Kabenhof

Neues Kulturzentrum für Buchholz

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Corinna Panek
Kultnetz21 Michael Wabbel, Christoph Selke und Andreas Ziesemer vor dem möglichen künftigen Kulturzentrum

Kultnetz21 Michael Wabbel, Christoph Selke und Andreas Ziesemer vor dem möglichen künftigen Kulturzentrum

Foto: Corinna Panek / HA

Mit dem Kabenhof ist schon ein Raum gefunden – jetzt muss der Stadtrat einer Finanzierung zustimmen.

Buchholz.  Die Zahl der Musiker, Schauspieler, Tänzer oder bildende Künstler in Buchholz, Profis und ambitionierte Laien ist groß. Mit der Empore hat die Stadt zwar ein gut aufgestelltes Kulturzentrum, doch für manche Künstler ist sie schlicht zu groß und abgesehen davon auch voll ausgelastet.

Nur ein paar Schritte weiter aber stehen zentral gelegene Flächen leer, mit denen eine Lösung in Reichweite liegt: im Kabenhof, direkt am Bahnhof gelegen. Seit die Bar „Kabenhof-Lounge“ und das DB-Kundenzentrum geschlossen haben, stehen die Räume leer. Eine Autovermietung belegt nur den vorderen Laden mit der gebogenen Front.

Jetzt könnten also Angebot und Nachfrage zusammenkommen, und sogar schneller als erhofft. Denn im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) der Stadt Buchholz, das zusammen mit den Bürgern aufgestellt wurde, ist festgeschrieben, dass Buchholz ein weiteres Zentrum für kulturelle Veranstaltungen braucht.

Christoph Selke ist nicht nur Stadtratsmitglied (Buchholzer Liste), sondern brennt auch seit Jahren für die Kultur in der Stadt, gründete unter anderem im Frühjahr 2014 die Initiative KultNetz21. Seither tauschen sich Vertreter von bis zu 60 Gruppen, Vereinen und Initiativen regelmäßig über Möglichkeiten aus, das kulturelle Leben in der Stadt zu bereichern. Vor knapp einem Jahr stellte Ratsherr Selke den Antrag, ein Kulturzentrum zu realisieren. „Eine Arbeitsgruppe ist daraufhin gegründet worden“, sagt er.

Kürzlich kam das Buchholzer Bauunternehmen Groth, Erbauer und Inhaber des Geschäfts- und Parkhauses Kabenhof, der Initiative KultNetz21 entgegen und bot ihr die Nutzung der leerstehenden Räume an. Ein Glücksfall, denn bis ein neues Kulturzentrum steht, werden noch Jahre vergehen.

Vor einigen Wochen hatten die KultNetz21-Mitglieder schon Gelegenheit, die Räume zu besichtigen, viele von ihnen können sich vorstellen, sie für ihre Zwecke zu nutzen. Die nötigen Umbaumaßnahmen würde Groth übernehmen: Unter anderem soll der Durchgang zwischen dem früheren Bahn-Kundenzentrum und der ehemaligen Kabenhof-Lounge wieder hergestellt werden, darüber hinaus sind einige Arbeiten erforderlich, um nicht nur die Räume wieder ansprechend herzurichten, sondern auch für eine gute Akustik zu sorgen.

Der Bahn-Raum bietet 45 Quadratmeter, der große Lounge-Raum gut 150, der Flur zwischen den beiden Räumen weitere 18. Die künftigen Nutzer könnten sowohl Proben (überwiegend werktags) als auch Konzerte, Ausstellungen und Workshops abhalten. In der Grobplanung ist vorgesehen, dass Aufführungen in der Regel an den Wochenendtagen, gegebenenfalls auch donnerstags, stattfinden können und Probenarbeit an den Werktagen.

Ob die Pläne tatsächlich umgesetzt werden, hängt – wie so oft – von der Finanzierung ab. Allein die Jahresmiete liegt bei 30.000 Euro. Da ein Kulturzentrum dieser Größenordnung nicht ehrenamtlich betrieben werden kann, würden auch Personalkosten anfallen, dazu Honorare und Gagen sowie Kosten für Werbung und Technik.

Bei Werbung und Personal sei eine Kooperation mit der Empore, die ja auch ein städtisches Unternehmen ist, denkbar. In jedem Fall brauche es einen Betreiber, der sich um die Terminvergabe und die Instandhaltung kümmert. Selke hat ein Jahresbudget von 120.000 Euro kalkuliert, das durch Eintritte, Einnahmen durch Untervermietung, Sponsoring und städtische Zuschüsse aufgebracht werden soll.

„Für die Erstausstattung gibt es verschiedene Fördertöpfe. Zum Beispiel zahlt das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur Zuschüsse für die Einrichtung“, sagt Selke. Würden die Einnahmen aus Eintrittsgeldern die Ausgaben überschreiten, sei auch eine Rückzahlung des Mietzuschusses denkbar.

Andreas Ziesemer und St.-Paulus-Pastor Michael Wabbel, zwei weitere Kultnetz21-Mitglieder, sind von dem Konzept schon mal überzeugt. „Die Lage ist doch ideal, verkehrsgünstig und ohne direkte Nachbarn, die gestört werden“, sagt Michael Wabbel.

Der zurzeit eher schmuddelig wirkende Vorplatz würde aufgewertet, glaubt auch Andreas Ziesemer: „Die Künstler können den Vorplatz ja mit benutzen, es könnten etwa im Sommer auch Tische und Stühle draußen stehen.“ Auch einen Namen hat Kultnetz21 schon vorgeschlagen: KIZ – Kultur im Zentrum.

Ob der Stadtrat das Projekt mehrheitlich unterstützt, muss sich allerdings noch zeigen. Zunächst berät der Ausschuss für Soziales, Jugend und Kultur darüber (nächste Sitzung: 2. November), der Stadtrat muss im Dezember entscheiden, ob die benötigte Investitionssumme mit in den Haushalt für das Jahr 2018 aufgenommen wird.

Fragebogenaktion für potenzielle Nutzer

Die Arbeitsgruppe hat die Aufgabe herauszufinden, wo in Buchholz ein neues Kulturzentrum dauerhaft entstehen könnte. Derzeit ist völlig offen, ob ein neues Zentrum gebaut wird oder ob bestehende Gebäude gemietet oder gekauft werden. Ob dies auch der Kabenhof – Umsetzung der Pläne vorausgesetzt – werden könnte, ist nach heutigem Standpunkt völlig offen. Die Arbeitsgruppe ermittelt zunächst, wer ein Kulturzentrum wie oft und für welchen Zweck nutzen möchte. Dazu wurde ein Fragebogen entwickelt, der unter christoph.selke@gmx.de angefordert werden kann.

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