Winsen. Enge, holprige Radwege und Verkehrsschilder, die längst nicht mehr der Straßenverkehrsordnung entsprechen: Seit langem kritisiert der Allgemeinde Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) den bisweilen katastrophalen Zustand des Radwegenetzes im Kreis Harburg.
Weil der Kreis immer noch nicht tätig geworden ist, platzte dem Verein jetzt der Kragen. Der ADFC fordert in einem offenen Brief an Landrat Rainer Rempe, endlich die Infrastruktur zu verbessern. „Radfahrer im Landkreis Harburg wollen die Situation nicht länger hinnehmen und wehren sich gegen die immer noch bestehenden illegalen Radwege“, heißt es in dem Schreiben.
Denn nach wie vor gilt fast überall im Landkreis die Benutzungspflicht der Radwege. „Und das, obwohl die Radwege nur ein bis zwei Meter breit, voller Schäden sind und sich die Radfahrer die Wege oft mit den Fußgängern teilen müssen“, sagt Karin Sager, Vorsitzende des ADFC-Kreisverbands Harburg. „Der Kreis kann nicht weiterhin den gesamten Radverkehr auf holprigen Fußwegen abwickeln, insbesondere, da sich die Elektrofahrräder immer mehr verbreiten und sich die Geschwindigkeit im Radverkehr so deutlich erhöht.“
Zumal eine Novelle der Straßenverkehrsordnung aus dem Jahr 1997 die Radwegebenutzungspflicht abgeschafft hat. Lediglich bei Gefahrenlagen sollen Radfahrer auf die Radwege gezwungen werden. Bereits vor 20 Jahren hätten die Straßenbehörden die Verkehrsregelungen an die geänderte Rechtslage anpassen sollen.
„Es scheint, dass über die ganzen Jahre von den Änderungen im Landkreis Harburg nichts angekommen ist“, sagt Sager. Zudem stelle der Mischverkehr von Radfahrern und Fußgängern, wie er im Landkreis Harburg fast überall vorgeschrieben sei, ein hohes Gefahrenpotenzial dar. „Die Radfahrer müssen auf der Straße fahren dürfen“, betont Sager. Für ängstliche Radfahrer könne durchaus das Radfahren auf dem rechten Fußweg ermöglicht werden. „Dafür müssen die Wege aber breit genug sein.“
Mit der Kritik konfrontiert, verweist der Landkreis auf das Radwegeverkehrskonzept. Bereits im vergangenen Jahr hatten Mitarbeiter eines Fachbüros aus Hannover 1400 Radwege abgefahren, um zu untersuchen, welche Strecken saniert werden müssen und wo sich Lücken in den Verbindungen zwischen Gemeinden und Städten auftun. Was aber fehlt, ist eine Priorisierung nach der die Radwege saniert werden sollen.
„Wir können nicht einfach pauschal Schilder abbauen, sondern müssen jeden Standort prüfen“, sagt Johannes Freudewald, Pressesprecher des Landkreises. Der nächste Ordnungsausschuss des Landkreises Harburg beschäftigt sich am Montag, 4. September, 15 Uhr, mit dem Thema.
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