Hamburg. Sie sind erst 14, 15, 16 oder 17 Jahre alt, wurden von ihren Familien losgeschickt oder von den Eltern auf der Flucht getrennt : 1300 unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge leben in Hamburg. Für 750 sucht die Sozialbehörde jetzt mit einer bundesweit einmaligen Aktion eine private Unterkunft. „Zimmer frei“ heißt das Projekt, das sich an Privatleute und Wohngemeinschaften richtet.
Betreut wird das Projekt von der gemeinnützigen Lawaetz-Stiftung. „Wir suchen Privatpersonen und Wohngemeinschaften, die ein Zimmer in ihrer Wohnung an einen jungen Geflüchteten vermieten, um ihm ein gutes Ankommen und schnellere Integration zu ermöglichen“, sagt Unternehmens- Geschäftsführer Willi van Buggenum.
Das geht über eine reine Vermietung hinaus: Die Lawaetz-Stiftung Wohnen & Leben begleitet die Vermittlung zwischen Flüchtlingen und Vermietern. Eine Art gegenseitiges Beschnuppern werde so möglich, sagt der Sprecher der Sozialbehörde, Marcel Schweitzer: „Das ist vergleichbar wie bei der Vergabe eines Zimmers in einer Wohngemeinschaft.“
Die 750 Jugendlichen sind gerade noch minderjährig und in der Regel 16 oder 17 Jahre alt, sodass sie auch außerhalb von Jugendeinrichtungen leben können. 90 Prozent sind Jungen. Die Jugendlichen haben einen Vormund, der sich um Asylverfahren und Behördengänge kümmere. Vermieter gingen daher keine weiteren rechtlichen Verpflichtungen ein.
Gesucht werden Zimmer, die mindestens zwölf Quadratmeter groß sind. Eine Kochgelegenheit sollte in der Wohnung sein. Bei Untervermietung wird die schriftliche Erlaubnis des Vermieters benötigt. Miete, Heizung und Kaution übernimmt die Behörde. Die Höchstgrenze liegt bei einer Person bei 375,50 Euro im Monat. Sollte es zu Problemen kommen, kann ein Mietvertrag gekündigt werden, heißt es bei der Sozialbehörde. „Aber man kann wie bei anderen Mietverhältnissen niemanden über Nacht einfach rauswerfen“, so Schweitzer. Interessenten erfahren mehr im Internet (www.zimmerfrei-
lawaetz.de oder Tel. 040/7166 876 50).
Kritik kommt von der Opposition: Die Stadt hätte viel früher eine private Unterbringung ermöglichen können, sagt die CDU-Politikerin Karin Prien. Entsprechende Vorschläge anderer Organisationen habe es gegeben.
Seite 10 Was der Flüchtlingskoordinator sagt
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Harburg