vier Jahre alt und Fan der beiden Maskottchen ihres Kindergartens, der Kita „Zauberwiese“ in Wilstorf. Lozzi ist ein roter Löwe und Atik ein Chamäleon. Die beiden sind natürlich Freunde. Das besondere an ihnen ist: Es sind nicht, wie in fast allen anderen Kindertagesstätten, Figuren, die jemand irgendwo gekauft und mitgebracht hat. Die Kinder haben sie selbst entwickelt. Mittlerweile sind die beiden als Stofftiere real geworden. Und nicht nur das: Sie sind über die „Zauberwiese“ hinaus bekannt geworden und dienen nun allen acht Kitas der Hamburger Pestalozzi-Stiftung als Glücksbringer und Identifikationsfiguren. Im kommenden Jahr, zum 175. Jubiläum der Stiftung, sollen sie nun zu Bilderbuchhelden werden. Ein Harburger hilft ihnen dabei.

„Begonnen hat die Geschichte vor etwas mehr als zwei Jahren“, sagt Patrick Voß, stellvertretender Leiter der Kindertagesstätte. „Wir haben Projekte zum 30. Jahrestag der Kinderrechtskonvention gemacht. Dazu haben wir auch eine Kinderkonferenz organisiert.“

Zeichnerin ins Boot geholt

Pädagogenkonferenzen oder Elternkonferenzen, bei denen sich alle Erzieher oder Eltern einbringen können, gibt es in der Pestalozzistiftung schon lange. Die Kinderkonferenz war etwas Neues. „Dabei haben die Kinder beschlossen, dass sie eine Umfrage machen wollten, wie denn alle Kinder ihre Kita finden“, sagt Voß.

Um die Fragen zu veranschaulichen, wurde eine Zeichnerin ins Boot geholt. Sie entwickelte mit den Kleinen zusammen den Löwen Lozzi. Der musste aber noch einen Freund haben, fanden die Kinder. Und deshalb stellten sie sich vor eine Weltkarte mit Tierbildern und durften auswählen. Die Mehrheit entschied sich für das Chamäleon. „Als wir dann fragten, welche Farbe das Chamäleon haben soll, war die Antwort: Bunt, wie ein Regenbogen – wie wir!“

Was die Kinder damit meinten, war die gelebte Vielfalt in der Kita. Die 109 Kinder der „Zauberwiese“ haben 32 verschiedene Nationalitäten. Einer der pädagogischen Schwerpunkte hier ist deshalb die Sprachförderung. Als „Sprach-Kita“ hat die Zauberwiese dafür zwei spezialisierte Mitarbeiterinnen und eine große Bilderbuchbibliothek. „Wir haben aber auch viel mit Atik und Lozzi gearbeitet“, sagt Kita-Leiterin Jennifer Albrecht, „wir haben die Figuren bei Reim-Spielen mit eingebunden und Kinderlieder auf sie umgedichtet. Dabei stellten wir fest, dass es besser wäre, wenn Atik und Lozzi Figuren zum Anfassen wären.“

Die ersten beiden Puppen waren noch von einer Mutter selbstgenäht. Damit durften die Kitakräfte sie aber nicht den Kindern in die Hand geben: Selbstgemachtes hat kein Sicherheitssiegel. Die Kita nahm Geld in die Hand und ließ Atik und Lozzi in einer Stofftiermanufaktur anfertigen. Diese beiden Exemplare sind heute noch in der Kita.

Atik und Lozzi lachen immer

Weitere wurden für die sechs anderen Pestalozzi-Kindertagesstätten in Hamburg angefertigt. „Und jedes Mal, wenn Mitarbeiter selbst Kinder bekommen, bekommen sie dazu die Figuren. Eine größere Produktionsserie gibt es aber nicht. Bislang!“, sagt Patrick Voß

„Atik und Lozzi lachen immer und sind so toll“ fand ein Kind auf den folgenden Kinderkonferenzen. „Wenn ich traurig bin, dann helfen die mir immer.“

Als die Kinder dann mal wieder zwischen den Bilderbüchern saßen, fiel ihnen ein, dass es doch eigentlich auch ein Bilderbuch mit Atik und Lozzi geben sollte.

Darauf wurden die Pädagogen aktiv und dachten über ein Konzept nach. „Vielfalt ist ja ein ganz großes Thema bei uns und es ist ein wichtiger pädagogischer Ansatz“, sagt Voß. „Wer früh lernt, dass es nicht schlimm ist, wenn andere eben anders sind, bleibt selbst tolerant und neigt nicht zum Extremismus. Deshalb handeln die Geschichten im Bilderbuch auch alle davon, wie vielfältig die Welt ist.“

Die Geschichtenhaben sich die Kinder zusammen ausgedacht. Atik und Lozzi ziehen hinaus, mal in die weite Welt, mal nur um die Ecke und entdecken überall Beispiele für Vielfalt. Bei der Umsetzung in Text und Storyboard soll der Harburger Journalist und Autor Johannes Tapken – Spitzname „Jojo“ – helfen. „Ich habe selbst schon einige unveröffentlichte Kinderbücher in der Schublade und freue mich jetzt so richtig auf diese Aufgabe“, sagt Tapken.

Erscheinen soll das Buch im Frühjahr – rechtzeitig zum 175. Jubiläum der Hamburger Pestalozzi-Stiftung im Sommer. „Wir sind schon ganz gespannt“, sagt Jennifer Albrecht.

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