Das Harburger Theater baut in der Saison 2015/16 den Spielplan stark aus: Ulrike Folkerts und Peter Bongartz treten auf

Harburg. Das Harburger Theater baut in der neuen Spielzeit 2015/2016 sein Programm um 27 Veranstaltungstage auf insgesamt 120 Aufführungen aus. Mehr Theater hat es nie gegeben, seit die Stäitsch Theaterbetriebs GmbH im Jahr 2003 die Bühne in Harburg übernommen. Das Phänomen des expandierenden Kulturbetriebs im Hamburger Süden interessiert demnächst auch Experten bei einem Theater-Symposium in Berlin.

Grund für die Entwicklung ist der mehr als drei Millionen Euro teure Bühnenneubau, der im vergangenen November eröffnet worden ist. Die tiefere und höhere Spielfläche ermöglicht es der Stäitsch, Produktionen seiner beiden Häuser Altonaer Theater und Hamburger Kammerspiele in Harburg zu realisieren, die auf der alten Bühne nicht möglich gewesen wären.

Mit 27.000 Besuchern in der laufenden Spielzeit hat das Harburger Theater einen neuen Rekord aufgestellt. „Mittlerweile kommen auch mehr Gäste aus dem Stadtteil Harburg selbst“, freut sich die stellvertretende Intendantin Nuca Selbuz. Das Gros der Besucher stammt bisher aus dem Landkreis Harburg.

Intendant Axel Schneider und Nuca Selbuz haben den neuen Spielplan am Montag in Harburg vorgestellt. Das Publikum darf sich auf prominente Schauspieler wie Ulrike Folkerts oder Peter Bongartz freuen. Und auch auf den exzellenten und in Harburg beliebten Theaterschauspieler Peter Bause.

Die neue Spielzeit beginnt früher als bisher üblich bereits am 22. August mit einer Eigenproduktion: Das Familienmusical „Oliver Twist“ von Christian Berg nach dem Roman von Charles Dickens ist eine Uraufführung, die zurzeit in Harburg entsteht.

In dem Kammerspiel „Der Mentor“ geht es um zwei egomanische Schriftsteller und die Frage, ob Künstler wirklich die Wahrheit über sich selbst hören wollen. Als Peter Bongartz zuletzt in Harburg spielte, harrte das weibliche Publikum geduldig nach Aufführungsende aus, um ihm zu begegnen. Die Aufführung am 17. September ist ein Gastspiel des Theaters an der Kö.

Der Thriller „Der talentierte Mr. Ripley“ nach dem Roman von Patricia Highsmith (ab 1. Oktober) ist nicht weniger prominent besetzt: Josef Heynert (“Polizeiruf 110“) spielt den amoralischen Gentleman, der auf der Suche nach gesellschaftlicher Anerkennung zu einem nicht unsympathischen Mörder wird. Ohne den Bühnenneubau hätte das Stück nicht in Harburg aufgeführt werden können.

Faszinierend skrupellos gibt sich Ingolf Lück in dem Ein-Personenstück „Seite Eins“ (ab 4. November). In der Mediensatire von Johannes Kram spielt er einen Boulevardjournalisten ohne Skrupel. Ein Smartphone ist die einzige Requisite.

An einigen wenigen, noch nicht feststehenden Aufführungstagen im Herbst wird das Harburger Theater die im Feuilleton gefeierte Satire „Er ist wieder da“ in den Spielplan aufnehmen: Er ist kein Geringerer als Adolf Hitler, der während er Kanzlerschaft Angela Merkels auftaucht und im Fernsehen seinen Platz findet.

„Backbeat“ (ab 7. Januar 2016) erzählt die Geschichte der Beatles in Hamburg. Regisseur Franz-Joseph Diecken stellt den vergessenen Beatle Stuart Sutcliffe in den Mittelpunkt. Die Theaterfassung des gleichnamigen Films gilt als eine der erfolgreichsten Aufführungen am Altonaer Theater. Dort hat das Publikum regelmäßig zwischen den Stühlen getanzt.

„Chuzpe“ (ab 28. Januar 2016) nach dem Roman von Lilly Brett ist eine rührende und komische Geschichte über Väter und Töchter, polnische Küche und New Yorker Neurosen. Ulrike Folkerts spielt die vernünftige Tochter, deren 80 Jahre alter Vater (Joachim Bliese) Chaos in ihr Leben bringt.

„Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ (ab 18. Februar 2016 ) nach dem Bestseller von Jonas Jonasson erzählt eine irrwitzige Fluchtgeschichte und ist nebenbei das erfolgreichste Stück, das jemals am Altonaer Theater gelaufen ist. Wer es in Harburg sehen will, sollte sich jetzt schon Karten reservieren.

Wer Peter Bause hat, braucht kein Ensemble: In „Die Judenbank“ (an 23. März 2016) schlüpft der beliebte Schauspieler in gleich neun verschiedene Rollen und bittet Adolf Hitler, ihn zum Juden zu machen. Wer meint, jede Facette der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus kennengelernt zu haben, sollte dieses Stück sehen.