Harburg. An diesem Freitag soll Harburgs nächster Business Improvement District (BID) beantragt werden. Diesmal geht es um den traditionsreichen Marktplatz des Bezirks, den Sand, und die angrenzende Hölertwiete. Seit 2009 hat eine Lenkungsgruppe, in der vor allem Vertreter der Grundeigentümer und Gewerbetreibenden, aber auch der ortsansässigen Sparkassen und Banken sowie des City-Managements sitzen, insgesamt 13-mal getagt, um die Standortqualität durch geeignete Maßnahmen nachhaltig zu steigern.
Neupflasterung des Sands als zentrale Forderung
Einen schlechteren Zeitpunkt für die Gründung des zweiten Harburger BID hätten die Akteure rund um Sand und Hölertwiete kaum finden können. Beim Vorreiter, dem BID Lüneburger Straße, knirscht es gewaltig. Wie bereits berichtet, steht dessen zweite Verlängerung ab Herbst 2016 infrage. In einem Brandbrief vom 14. Oktober an Bezirksamtsleiter Thomas Völsch hatten die Sprecher der Lenkungsgruppe fehlende Unterstützung seitens der Verwaltung und der Lokalpolitik beklagt. Viele Anrainer würden sich einer Fortsetzung des BID verweigern, sollten geforderte Maßnahmen, allen voran die Neupflasterung der „Lü“, nicht zeitnah umgesetzt.
Das Thema neues Pflaster ist derweil auch ein zentrales Ziel des BID Sand/Hölertwiete. Eine Aufwertung dieses Areals könne nur mit einer neuen, möglichst einheitlichen Oberflächengestaltung einhergehen, heißt es aus der Lenkungsgruppe. Doch anders als beim BID Lü soll dieser Punkt bereits im Antrag verbindlich festgeschrieben werden.
„Unsere Intention ist ja, mit dem BID das Quartier zu entwickeln, es kundenfreundlicher zu gestalten und damit letztlich ein besseres Geschäftsumfeld zu schaffen“, sagt Bernd Meyer, Immobilienexperte der Sparkasse Harburg-Buxtehude und Vorstandsvorsitzender des Citymanagements Harburg. In diesem Sinne sei eine wesentliche Veränderung in der Gestaltung des öffentlichen Raumes unverzichtbar.
Dafür ist aber in erster Linie die Bezirksverwaltung zuständig, von der Unterstützung erwartet wird. „Wir stehen in engem Kontakt mit dem Bezirksamt, denn ohne Bezirksmittel sind die gewünschten baulichen Veränderungen nicht umsetzbar“, sagt Meyer, verweist aber zugleich auf „positive Signale“ aus dem Rathaus.
Bezirksamt will den BID mit 1,9 Millionen Euro fördern
„Ja, die Verwaltung hat ihre grundsätzliche Bereitschaft zur Bereitstellung von Mitteln erklärt“, bestätigt Sprecherin Bettina Maak. Die Umgestaltung des Sand sei als RISE-Starterprojekt vorgesehen. Die Bereitstellung der Fördergelder bedinge aber eine Kofinanzierung durch die Anrainer. Laut Gunda Wüpper, Leiterin des hiesigen Wirtschaftszentrums, werde der Bezirk von den benötigten 3,6 Millionen Euro maximal 1,9 übernehmen.
Zwar hat der Wochenmarkt durch eine neue Struktur der Stände und die Gestaltung einer Imbissfläche bereits eine Aufwertung erfahren. Doch vielen gehen diese ersten Veränderungen nicht weit genug. So kritisieren die Marktbeschicker unter anderem, dass die Neuordnung- und Installation der Stromverteilerkästen bis heute nicht umgesetzt ist.
Allgemeiner Konsens besteht darin, dass der große Wurf nur gelingen kann, wenn sich auch an der westlichen Bebauung des Sands etwas ändert. Das dürfte durch den Tod von Dieter Gallas, dessen Familie der sogenannte Bolero-Komplex gehört, kaum einfacher geworden sein. Der sollte nach dem Willen des Patriarchen zwar verkauft werden. Vollzogen ist der Deal nach Abendblatt-Informationen indes noch nicht. „Ich gehe aber davon aus, dass es da zeitnah zu einer Entscheidung kommt. Denn ich weiß, dass die Immobilien rund um den Sand bei Investoren sehr begehrt sind“, erklärte Meyer.
Der Bezirk hofft, dass sich in diesem Zusammenhang auch die Besitzverhältnisse für das benachbarte Grundstück final klären, auf dem der ehemalige Blumenmarkt sein Domizil hatte. Nach Auffassung des Bezirks sollten beide Grundstücke in einem Projekt entwickelt werden, um zu einer städtebaulich vertretbaren, attraktiven Gesamtlösung zu kommen.
Stichstraße zur Hölertwiete für Zulieferer unverzichtbar
Ob in diesem Zusammenhang auch endlich ein Standort für eine neue, barrierefreie, öffentliche Toilette gefunden wird, steht weiter in den Sternen. Klar ist indes, dass es die kleine Sand-Stichstraße zur Hölertwiete entgegen früherer Entwürfe weiter geben wird. „Sie ist für Zulieferer unverzichtbar, deshalb soll die Grundstruktur bleiben, wie sie ist“, so Meyer.
Die Befürworter des BID Sand/Hölertwiete haben für ihren Antrag inzwischen 12 von 31 Eigentümern im Boot, denen mehr als 15 Prozent der gesamten Grundstücksfläche des BID-Gebiets gehören. Sollten jedoch die Eigner von mehr als einem Drittel der insgesamt 41 Grundstücke der Gründung widersprechen, käme das BID nicht zustande.
„Ein Rest Unsicherheit bleibt natürlich, da sich die Grundeigentümer ja mit einem bestimmten Betrag finanziell beteiligen müssen“, räumt Bernd Meyer ein. Dennoch sei er optimistisch: „Der Wille, vor der eigenen Haustür endlich zu sicht- und spürbaren Fortschritten zu kommen, ist groß. Deshalb werden wir die notwendige Zweidrittelmehrheit bis Ende Januar zusammen bekommen.“
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