In seinem Fotoatelier in Tötensen entstanden schon viele aufsehenerregende Kampagnen. Der Künstler erzählt Geschichten mit inszenierten Bildern

Tötensen. Der Metzendorfer Weg in Tötensen hält neben dem Anwesen von Poptitan Dieter Bohlen noch weitere Überraschungen bereit. Auch ein Blick hinter die Türen der Nachbarn lohnt sich. Gut versteckt hinter Bäumen hat sich hier Ivo von Renner – Werbe-Ikone – mit seiner Familie niedergelassen. Das Haus der Renners thront majestätisch über einem immensen Wiesen- und Waldgebiet. „Für mich ist unser Weg die Straße der Abtrünnigen“, so der Künstler. „Nirgends sonst treffen in unmittelbarer Umgebung so viele Schichten aufeinander.“

Gleich im Eingangsbereich können die Fotografien des Künstlers bewundert werden. Sein favorisiertes Abbildungsmotiv? Ganz klar die eigene Familie. Im Anschluss an einen, mit schwarz-weißen Fotografien gesäumten Flur, gelangt man in das helle Fotoatelier des Künstlers. Hier entstanden schon einige aufsehenerregende Werke. Erst kürzlich fotografierte er dort eine Kampagne für das Modelabel Mafalda von Hessen.

Die Lust zur Inszenierung verspürte der Fotograf Ivo von Renner schon als er noch pausbäckig durch die Gegend tollte. „Erst wollte ich Schauspieler, dann Modedesigner werden“, so Ivo. Daraus wurde leider nichts. „Dennoch nähte ich bis zu meinem 26. Lebensjahr alle Klamotten selbst“, sagt der Künstler.

Nach dem Abitur sahen Ivos Eltern ein, dass für ihren kleinen Spross keine Alternative als die Kunst gelten würde. Ivo entschied sich daraufhin für ein Grafikdesign/Buchillustration- Studium an einer kleinen Schule in Hamburg. „80 Prozent der Zeit beschäftigte ich mich schon da mit Fotografie“, so der Fotograf. Seine Dozenten erkannten bald das Talent des außergewöhnlichen Jungen. „Zum Ende des Studiums hatten sie mir quasi einen eigenen Studiengang errichtet“, so Ivo.

Mit der Förderung des ambitionierten Künstlers lagen die Dozenten goldrichtig. Gleich nach Beendigung des Studiums folgten die ersten Aufträge. Den Durchbruch brachte eine Fotostrecke über die Weinlese an der Mosel. Veröffentlicht wurde die im Zeit-Magazin. Auch das internationale Ansehen ließ nicht lange auf sich warten. 1980 erhielt Ivo den Auftrag zu einer Autokampagne des VW Golf.

Der Wunsch: Er solle die Autos genau wie die nackten Frauen in seinen Bildern inszenieren. Der Plan ging auf. Bald schon fotografierte von Renner Kampagnen für beinah alle großen Autohersteller. Das Außergewöhnliche in den Fotografien des Künstlers, dessen schalkhaftes Lächeln sicherlich nicht nur seine Frau und Managerin Dagmar von Renner in den Bann zieht, sind die zahlreichen kleinen Details. „Ich möchte mit meinen Bildern Geschichten erzählen“, so Ivo von Renner. Und das tun seine Fotografien durchaus.

Anstatt einzig das Automobil in Szene zu setzen, kreiert der Fotograf eine Geschichte um das Objekt herum. Da ist beispielsweise eine Kampagne für Mercedes Benz. Im Vordergrund ziehen drei lachende Kinder in Schuluniformen die Blicke der Betrachter auf sich. Dagegen scheint das Automobil im Hintergrund doch recht unspektakulär.

„Autos interessieren mich eigentlich gar nicht besonders“, so von Renner. Ihm gehe es bei der Fotografie viel mehr um die Begegnung mit den Menschen. Dabei ist ihm die Nähe äußerst wichtig. „Ich gehe immer so nah an das Objekt ran wie möglich.“ Wie es zu dieser Vorliebe kam, weiß Ivo noch ganz genau. In einem Kurs im Aktzeichnen, schnappte sich einst ein Dozent seinen Stuhl und schob ihn mit den Worten: „Hast du Angst vor Nähe?“ an das Modell heran. Die hat er seitdem definitiv verloren.

Neben der Fotografie arbeitet der Künstler derzeit an einem Buch. Inhalt werden Collagen aus Postkarten und privaten Mitbringseln aus aller Welt sein.

Die Bilder sind Dokument zahlreicher Stationen im Leben der Renners. „Beinahe alle Postkarten waren einst an meine Söhne adressiert“, so der Fotograf. Die Leidenschaft zur Kunst hat auch sie gepackt. Cecil, der Ältere der beiden Söhne, arbeitet in New York als Schauspieler. Antony widmet sich in Wien der Malerei. Sein Lehrer ist kein Geringerer als der Maler Daniel Richter. In Zukunft möchte Ivo von Renner mehr mit bewegten Bildern arbeiten. Sein Traum: „Die Produktion eines eigenen Films.“ Im kleinen Stil sind Filmsequenzen schon auf seiner Website zu begutachten. Spannend wird es um die Künstlerfamilie aus Rosengarten mit Sicherheit bleiben.

Und wer weiß, vielleicht agiert Ivo demnächst selbst auch vor laufender Kamera. Zuzutrauen ist es ihm allemal.