Harburg

200. Stolperstein in Harburg enthüllt

| Lesedauer: 2 Minuten
Katharina Geßler
Gedenken an Johanna Horwitz: Der Stolperstein an der Harburger Rathausstraße 45, der an ihr Schicksal erinnert, ist der 200. im Bezirk. Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (vorne), Klaus Möller (l., Initiative Gedenken in Harburg) und Schüler der Goethe-Schule gestern bei der Enthüllung

Gedenken an Johanna Horwitz: Der Stolperstein an der Harburger Rathausstraße 45, der an ihr Schicksal erinnert, ist der 200. im Bezirk. Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (vorne), Klaus Möller (l., Initiative Gedenken in Harburg) und Schüler der Goethe-Schule gestern bei der Enthüllung

Foto: Katharina Geßler / HA

Erinnerung an Opfer des Nazi-Terrors: Initiative „Gedenken in Harburg“ und Goethe-Schule gestalteten Feier.

Harburg.  Es ist eine Erkenntnis, die jene mit Wucht trifft, die sich auf sie einlassen: „Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ Das schrieb der amerikanische Philosoph und Schriftsteller George Santayana (1863-1952) bereits 1905.

Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) bemühte gestern eben dieses Zitat, um klar zu machen, welchen Stellenwert er der Gedenkfeier beimisst, zu der die Initiative „Gedenken in Harburg“ und die Goethe-Schule ins Rathaus eingeladen hatten. Anlass war die Enthüllung des 200. Stolpersteines. Er wurde gestern an der Harburger Rathausstraße 45 eingeweiht, dem früheren Wohnort von Johanna Horwitz, die 1944 im Alter von 75 Jahren in Theresienstadt starb.

Der Kölner Künstler Gunter Demnig hatte die Idee, mit Stolpersteinen an die Opfer der Nazis zu erinnern. In Harburg wurde der erste dieser Steine vor 13 Jahren verlegt. „Damals hätten wir nie gedacht, dass es einmal so viele sein würden“, sagte Klaus Möller von der Initiative „Gedenken in Harburg“. Ihm und seinen Mitstreitern dankte Völsch gestern ausdrücklich: „Unglaublich, was für eine Arbeit Sie leisten.“

Möller und seine Mitstreiter recherchieren nicht nur die Lebenswege und Schicksale von Nazi-Opfern, sie machen auch Zeitzeugen und Hinterbliebene ausfindig, ermöglichen ihnen Besuche in Harburg, pflegen diese Kontakte – um auch jungen Menschen die Möglichkeit zum Austausch zu geben, um die Erinnerung an die Opfer wach zu halten, um sie zu ehren.

Etwas, das Überlebenden des Nazi-Terrors wie auch den Angehörigen der Getöteten vielleicht ein wenig von dem zurückgibt, was auf grausame Weise mit Füßen getreten wurde: Würde.

Die Harburger Goethe-Schule, die an der Gestaltung der Gedenkfeier gestern maßgeblich beteiligt war, hat sich in einem multimedialen und interkulturellen Projekt mit den „Spuren jüdischen Lebens“ beschäftigt. Als erste Schüler im Hamburger Süden haben die Mädchen und Jungen die Klasse 8 von Lehrerin Natalia Wohlgemuth mitgemacht bei dem Projekt Geschich­tomat des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden. Beispielsweise besuchten sie den jüdischen Friedhof.

Ihre Spurensuche haben sie per Video in Interviews und Fotos dokumentiert und gestern im Rathaus präsentiert. Online kann die Arbeit im Netz unter www.geschichhtomat.de angesehen werden. Dass dieser Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart an der Goethe-Schule so gut gelingt, freut deren Leiterin, Vicky-Marina Schmidt, ganz besonders: „Auch die Fähigkeit unserer Kinder zur Empathie wird die Geschicke der Welt in Zukunft beeinflussen.“

( kg )

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Harburg