Finkenwerder. Ausstellung „Von den Sülzeunruhen zur Verbraucherzentrale“ in der Geschichtswerkstatt Finkenwerder.

Mit einer kleinen Ausstellung erinnert die Geschichtswerkstatt Finkenwerder an die 100 Jahre zurückliegenden „Hamburger Sülzeunruhen“, deren Auslöser einer der ersten bekannten Lebensmittelskandale in Deutschland war, an deren Ende rechte Freikorps in Hamburg die Macht übernahmen und in deren Konsequenz das System der Verbraucherzentralen ins Leben gerufen wurde. Silke Schwartau, Leiterin der Lebensmittelabteilung der Hamburger Verbraucherzentrale und selbst Finkenwerderin, hatte bei der Geschichtswerkstatt angeregt, die Ausstellung zu zeigen. „Sie war zuvor im Hamburger Rathaus-Foyer ausgestellt und wurde dort gut angenommen“, sagt Schwartau, „aber nicht jeder Finkenwerder fährt ständig über die Elbe, deshalb finden die Exponate hier neues Publikum.“

Der Auslöser der Unruhen war ein kleiner Unfall: Vor der Fleischwarenfabrik Heil in der Hamburger Altstadt war ein Fass zerbrochen. Darin: verfaulte Tierkadaver. Die Handvoll Augenzeugen wurde schnell zur aufgebrachten Menge. Schon in den Kriegsjahren hatte es großen Unmut über Hunger und die Profiteure der Lebensmittelknappheit gegeben. Dass Heil neben Lebensmitteln auch Leim und Leder fabrizierte, nahmen die Menschen nicht als Erklärung an, zumal die Produktion auch damals schon sauber hätte getrennt sein müssen, es aber nicht war. Die Arbeiterräte traten in Aktion. Heil wurde in die Alster geworfen und überlebte nur knapp. Auch andere Fabrikanten wurden verdächtigt und bedroht. Reichswehrminister Noske rief das Bahrenfelder Freikorps des späteren Kapp-Putschisten Paul von Lettow-Vorbeck zu Hilfe, obwohl die Unruhen fast beendet waren. Am Ende waren 80 Tote zu beklagen.