Neugraben-Fischbek

Posteck: Nach zehn Jahren Leerstand entstehen hier Wohnungen

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Axel Tiedemann
Richtfest beim Umbau der historischen Hofstelle "Posteck" in Fischbek

Richtfest beim Umbau der historischen Hofstelle "Posteck" in Fischbek

Foto: Schulenburg / HA

Nicht weit weg von der B 73 erscheint die Hofstelle wie aus der Zeit gefallen. Ende des Jahres sollen Wohnungen fertig sein.

Fischbek. Der Stadtteil Neugraben-Fischbek dürfte bei vielen Hamburgern nicht gerade die Assoziation von alten Höfen, Strohdächern und großen Eichenbäumen wecken: Man denkt da wohl oft eher an die Großsiedlungen aus den 70er Jahren und breite Verkehrsachsen ins Umland. Und doch schimmert die dörfliche Vergangenheit noch an vielen Stellen durch, stößt man auf die alten Backstein-Gebäude der Vergangenheit, die hier auch so etwas wie ein Identifikationspunkt sind. Um so größer war noch vor etwa einem Jahr die Sorge in der Kommunalpolitik um den alten Chors-Hof am Posteck 2 in Fischbek, der mit den Jahren immer weiter zu verfallen drohte.

Nicht weit weg von der B 73 erscheint die Hofstelle unter mächtigen Eichen wie aus der Zeit gefallen. Doch etwa zehn Jahre stand das Gebäude leer, das einmal einer angestammten Bauernfamilie gehört hatte. Und obwohl zwischenzeitlich auch die Hamburger Denkmalschützer auf das Gebäude aufmerksam geworden waren und es unter der Nummer 28952 auf die Hamburger Denkmalliste gesetzt hatten, tat sich nicht viel. Noch für 2019 stand das Thema Posteck 2 auf der Tagesordnung der Harburger Bezirksversammlung, weil man einen Abriss befürchtete. Zuletzt klafften tatsächlich große Löcher im alten Strohdach, der Garten war völlig verwildert.

Substanz war sehr marode

„Die Substanz war schon sehr marode“, sagt der Buxtehuder Architekt Tim Schulenburg, der den Hof mit Partner dann von einer Erbengemeinschaft gekauft hat und dort nun ein größeres Wohnungsprojekt realisiert – wobei der alte Charakter der historischen Hofstelle weitgehend erhalten wird. Rund sechs Millionen Euro werden dazu hier jetzt investiert. Inzwischen wurde auf der Baustelle Richtfest gefeiert, Ende des Jahres sollen die geplanten 22 Miet-Wohnungen bezugsfertig sein.

Ein alter Kuhstall und eine alte Halle wichen dort nun zwar zwei Neubauten: Kern des Areals ist aber das eigentliche Hofgebäude, ein Wohnwirtschaftsgebäude, wie es auf der Denkmalschutzliste heißt. Und damit macht Schulenburg das, was vielerorts in Hamburg bei denkmalgeschützten Bauten praktiziert wird und als guter Kompromiss gilt, um die Schutzwürdigkeit mancher Bauten wirtschaftlich überhaupt erst zu ermöglichen: Die Fassade bleibt komplett erhalten, während das Innere völlig entkernt und neu gebaut wird und so auch neueste Energiestandards erfüllt werden.

„Gottes Segen bleib‘ bei diesem Haus“

Auch in der Nachkriegszeit wurde vielfach so verfahren, um stadtbildprägende Ansichten zu erhalten, dahinter aber möglichst rasch die zerstörten Gebäude wieder aufbauen zu können. Große Balken und Sandsäcke als Kontergewicht halten die äußere Backsteinwand des alten Fischbeker Hofes daher noch stabil und aufrecht, während dahinter gebaut wird. Auf einer Inschrift kann man da lesen, wie alt das Haus schon ist, das auch wieder ein neues Strohdach erhalten soll: „Gottes Segen bleib‘ bei diesem Haus. Und bei allen, die gehen ein und aus. 1886“

In dieser Zeit war das Gebäude, wie der Straßenname schon vermuten lässt, tatsächlich eine Poststelle. Postkutschen fuhren damals hinein, eine wichtige Drehscheibe in der damaligen Landgemeinde, die bis 1937 noch zur preußischen Provinz Hannover gehörte. Kutschen werden es zukünftig nicht mehr sein, die dort nun bald anrollen werden. Aber möglicherweise E-Autos der neuen Bewohner. Auf den künftigen Stellplätzen soll es jedenfalls auch E-Ladestationen geben.

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