Winsener Achtklässler kooperieren bei dem Projekt „Roberta“ mit der TUHH. In wenigen Wochen bauen und programmieren sie funktionstüchtige Roboter

Winsen. Sie sausen kreuz und quer über den Flur, drehen sich mehrfach um die eigene Achse oder geben Worte von sich. Anders als diese Eigenschaften vermuten lassen, handelt es sich bei diesen Geschöpfen nicht um Menschen, sondern um gefühllose Roboter, denen menschliche Bewegungen unbekannt sind. Sie reagieren lediglich auf die Befehle ihrer Erbauer, sind aber nicht in der Lage wie Menschen zu denken, geschweige denn ohne entsprechende Programmierung eigenständig gezielte Bewegungen auszuführen. Wenn im Schulgebäude derartige Maschinen in vielfältigen Ausführungen unterwegs sind, kann dies nur bedeuten: „Roberta“ ist wieder da!

Im Rahmen der Kooperation des Winsener Gymnasiums mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) fand am vergangenen Mittwoch bereits zum vierten Mal der „Roberta“-Projekttag statt. 27 Schülerinnen und Schüler der Klasse 8 a bauten in Zweier-/Dreiergruppen kleine Roboter zusammen und machten sie innerhalb kurzer Zeit funktionstüchtig. Mithilfe einer leicht erlernbaren, intuitiven Programmiersprache, konnten die Schüler ihre Roboter in nur wenigen Arbeitsschritten individuell programmieren und damit zum Leben erwecken. Mit anderen Worten: Wenn alles glatt läuft, tanzen sie nach ihrer Pfeife.

Die als Kursleiterinnen ausgebildeten Studentinnen der TUHH, Hanna Hebestreit (Mediziningenieurwesen) und Nora Makaet (Energie- und Umwelttechnik), begleiten das Projekt und führen die Achtklässler in die Kunst der Konstruktion und des Programmierens ein. Die Programme werden per Infrarot-Tower vom Computer auf den Roboter übertragen. Sind die Anweisungen gespeichert, führen die „Robertas“ verschiedene Aufgaben aus: Sie folgen Linien, reagieren auf Berührungen, machen Musik oder werfen mit Dingen. Dabei sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Hebestreit sagt zum Projekt: „Für die Schüler ist es toll, mal etwas ganz anderes als den normalen Schulalltag zu erleben. Außerdem ist dieses Projekt eine hervorragende Werbung für die Studiengänge der TUHH.“

Ins Leben gerufen von der Initiative des Fraunhofer-Insituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) besteht das Ziel der Roberta-Initiative darin, das Interesse insbesondere von Mädchen aber auch von Jungen für Informatik, Technik und Naturwissenschaften nachhaltig zu wecken. Roboterkurse bilden die Grundlage der Roberta-Initiative. Auch die Schülerinnen Larissa Richter und Zoe Klindworth sind begeistert von diesem Projekt: „Es ist cool, mal selbst einen Roboter zu bauen, denn so etwas haben wir noch nie gemacht.“ Es komme einem Erfolgserlebnis gleich und motiviere zusätzlich, „wenn der eigene Roboter auch noch funktioniert“. Klassenlehrer Markus Riedel zeigt sich beeindruckt vom unermüdlichen Arbeitseinsatz seiner Schüler: „Man merkt ihnen den Spaß an und sie arbeiten sehr selbstständig.“ Der Projekttag sei eine „motivierende Geschichte“, betont Riedel.

In einer abschließenden Präsentation stellten die Schüler vor der gesamten Klasse ihre Arbeitsergebnisse zur Schau. Ihre selbst gebauten Schätze nannten sie unter anderem Fluffy, Carlo, Bob, Walden oder Trick, wodurch sie doch so etwas wie eine Identität erhielten. Ein Roboter stach besonders hervor, indem er einen Dialog auf Englisch führte. Andere konnten um Hindernisse herumfahren und menschlichen Bewegungen ausweichen oder durch eingestellte Schwarz-/Weiß-Erkennung bestimmten Linien folgen, während die Handlungen des Überraschungsroboters hingegen nicht vorhersehbar waren. Die vielfältigen Kunststücke zeigen, welch eindrucksvolle Resultate durch kräftiges Arbeiten und Tüfteln innerhalb weniger Stunden erzielt werden können. Sie untermauern den Erfolg der Roberta-Initiative.

Jährlich finden sowohl an den TUHH-Partnerschulen als auch an der TUHH selbst mehr als 50 Roberta-Kurse jeweils an eintägigen Projekttagen statt. Ursprünglich nahmen größtenteils nur Mädchen an den Kursen teil, die Studentinnen-Teams der TUHH machen aber mittlerweile auch sehr gute Erfahrungen mit Roberta- und Robert-Kursen, an denen bis zu 50 Prozent Jungen in der Gruppe vertreten waren. Die Ergebnisse bisheriger Evaluationsbögen untermauern den positiven Eindruck, den die Roberta-Kurse der TUHH bei den Schülerinnen und Schülern hinterlassen.

Demnach weckten sie oft Interesse an der weiteren Auseinandersetzung mit Programmieraufgaben und entsprechenden Berufsrichtungen.