Geschäftsleute rund um den Friedhofsknoten sind von der Baustelle besonders betroffen. Bruzzelhütte setzt auf Ideen und die Treue ihrer Kunden

Harburg. An der Bremer Straße buddeln die Bagger und planieren die Raupen. Seit Mittwoch wird es am „Friedhofsknoten“ ernst. Während die meisten Harburger Autofahrer die Bauphase bis Oktober mit zusammengebissenen Zähnen durchhalten werden, weil sie zuversichtlich sind, dass hinterher eine der ärgerlichsten Staustellen der Stadt entschärft sein wird, sehen die anliegenden Geschäftsleute die Baustelle mit gemischten Gefühlen. Dass für sie hinterher alles besser wird, ist nämlich keineswegs sicher.

So wird nach den gegenwärtigen Plänen das Blumengeschäft seine Parkplätze an der Bremer Straße verlieren und auch der Motorradhändler gibt einige Parkplätze ab. Am stärksten betroffen ist allerdings die Kult-Curry-Klappe „Bruzzelhütte“ auf der anderen Straßenseite. Einer der größten Standortvorteile der Imbissbude war stets die Lage an der Kreuzung, sodass Autofahrer von überall in Harburg die Hütte schnell anfahren konnten. Weil solch chaotische Verhältnisse allerdings durch den Umbau der Kreuzung beendet werden sollen, kann man nach Fertigstellung nur noch in Fahrtrichtung stadteinwärts direkt zur Bruzzelhütte gelangen. Zahlreiche Verkehrsinseln verhindern dann das Abbiegen aus anderen Fahrtrichtungen zum Imbiss.

Betreiber Steffan Rupprecht sieht das gelassen: „Ich bin ja schon froh, dass der alte Plan, den Verkehr hier mit einem Kreisverkehr zu regeln, vom Tisch ist“, sagt er. „Dann hätte ich nämlich hier weg gemusst. So ist wenigstens sicher, dass die Bruzzelhütte hier bleiben kann. Vielleicht bekomme ich dann auch mal einen Pachtvertrag der länger geht, als ein Jahr.“

Was ihn viel mehr betrifft, ist die Begradigung der Straße Am Großen Dahlen, die direkt neben seinem Imbiss auf die Bremer Straße stößt. Sie rückt näher an die Wurstbude heran und rasiert damit den Außenbereich der spontangastronomischen Einkehreinrichtung. Die Schatten spendenden und Lärm schluckenden Bäume sind schon gefällt. „Ich hoffe, dass ich dafür einen Ausgleich bekomme“, sagt Rupprecht.

Die Bude selbst ist klein, sodass der Außenbereich auch im Winter stets gut genutzt ist. Im Sommer hatte Rupprecht hier auch schon mal einen Gartenpool aufgestellt, in dem man im Wechselreiz von heißer Wurst und kühlem Wasser eine Art Marmstorfer Currywurst-Kneippkur machen konnte.

Direkt hinter dem Imbiss gibt es aber noch andere Flächen, über die Rupprecht jetzt verhandeln möchte. Zunächst einmal gilt es jedoch, die Bauphase zu überstehen. Wirtschaftlich sieht Stefan Rupprecht da erstmal kein Problem. Außer dem festen Standort an der Bremer Straße hat der Bratwurstbaron noch einen mobilen Imbiss, mit dem er Stadtfeste, Betriebsfeiern und Privatpartys versorgt. „Damit bin ich in diesem Jahr so gut gebucht, dass der mobile Imbiss meine Crew und mich trägt“, sagt er. Langfristig hängt die Marke „Bruzzelhütte“ jedoch an der Bude an der Bremer Straße. Ans Schließen während der Bauzeit denkt Stefan Rupprecht deshalb gar nicht erst. Er will das Lokal auch dann am Laufen halten, wenn die Bremer Straße für zwei Monate zur einspurigen Einbahnstraße stadtauswärts wird, und man mit dem Auto gar nicht mehr zur Bruzzelhütte kommt.

„Ich habe mir schon eine besondere Aktion ausgedacht,“, sagt er. „Jeder Gast, der mit dem Fahrrad kommt, erhält 20 Prozent Rabatt. Aber nur, wenn er einen Fahrradhelm trägt, denn Sicherheit geht vor, und ich kann ja auch nicht jedes Mal aus der Hütte laufen und gucken, ob da nun wirklich ein Fahrrad steht.“

Die Fahrt mit dem Rad oder der Gang zu Fuß werden in der heißen Bauphase tatsächlich die einzige Möglichkeit sein, die Bruzzelhütte zu erreichen. Selbst die Buslinie 144, die sonst die Bremer Straße in Hamburg auf ganzer Länge bedient,wird in dieser Zeit über Marmstorfer Weg und Ernst-Bergeest-Weg umgeleitet. „Aber das hat auch was Gutes“, sagt Rupprecht: „Da muss man sich dann wegen der Kalorien weniger Sorgen machen und kann glatt eine größere Portion bestellen.“