Harburg

Bezirksamt muss Maulbeerbaum für Veloroute fällen

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Die Vorschrift fordert 4,50 Meter Luft über der Fahrbahn, doch zwei dicke Äste sind im Weg. Polizei lehnt Kompromissvorschlag ab

Harburg. Der Ausbau des Radverkehrs und damit der Velorouten in Hamburg soll der Umwelt nützen. Trotzdem kommen die Planer der Fahrradmagistralen nicht umhin, Bäume fällen zu lassen. In Harburg trifft es demnächst ein prominentes Gewächs: Den Maulbeerbaum vor der Goethe-Stadtteilschule Harburg. Dabei hatten Politik und Verwaltung in Harburg, sowie das vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer beauftragte Architektenbüro sich einiges einfallen lassen, um den Baum nicht fällen zu müssen. Er sollte sogar eine Verkehrsinsel, inklusive Radweg bekommen. Die Polizei, in ihrer Eigenschaft als Straßenverkehrsbehörde, fordert aber die Fällung.

„Das finden wir sehr schade, denn der Baum ist nicht nur biologisch wertvoll, sondern prägt auch den Charakter seiner Umgebung“, sagt Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner, als Mitglied der Grünen eigentlich ein Freund der Velorouten.

Was den Baum zum Problembaum macht, sind seine zwei in Richtung Eißendorfer Straße neigenden Stämmlinge. Derzeit stellen sie kein Verkehrshindernis dar. Dadurch jedoch, dass die Eißendorfer Straße im Zuge des Veloroutenausbaus um zwei Radfahrstreifen verbreitert wird und der jetzige Hochbordradweg verschwindet, rückt die Straße näher an den Baum heran. Anders als erhöhte – so genannte Hochbord- – Radwege, zählen Radfahrstreifen zur Fahrbahn und über Fahrbahnen haben Bäume, Bauten und Banner eine lichte Höhe von 4,50 Metern aufzuweisen. Zwar ist kein Radfahrer so hoch, aber Fahrbahnraum ist nun mal Fahrbahnraum. „Es kann zum Beispiel passieren, dass ein hoher LKW um einen Unfall zu vermeiden, auf den Radfahrstreifen ausweicht“, sagt Penner. Dann darf er nicht Gefahr laufen, in die Äste des Maulbeerbaums zu fahren.“

Ein Gutachten des Bezirksamts ergab, dass der Baum es wahrscheinlich nicht überleben würde, wenn man die beiden problematischen Stämmlinge entfernt. Deshalb kamen die Planer auf die Idee mit der Verkehrsinsel. Einige Meter vor und hinter dem Maulbeerbaum sollte der Radstreifen der Veloroute angehoben und zum Hochbordradweg werden. Über dem hätte die Höhenverpflichtung lediglich bei 2,50 Metern gelegen. Allerdings hätte der Platz zwischen Hochbordradweg und Baum nicht mehr für einen normgerechten Fußweg gereicht. Den wollten die Planer hinter dem Baum herum zur Kerschensteinerstraße führen.

Das war der Polizei allerdings nicht geheuer: Rechtsabbieger von der Eißendorfer Straße könnten hier vielleicht Fußgänger übersehen, gab die Verkehrsstaffel zu bedenken. „Dem konnten wir leider nichts entgegnen“, sagt Penner. „Der Baum wird gefällt.“

( xl )

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