Im Planungsworkshop formulierten Einwohner der Gemeinde Rosengarten erste Ziele. Neue Betreuungsplätze entstehen

Nenndorf . Reichlich Natur und ein Bahnhof für Pendler, die in Hamburg arbeiten – das sind beste Voraussetzungen für die Gemeinde Rosengarten, um junge Familien anzulocken. Doch bevor sich die Gemeinde den Stempel „familienfreundliche Gemeinde“ aufdrücken darf, ist noch ein weiter Weg. Die Koordinatorin Katja Lieber untersucht, woran es mangelt und entwickelt derzeit ein Bündnis für Familie für die Gemeinde Rosengarten. Die Einrichtung soll Akteure zusammenbringen, um die Lebens- und Arbeitssituation der Familien zu verbessern. Am Sonnabend veranstaltete die Gemeinde ein Planungsworkshop, um Ziele für das neue Familienbündnis zu formulieren.

Der Zuspruch war enorm. Mehr als 50 Einwohner aus Rosengarten – Vertreter von Kindertagesstätten, Schulen, Vereinen, Institutionen, aus Politik und Verwaltung – nahmen teil. In Arbeitsgruppen setzten sie sich mit den Themen Jung und Alt, Notfallbetreuung, Talentförderung und Öffentlichkeitsarbeit auseinander. Sie beschäftigten sich damit, wie Spielplätze belebt werden können und was einen verzahnten Bildungsweg ausmacht. „Alle haben begeistert mitgemacht“, sagte die Koordinatorin Katja Lieber.

Auch der Diplomsozialpädagoge Jens Zussy aus Langenrehm, der den Workshop moderierte, war beeindruckt vom Engagement: „Es ist erstaunlich, welche Synergien die Menschen entwickeln, obwohl sie bislang wenig miteinander zu tun hatten.“ So reichten die Ideen der Arbeitsgruppe, die das Thema Angebote für Alt und Jung diskutierte, von Leihgroßeltern über einen Fahrdienst bis hin zu Vorleseaktionen von Groß für Klein.

Die Teilnehmer haben außerdem herausgearbeitet, dass es den Familien an einem Wegweiser fehlt, der aufzeigt, welche Kitas und Schulen existieren, wie sie zu erreichen sind, welche Schwerpunkte und Abschlüsse sie bieten. Stichwort Verzahnung also. „Dafür braucht es aber einen hauptamtlichen Koordinator“, sagt Marthe Pünjer, Leiterin der Oberschule Rosengarten, die auch am Workshop teilnahm. Es ist gar nicht lange her, da hatte sich schon ein runder Tisch mit den Bildungsangeboten beschäftigt und stieß immer dann an seine Grenzen, wenn es an die Umsetzung ging. Am Ende löste er sich auf.

Die Erkenntnis, dass ehrenamtliches Engagement bei weitem nicht ausreicht, um die formulierten Wünsche und Ziele zu erreichen, zog sich durch fast alle Arbeitsgruppen. „Solche vernetzenden Aufgaben kann man nicht noch neben dem Beruf leisten“, sagte Anette Fey von den Grünen. Da wurde Jörn Klein, Leiter der Ordnungsabteilung in der Gemeinde, hellhörig. Weil die Unterbringung der Flüchtlinge und die Kreisumlagenerhöhung Rosengarten schon stark finanziell belastet, warnte er vor überhöhten Erwartungen. „Ehrenamt und Verwaltungspersonal müssen in eine vernünftige Balance gebracht werden", sagte Klein.

Zumal die Verwaltung in naher Zukunft voraussichtlich etwa 800.000 Euro in zusätzliche Betreuungsplätze investieren wird. Es fehlen 14 Plätze in Krippen für Kinder bis zu drei Jahren. Ein Großteil davon im Norden der Gemeinde, in Vahrendorf. Die Gemeinde wurde von der Nachfrage überrascht. „Wir waren davon ausgegangen, dass sich die Situation entspannen würde, da die Zahl der neu geborenen Kinder deutlich zurückgegangen ist“, sagte Klein. „Aber die Spitze des Nachfragegrads war offenbar noch nicht erreicht.“ Der Ausschuss für Kinderbetreuung empfahl, den Ausbau des Betreuungsangebots um eine Krippen- und eine Elementargruppe. Die Frage ist nur, wo. Am liebsten würde die Verwaltung die Kita Vahrendorf erweitern. Doch ob die Eigentümer des angrenzenden Grundstücks bereit sind, zu verkaufen, ist noch offen. „Es wäre schöner, wenn der Ausbau nah an unsere Kita heranrücken würde, allein schon wegen der Teambildung“, sagte Anke Jost, Leiterin der Kita Vahrendorf.

Alternativ denkt die Gemeinde über einen Standort auf dem gemeindeeigenen Parkplatz am Kirchweg nach. Die Idee, in der Grundschule Vahrendorf Krippenplätze zu schaffen, wurde wegen fehlender Räume verworfen.