Harburg. Die Zahl überrascht: Nach Angaben des Statistikamts Nord engagieren sich fast ein Drittel aller Hamburger über 14 Jahren ehrenamtlich. Auf den Bezirk Harburg heruntergebrochen heißt das, dass etwa 40.000 Menschen Zeit und Energie aufwenden, die anderen zugute kommt, sei es als Elternvertreter, Jugendtrainer, Kommunalpolitiker oder Spendensammler. Ihnen zu Ehren vergibt der Bezirk Harburg Preise – was übrigens nur zwei der sieben Hamburger Bezirke tun. Am Freitag war es wieder soweit: Beim Harburg-Empfang erhielten gleich fünf Personen oder Organisationen Ehrungen stellvertretend für die 40.000 Engagierten.
Vergeben wurden der Harburg-Teller für langfristiges sowie der Harburger Bürgerpreis für herausragendes Engagement. Der Bürgerpreis ist eigentlich in drei Abstufungen eingeteilt, wurde 2020 auf Wunsch und Kosten des Sponsors Sparkasse Harburg-Buxtehude allerdings um einen mit 1250 Euro dotierten Sonderpreis erweitert. Diesen durfte Milica „Milli“ Antolagic entgegennehmen. Sie und ihre bis zu 100 „Engel“ backen in jedem Sommer Kuchen und in jedem Winter Kekse, die sie an der Harburger „Technischen Universität Hamburg“ (TUHH) verkaufen. Die Erlöse gehen stets an das Kinderhospiz Sternenbrücke in Hamburg.
„Es ist der Jury nicht leicht gefallen, unter den 16 Bewerbern und nominierten nur drei auszuwählen, die es zu ehren gilt“, sagte Sandra Becker als Sprecherin der Sparkasse, „darum haben wir uns für den Sonderpreis entschieden.“
Hauptredner des Empfangs war TUHH-Präsident Ed Brinksma. „Sie sind das Rückgrat der Gemeinschaft“, sagte der aus den Niederlanden stammende Informatik-Professor, „oder, wie ich es in Deutschland zum ersten Mal gehört habe, aber sehr passend finde, der Kitt der die Gesellschaft zusammenhält. Heel hartelijk bedankt – Ganz herzlich bedankt dafür.“
Engagement für geflüchtete Kommilitonen
Nachdem schon der Sonderpreis mit Brinksmas Hochschule zu tun hatte, ging auch der erste Preis – dotiert mit 2500 Euro an ein TUHH-Projekt: „TUHH integrativ“. Dort engagieren sich reguläre Studierende der TUHH für geflüchtete Kommilitonen und andere Geflüchtete, indem sie diese bei der sprachlichen, beruflichen und akademischen Integration beraten und unterstützen.
Gegründet wurde die Initiative vom TUHH-Rechenzentrums-Mitarbeiter Muthanna Al-Temimi. Für sein Projekt nahmen Katja Biewendt und Remy Röwert den Preis entgegen. Der zweite Preis gingen an Andreas Kummer und sein Projekt „Sprachschule für Geflüchtete“. Seit 2016 vermittelt er frisch angekommenen Geflüchteten erste Deutschkenntnisse und unterstützt sie im Kontakt mit Behörden. Mittlerweile hat Kummer auch eine kleine Gruppe engagierter Helfer aus Familie und Bekanntenkreis rekrutieren können. Mit dem dritten Preis und damit mit 1000 Euro bedachte die Jury die Musiklehrerin Claudia Sommerfeld, die außerhalb der Dienstzeit unentgeltlich drei Jugend-Ensembles – vom Chor bis zur Big Band – leitet.
Bezirksamtsleiterin übergibt den Harburg-Teller
Den Harburg-Teller übergab Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen an die Geschichtsgruppe Fischbek. „Seit 2002 lädt die Geschichtsgruppe Interessierte dazu ein, an einer Zeitreise in die Vergangenheit Fischbeks teilzunehmen, einem Stadtteil, der sich schon jetzt rasant verändert und es auch noch weiter tun wird“, sagte Fredenhagen in ihrer Laudatio. „Damit die Geschichte lebendig bleibt, geben Sie ihr Wissen aktiv weiter.
Das ehrenamtliche Engagement hat dazu beigetragen, dass die Geschichte Fischbeks durch Ausstellungen und die Veröffentlichung des Buches „Fischbeker Geschichte“ weit über die Stadtteilgrenzen hinaus bekannt geworden ist.“ Außer dem Buch hat die Gruppe, die sich wegen ihres ersten Treffpunktes „die Kellerasseln“ nennt, auch einige Schautafeln zur Historie Fischbeks gestaltet, die sie allen interessierten Institutionen gerne zur Verfügung stellt.
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