Kommunalpolitik

Busse, Radwege und eine Disco für Buchholz

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Hanna Kastendieck
Marieke Postels pflegt als Vorsitzende des Buchholzer Jugendrates die Kontakte zu Politik und Verwaltung.

Marieke Postels pflegt als Vorsitzende des Buchholzer Jugendrates die Kontakte zu Politik und Verwaltung.

Foto: Hanna Kastendieck / HA

100 Tage ist der neue Jugendrat der Nordheidestadt inzwischen im Amt. Die jungen Leute bringen sich intensiv ein und haben konkrete Forderungen.

Buchholz. Sie könnte sich durchaus vorstellen, eines Tages einen Platz im Bundestag zu besetzen und ihre Ideen zu Stadtentwicklung und Verkehr, Umwelt und Klimaschutz einzubringen. Dafür hat Marieke Postels gerade erst ein paar Wochen an der Seite der SPD-Abgeordneten Svenja Stadler verbracht. Die 17-Jährige mag die Debatte, die Auseinandersetzung über gesellschaftsrelevante Themen.

Sie arbeitet gern im Team und hat Spaß daran, Themen aufzugreifen und gemeinsam mit anderen umzusetzen. Und weil sie weiß, dass eine Karriere in der Politik am besten auf Kommunalebene anfängt, engagiert sich die Gymnasiastin im Jugendrat Buchholz. Als sich dieser im Januar für die kommenden zwei Jahre neu konstituierte, übernahm die Schülerin aus Holm-Seppensen den Vorsitz. 100 Tage ist sie nun im Amt. Und sie ist mit der Bilanz zufrieden.

Der Jugendrat wird für zwei Jahre gewählt

„Wir sind mit vielen Ideen im Januar gestartet und trotz der aktuellen Einschränkungen durch Corona bereits gut vorangekommen“, sagt Marieke Postels. So hat sich der zehnköpfige Rat, der im Dezember 2019 gewählt worden ist und sich Ende Januar bei einem Kennlerntreffen in Scharbeutz konstituiert hat, bereits in den ersten Wochen der zweijährigen Legislaturperiode stärker in die Politik eingebracht als in den Jahren zuvor. „Wir haben nicht nur einen Platz im Ausschuss für Soziales, Jugend und Kultur sowie im Ausschuss für Schule und Sport, sondern versuchen auch, in den anderen Sitzungen der Fachausschüsse sowie bei den Ratssitzungen als Zuhörer dabei zu sein“, so die Gymnasiastin. „Darüber hinaus suchen wir den Kontakt zu den Politikern.“

Nahverkehr und Stadtentwicklung stehen obenan

So haben die Schüler die ersten Wochen für Gespräche mit Mitgliedern jeder einzelnen im Rat vertretenden Fraktion zu führen. Und sie haben ihre Themen platziert: Ausbau des ÖPNV, Entwicklung der Stadt zur fahrradfreundlichen Kommune sowie mehr Einsatz für den Klimaschutz.

Open-Air-Kino ist geplant

Darüber hinaus will der Jugendrat auch ganz konkrete Ideen umsetzen. Für den Sommer ist ein Open-Air-Kino geplant, 2021 soll es ein großes inklusives Fußballturnier geben und zweimal im Jahr eine öffentliche Podiumsdiskussion im Buchholzer Veranstaltungszentrum Empore. Darüber hinaus will sich der Jugendrat für eine bessere Feierkultur vor Ort einsetzen. „Wir brauchen hier so etwas wie eine Disco“, so die Jugendratsvorsitzende. „Toll wäre, wenn es für die jungen Menschen hier einen Raum zum Feiern gäbe.“

Deutlich mehr Präsenz im Internet

Um möglichst viele Jugendliche aus der Region in die Arbeit des Rates einzubinden, hat der neue Jugendrat bereits in den ersten Wochen seiner Amtszeit für mehr Präsenz im Netz gesorgt. Jugendratsmitglied Matthis Kuk ist der Mann für Medien und Öffentlichkeitsarbeit. Der Schüler kümmert sich um die Pflege der Homepage sowie um den Instagram-Account des Jugendrats, der aktuell knapp 400 Follower hat. Neben Fotos und Textbeiträgen, werden hier auch Themen zur Abstimmung gestellt. „Nutzer haben die Möglichkeit, uns auf diesem Wege anzuschreiben, Ideen einzubringen und Meinungen zu teilen“, sagt Marieke Postels.

Die 17-Jährige mag es, gemeinsam mit anderen jungen Leuten Dinge anzuschieben. „Ich finde es spannend, in der Gruppe etwas auf die Beine zu stellen“, sagt sie. Erfahrungen in der Anleitung von Teams hat sie bereits gesammelt. Seit drei Jahren engagiert sie sich als Teamerin bei der Evangelischen Jugend Buchholz, organisiert Konfirmanden-Freizeiten und Lesenächte für Kinder. Einmal im Jahr fährt sie mit rund 120 Kindern zum Zeltlager an den Plöner See und sorgt dafür, dass die Teilnehmer im Alter von acht bis 13 Jahren eine unvergessliche Ferienwoche erleben dürfen. „Ich kommuniziere gern, bin kreativ und mag es, Verantwortung zu übernehmen“, sagt sie. „Das kommt mir jetzt auch als Vorsitzende des Jugendrates hier in Buchholz zugute.“

Unterstützung bekommt die 17-Jährige von ihrem Mitstreiter Ben Meisborn, der als zweiter Vorsitzender mit ihr die Doppelspitze des Rates bildet. Tim Süße hat den Sitz im Jugendausschuss übernommen, Jurek Becker vertritt den Rat im Ausschuss für Schule und Sport. Kai Bertrand sitzt in der Jury der Ehrung Ehrenamtlicher.

Aufgrund der Corona-Gefahr haben die Jugendlichen ihre zweiwöchentlichen Treffen vom Rathaus ins Virtuelle verlegt. Regelmäßig gibt es Telefonkonferenzen über das Internet. Auch die einzelnen Arbeitsgruppen kommunizieren nur per Videochat. Marieke Postels hofft, dass die Einschränkungen bald vorüber sein werden und dass sie dann nachholen können, was momentan nicht möglich ist.

Die für April angesetzte Podiumsdiskussion mit geladenen Bundestagspolitikern zum Thema „Frauenquote in der Politik“ haben die Organisatoren vorerst verschoben. „Wir werden das nachholen“, verspricht die Jugendratsvorsitzende. Schließlich sei ihr das Thema wichtig. „Es ist doch erschreckend, wie wenig Frauen sich in der Politik engagieren“, sagt sie. „Dabei ist doch die Hälfte der Bevölkerung weiblich.“ Sie beobachtet mit Bedauern, dass Frauen in der Politik noch immer nicht die gleichen Chancen haben. „Um das zu ändern, brauchen wir eine bessere Förderung.“ Die Buchholzerin hofft, dass sich die Situation zukünftig ändern wird, und dass mehr Frauen den Weg in die Politik wagen. Sie selbst will als gutes Vorbild vorangehen.

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