Wildpark Schwarze Berge lud zur Nacht des Wolfes mit Tierfütterung und Vorführungen der Rettungshundestaffel

Vahrendorf. Der Wolf gehört längst wieder zu Deutschland. Allein in Niedersachsen bewegen sich zwischen 40 und 50 Wölfe. Das löst nicht nur Begeisterung aus. Die wilden Tiere reißen Schafe und Rinder. Kürzlich streunte ein junger Wolf sogar am Tag durch ein Wohngebiet im Landkreis Oldenburg. Und so ist die Angst vor dem bösen Wolf zurück. Da hilft nur Aufklärung.

Um den Menschen das Tier näher zu bringen, veranstaltete der Wildpark Schwarze Berge am Sonnabend zum vierten Mal die Nacht des Wolfes. Die Besucher konnten sich über die Wölfe und deren Verbreitung sowie über Hunde als Nachfahren des Wolfes informieren. Svenja Oßenbrügge, 34, Umweltpädagogin und Leiterin des Natur-Erlebnis-Zentrums im Wildpark, war hatte am Sonnabend zahlreiche Fragen zu beantworten.

Als sie sich stündlich vor das Wolfsgehege stellt, versammeln sich mehr als hundert Besucher um sie herum und beobachten, wie das Wolfsrudel die Fleischbrocken, die Svenja Oßenbrügge ihnen zuwirft, verschlingt. Zum Rudel gehören drei Tiere. Da die Eltern gestorben sind, soll ein neues Rudel angeschafft und in einem separaten Gehege untergebracht werden. „Wir können ja nicht einfach zwei neue Tiere ins Gehege setzen und sagen, ihr seid jetzt eine Familie. Das funktioniert bei uns Menschen ja auch nicht“, sagt sie. Sachlich und ruhig klärt die Frau die Interessierten auf, beantwortet Fragen nach der Zahl der Zähne und dem Alter. Sie bringt ein Wolfsfell zum Anfassen und einen Schädel zum Anschauen mit.

Die Besucher erfahren, dass die Wölfe nicht bellen, nur jaulen und hervorragend Schwimmen können. Dass sie den Mond anheulen, ist ein Gerücht. Sie heulen, um miteinander zu kommunizieren. In mondhellen Nächten wird der Gesang nur besser weitergetragen. Natürlich beantwortet sie auch die Frage nach dem Jagen. „Der Wolf ist ein streng geschütztes Tier. Wenn ein Jäger einfach einen Wolf abschießt, kriegt er richtig Probleme“, sagt sie.

Doch wenn ein Wolf nicht die Fluchtdistanz einhalte, müsse man darauf reagieren. Da ist sie sich mit dem Wolfsberater und Diplomforstingenieur Theo Grüntjens einig. Ihm lief vor acht Jahren der erste Wolf Niedersachsens auf dem Gelände der Firma Rheinmetall in der Lüneburger Heide vor die Kamera. In dem Revier, für das Theo Grüntjens seit 32 Jahren zuständig ist, leben zahlreiche bedrohte Tierarten. Inzwischen also auch der Wolf.

Der Wolfsberater ist an diesem Tag im Wildpark Schwarze Berge ebenso mit einem Stand vertreten, klärt Besucher über das Wolfsmonitoring auf und hält am Ende des Aktionstages einen Vortrag über die Verbreitung des Tiers in Deutschland. Überrascht stellt er fest, dass selbst Menschen, die den Raubtieren in der freien Natur begegnet sind, zu ihm kommen und ganz gelassen sind.

Dennoch: Weil Wölfe in der Vergangenheit in Niedersachsen Rinder und Schafe gerissen haben und sich sogar ein junger Wolf im Wohngebiet herumtrieb, häufen sich die Forderungen nach drastischen Maßnahmen. Inzwischen hat das Umweltministerium in Niedersachsen und Schleswig-Holstein eine Abschussgenehmigung für zwei Wölfe, die in Siedlungsgebieten gesichtet wurden, erteilt. „Wir müssen reagieren, wenn der Wolf dem Mensch zu nahe kommt“, sagt auch Grüntjens. Nur Wolfsbetreuer bekommen die Abschussgenehmigung. Zunächst sollen sie versuchen, den Wolf mit Gummigeschossen zu vertreiben. Die Experten dürfen erst dann scharf schießen, wenn Gefahr für Menschen besteht.

Grüntjens plädiert aber dafür, künftig früher und mit sanfteren Methoden zu agieren, damit solche Abschussgenehmigungen gar nicht erst notwendig sind. Wie das geschehen kann, soll noch erarbeitet werden. Vor allem aber klärt er auf. Es handele sich um unerfahrene Jungwölfe, die ihr altes Territorium verlassen und bei ihrer Fernwanderung eine ungewohnte Unbekümmertheit und Nähe zum Menschen an den Tag gelegt hätten. „Normalerweise meiden Wölfe den Menschen. Hier handelt es sich um kleine dumme Jungs“, sagt er.

Wer auf den Wolf kommt, kommt automatisch auch auf den Hund. Schließlich ist der Wolf der Stammvater aller Hunderassen. Vorführungen des Hegerings Hittfeld mit Jagdhunden, des Deutschen Blindenführhundevereins und der BRH-Rettungshundestaffel Hamburg und Harburg im Wildpark, zeigen, wie sich der Mensch die Eigenschaften des Vierbeiners zu Nutze macht. Um Menschen im unwegsamen Gelände oder in zusammengestürzten Häusern schnell zu finden, sind die Tiere unverzichtbar.

Das präsentieren Holger Grinnus und die Mitglieder der BRH-Rettungshundestaffel eindrucksvoll in ihrer Vorführung. Die ausgebildeten Flächen- und Trümmersuchhunde laufen über kippelige Wippen und Leitern, über Hängebrücken und Stege. Ein Handzeichen von Frauchen oder Herrchen genügt. Vor allem aber sind sie darauf trainiert, Ruhe zu bewahren. „Darauf kommt es an“, sagt Grinnus