Heinrich Meyer ist ehrenamtlicher Schiedsmann in der Gemeinde Vahrendorf. Er versucht zu schlichten, bevor ein Streit vor Gericht geht.

Es gibt Momente, da hat Heinrich Meyer die Hand griffbereit auf dem Handy. Jederzeit könnte er die Notruftaste drücken und Hilfe rufen. Doch in zehn Jahren Amtszeit hat er von dieser Möglichkeit noch keinen Gebrauch machen müssen. Wenn sich die Blicke verfinstern, verbale Beleidigungen drohen, hebt Meyer die Stimme und setzt neu an. Mit ruhiger Miene erklärt er den Streithähnen noch einmal, warum sie jetzt bei ihm ins Rathaus gekommen sind. Und dass es nun um Klärung geht und um Frieden. Darum, eine Einigung zu finden, statt vor das Gericht zu ziehen. Meyer ist Schiedsmann. Er soll das Gericht entlasten und dafür sorgen, dass sich zwei Gegner im Streitfall einigen, anstatt Klage einzureichen. Nur wenn der Schlichtungsversuch scheitert, darf das Gericht bemüht werden. Doch Meyer, Jahrgang 1943, Urgestein aus Vahrendorf, tut alles dafür, dass es dazu gar nicht erst kommt. Seit zehn Jahren hat er das Ehrenamt inne – jetzt sucht er einen Nachfolger.

„Ich wollte damals eigentlich nur die Stellvertretung des Amtes übernehmen“, sagt er. Doch als der erste Schiedsmann aus gesundheitlichen Gründen seinen Posten verlassen musste, übernahm Meyer das Ruder. Weil er etwas für seine Gemeinde tun wollte. Seitdem ist er so etwas wie der Friedensrichter von Rosengarten. Unzählige Bücher über Zivil- und Strafrecht hat der 76-Jährige im Laufe der Jahre gelesen, Seminare und Vorträge über Nachbarschaftsrecht besucht und jedes Jahr sechs bis acht Fälle betreut.