Am Donnerstag soll Harburgs Kulturausschuss die Weichen für das Finanzierungskonzept des „Mytoro“ stellen

Harburg . Beinahe hätte das Kunstcafé „Mytoro“ im Gloria-Tunnel letzte Woche schließen müssen. Die Stromrechnung – die Räume werden elektrisch beheizt – wurde unbezahlbar und deshalb auch nicht bezahlt. Versorger Vattenfall versteht da keinen Spaß, die Sperrung des Stroms wurde angekündigt. In letzter Sekunde sprang der Bezirk Harburg ein. „Mit Bordmitteln“, so wird Bezirksamtsleiter Thomas Völsch zitiert, habe man die Rückstände beim schwedischen Energieriesen ausgleichen können. Dem Bezirk liegt etwas daran, die Galerie zu erhalten, denn seit sie dort ist, hat der einst als „Schmuddeltunnel“ verschriene Durchgang zwischen Lüneburger Straße und Seeveplatz an Aufenthaltsqualität gewonnen.

Um das Mytoro dauerhaft dort zu erhalten ist allerdings mehr nötig, als ein Bezirksamt mal eben aus der Gebührenmarkenkasse ausgleichen kann. Deshalb hat sich eine Gruppe aus Harburger Geschäftsleuten zum „Kunstverein Gloriatunnel Harburg“ zusammengeschlossen, um gemeinsam mit dem Bezirk das Mytoro so unterstützen zu können, dass es läuft. Am Donnerstag wird der Kulturausschuss der Harburger Bezirksversammlung über ein Finanzierungskonzept abstimmen, das der Verein vorgelegt hat. Es sieht vor, dass der Verein einen Teil der anfallenden Kosten über eingeworbene Spenden und Veranstaltungserlöse generiert und der Bezirk den Rest zuschießt. Die Bezirksverwaltung empfiehlt in einer Stellungnahme, dem Konzept zu folgen.

Als das Mytoro 2012 eröffnete, glaubte man, dass der Cafébetrieb mittelfristig sowohl den Kulturbetrieb im dunklen Durchgang als auch den Lebensunterhalt des Wirtes, Kurators und Hauskünstlers Mentor „Toro“ Ejupi finanzieren könnte. Das stellte sich bald als Irrglaube heraus, denn die Räumlichkeiten sind zu vielen Einschränkungen ausgesetzt. Die elektrische Beheizung ist dabei nur ein Problem: Das Café hat keine Toiletten in den Räumlichkeiten, man kann und darf hier keine Speisen zubereiten und anbieten, und die gastronomische Fläche ist schlicht zu klein, als dass man dort im Winter ohne die Außenplätze genügend Umsatz machen könnte. Diese Widrigkeiten sind mehr oder weniger zementiert; dadurch, dass die Räumlichkeiten für das Mytoro nicht als Immobilie verpachtet werden, sondern als Sondernutzung öffentlichen Raumes. Der Verein will deshalb weg von dem Irrglauben der Anfangsjahre, aus der Gastronomie alles andere finanzieren zu können. „Wir wollen das Café insofern erhalten, dass Besucher der Ausstellungen und Veranstaltungen hier Getränke zu sich nehmen können“, sagt Oliver Baur, Sprecher des Vereins, „aber ein wirtschaftlicher Betrieb des Cafés ist nicht möglich.“

Der Verein will das Café deshalb in „Kunst-Lounge“ umbenennen. Nach dem Vereinskonzept soll die Lounge an sechs Tagen in der Woche von 15 bis 22 Uhr geöffnet sein. Das begrüßt auch der Bezirk: „Es ist von herausragender Bedeutung, dass mit Nutzung der Räumlichkeiten eine aktive Präsenz und damit eine soziale Kontrolle über einen möglichst großen Tageszeitraum erreicht wird“, soll Sozialdezernent Holger Stuhlmann in seiner Stellungnahme anmerken. Da der Bezirk dem Verein zutraut, den Betrieb im Tunnel über die nächsten Jahre auf eigene Beine zu stellen, soll der Vertrag mit Toro – er läuft noch zwei Jahre – vorzeitig aufgelöst und ein neuer mit dem Verein geschlossen werden. Der Verein wiederum will Toro als Kurator und Kulturexperten im Tunnel behalten und bezahlen.

Die Kosten für Betrieb des Tunnelcafés und Durchführung von Ausstellungen und Konzerten beziffert der Verein auf gut 55.000 Euro. Aus Veranstaltungseinnahmen und Spenden glaubt der Verein 21.000 Euro selbst beisteuern zu können. Es blieben 34.000 Euro Mangel. Die Bezirksverwaltung empfiehlt der Bezirksversammlung sogar, zunächst einmal mehr Geld in die Hand zu nehmen: 20.000 Euro aus dem Ausgleichstopf für die Phoenix-Center Erweiterung, um die Betriebskosten der „Kunst-Lounge“ abzusichern und weitere 20.000 aus Gestaltungsmitteln des Bezirks für Ausstellungen und Veranstaltungen. Die Förderung soll allerdings über die nächsten Jahre schrittweise zurückgefahren werden.

Der „Gloriatunnel“ ist baulich gesehen übrigens gar kein Tunnel, sondern ein Fußgängerweg, über den der Harburger Ring als Brücke führt.