Winsen. Ist die Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis gefährdet? Laut Kreistagsgruppe FDP/Freie Wähler seien die Wehren mit Fahrzeugen durchaus solide ausgestattet. Doch könnte es absehbar an Einsatzkräften fehlen, die diese auch fahren dürfen. „Da bahnt sich ein Engpass an, dem sich der Landkreis dringend annehmen muss“, sagt Ulf Riek von der Freien Wählergemeinschaft Elbmarsch.
Um Feuerwehrfahrzeuge lenken zu dürfen, müssen Einsatzkräfte die Führerscheine CE oder C1E erwerben, zudem eine spezielle Ausbildung zum Führen von Fahrzeugen über 7,5 Tonnen sowie von Last- und Sattelkraftfahrzeugen absolvieren. Die Krux aber ist, dass diese Führerscheine nicht automatisch auch gewerblich genutzt werden dürfen. Nur fürs Ehrenamt in der Feuerwehr aber sind die Kosten zwischen 3000 und 5000 Euro, je nach Talent des Fahrers, erheblich.
„Bislang hatten wir viele Fahrer, die entsprechende Qualifikationen aus ihren Jobs in der Landwirtschaft oder in der Bundeswehr mitbrachten“, erklärt Kreisbrandmeister Volker Bellmann. Doch seit es immer weniger Vollerwerbshöfe gebe und die Wehrpflicht abgeschafft worden ist, würden den Freiwilligen Feuerwehren zunehmend jüngere Fahrer fehlen. „Das könnte schon bald zu einem echten Problem werden“, so Bellmann.
Deshalb unterstützen fast alle Kommunen im Landkreis die Bereitschaft ihrer Feuerwehrleute zum Erwerb höherklassiger Führerscheine mit Zuschüssen. Die fallen jedoch äußerst unterschiedlich aus. „Was viele Kameraden nicht unbedingt motiviert, sich zum Fahrer ausbilden zu lassen“, weiß Riek.
Während die Stadt Buchholz die entstehenden Kosten zu 100 Prozent übernimmt, sind es in der Gemeinde Seevetal immerhin 80 Prozent bis maximal 2500 Euro. In der Samtgemeinde Elbmarsch sind es derweil nur noch 75 Prozent bis zur Höchstgrenze von 1250 Euro, während der Zuschuss in der Gemeinde Rosengarten maximal 1000 Euro beträgt.
Auch die Modalitäten der Rückzahlung für den Fall, dass jemand nicht über eine bestimmte Zeit der Feuerwehr der jeweiligen Kommune angehört, differieren zum Teil deutlich. So wird in der Elbmarsch beim Ausscheiden „vor der Zeit“ eine Rückzahlung in voller Höhe fällig, in Seevetal sind es 75 bis 10 Prozent, je nach Dauer der Zugehörigkeit.
„Dass im Landkreis dermaßen unterschiedliche Regelungen für die finanzielle Unterstützung der Führerscheinausbildung gelten, ist für viele kaum nachvollziehbar“, sagt Riek. Diese Führerscheine würden schließlich in erster Linie für den Feuerschutz und andere Hilfeleistungen der Feuerwehren erworben. Und damit letztlich zur Sicherstellung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit. „Das sollte von den Kommunen entsprechend honoriert werden“, so Riek.
Kreisbrandmeister Volker Bellmann bestätigt, dass sich diese Differenzen über die Jahre aufgebaut hätten: „Da wurde zu selten mal über den Tellerrand geschaut.“ Die Gefahr, dass sich jetzt potenzielle Interessenten für die speziellen Fahrerlizenzen Kommunen mit besseren Konditionen zuwenden würden, sehe er aber nicht. „Dann müssten sie ja auch den Wohnort wechseln, an den die Mitgliedschaft in einer Freiwilligen Feuerwehr laut Niedersächsischem Brandschutzgesetz gekoppelt ist“, erläutert er.
Die Forderung der Kreisgruppe FDP/Freie Wähler nach einer Harmonisierung der Zuschüsse durch den Landkreis sieht Bellmann eher skeptisch: „Brandschutz ist eine hoheitliche Aufgabe der Kommunen. Da werden sie sich mit Blick auf ihren Haushalt kaum reinreden lassen.“ Dennoch stehe das Thema auf der Agenda des nächsten Treffens der Bürgermeister mit dem Landkreis Mitte Dezember.
Die Einrichtung eines Runden Tisches hat der Kreisausschuss für Ordnung und Feuerschutz gerade abgelehnt. Ulf Riek will den Landkreis indes nicht gänzlich aus der Verantwortung entlassen. „Mit einer Ausbildungsinitiative könnte er die Freiwilligen Feuerwehren dabei unterstützen, mehr Fahrer zu gewinnen. Schließlich gibt es ja auch Kreisfahrzeuge, die hier und da stationiert sind. Zumindest deren Fahrern sollte der Landkreis die Ausbildung finanzieren“, findet Riek.
Drei neue Feuerwachen
Fünf Ortswehren gibt es in der Stadt Buchholz mit unterschiedlicher Spezialisierung.
Laut Feuerwehrbedarfsplan müssen zur Einhaltung/Verkürzung der Einsatzzeiten in den nächsten Jahren Standorte verlegt werden. Die Planungs- und Baukosten sind im Doppelhaushalt für 2019/2020 eingestellt.
Die Ortswehr Holm soll bis 2020 eine neue Wache am Lohbergenweg bekommen. Eine neue Nebenwache der Ortswehr Buchholz wird bis 2021 an der Bremer Straße nahe Mühlentunnel entstehen. Die Ortswehr Sprötze soll bis 2022 einen Neubau nahe der neuen Bahnbrücke erhalten.
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