Die Vorschulkinder in der Kita am Museumsplatz lernen gerade alles über Zeitungen. Gestern waren sie bei den Machern

Harburg. „Fahrt ihr immer selber zu den Unfällen und brennenden Häusern? Verdient man bei der Zeitung viel Geld? Lest Ihr eigentlich selber Zeitungen?“ Die Fragen prasselten nur so auf die Harburg-Redaktion ein, denn Fragen stellen hatten sich die kleinen Besucher vorgenommen – wie die echten Reporter, die nun ausnahmsweise mal antworten sollen.

Acht Vorschulkinder aus der Sternipark-Kita „Kinderhaus Museumsplatz“ waren bei der Lernexpedition dabei. Erzieherin Kerstin Zylka macht mit der Vorschulgruppe der Kindertagesstätte gerade ein Zeitungsprojekt: Vier Wochen lang nehmen sie und die Kinder sich jeden Tag das Hamburger Abendblatt vor und besprechen Artikel „Echtzeuglernen“ heißt das Konzept. „Das heißt, dass wir nicht mit konstruierten Lehrbuchgeschichten arbeiten, sondern mit realen Dingen“, sagt Zylka.

Das Zeitungsprojekt hat sie sich selbst ausgedacht. Außer kritischem Medienverhalten soll es erste Lesekompetenzen und die Lust am geschriebenen Wort fördern. Dabei wird nicht nur das Abendblatt begutachtet. In der Projektmappe der Kita befinden sich Tageszeitung aus England, Frankreich Arabien, China und Indien. Auch um Kindern zu zeigen, dass es nicht nur eine Schrift gibt. Rayen weiß das schon. Er lernt gerade zwei Schriften gleichzeitig: Arabisch und Lateinschrift. „Die gehen beide andersrum“, erklärt er.

Bei der morgendlichen Zeitungslektüre hatten die Kleinen durchaus ihre Lieblingsthemen. Ein ganz großer Aufreger für sie war die Olympiabewerbung – und da gibt es durchaus differenzierte Meinungen in der Gruppe: „Hurra, Hamburg hat gewonnen“, sagt Niklas zum Beispiel, „Jetzt kommt ganz toller Sport zu uns in die Stadt und ganz viele Leute.“

„Aber Berlin wäre ja auch praktisch, da wohnen ja schon die ganzen Politiker und die Chefin von Deutschland, Frau Merkel“, bringt Valentina das Hauptstadtargument ins Spiel. „Außerdem gibt es da viel mehr Zimmer.“

Durch die Berichte über die Olympia-Entscheidung lernten die Kinder gleich noch mehr: „Die Ringe stehen für die Erdteile“, sagt Sophie Schwer beeindruckt waren alle Kinder von dem Abendblatt-Bericht über die 40-Kilo-Torte, die ein Hamburger Zuckerbäcker zur Unterstützung der hanseatischen Bewerbung angefertigt hatte: „Die hätten wir gerne gegessen“, sagt John.

Ebenfalls sehr interessiert waren die Kinder an den Polizeimeldungen – vor allem, weil fast jedes Kind schon selbst von Diebstählen oder Einbrüchen gehört hat und berichten kann. Der kleine Niklas kann das aufgebrochene Auto, das er mal gesehen hat, so anschaulich schildern, dass er eine glänzende Journalistenkarriere vor sich hätte, wenn er das Talent weiter pflegt. Daran denkt er allerdings gar nicht: Noch will Niklas Fußballprofi werden und nicht überall in Harburg Geschichten aufschreiben und recherchieren.

Das Zeitungsprojekt nahmen die Kinder auch mit nach Hause. Dort erforschten sie, ob ihre Eltern Zeitung lesen und wenn ja, welche. Die Ergebnisse waren sehr unterschiedlich. Dabei haben die Kleinen eine ganze Menge Argumente für das Zeitunglesen gefunden. „Zeitungen sind wichtig, damit man schlau wird“, weiß Quentin, und Janik ergänzt: „und damit man weiß, ob was wichtiges passiert.“

Wie zum Beispiel die Sonnenfinsternis am Freitag. Darauf freuen sich die Kinder schon jetzt, weil sie davon aus dem Abendblatt erfahren haben. Deshalb ist die Wettervorhersage seit Tagen einer der beliebtesten Artikel, den Kerstin Zylka vorlesen muss: „Die Kinder wollen unbedingt wissen, ob wir die Sonnenfinsternis auch sehen können, oder ob Wolken davor hängen werden“, sagt die Vorschulerzieherin.

Überhaupt wollen die fünf- bis sechsjährigen Forschungs-Ausflugskinder sehr viel wissen. Deshalb stürmten sie ja auch gleich mit Fragen die Redaktion. Antworten bekamen sie natürlich auch geliefert: zweimal „Ja“ und einmal „Geht so“.