Der Bezirk will den Binnenhafen-Beach Club erhalten. Die Frage ist nicht nur wo, sondern auch wann er öffnen kann

Harburg. Blauer Himmel und Schäfchenwolken spiegeln sich im Brackwasser, die Sonne kitzelt auf der Seele, Männer und Frauen lächeln sich gegenseitig an – wer dieser Tage im Harburger Binnenhafen flanieren geht, fühlt sich fast schon sommerlich. Nur eins fehlt: Der Ort, wo man sich entspannt ans Wasser setzen und Himmel, Sonne und Lächeln genießen kann. Nun haben wir auch erst März, und der Harburger Beach Club würde selbst in einem normalen Jahr erst in einigen Wochen öffnen. Wann er in diesem Jahr öffnen wird, ist aber nicht sicher, hängt nämlich vom Wo ab, welches immer noch unklar ist. Sicher ist lediglich, dass Betreiber, Bezirkspolitik und Verwaltung beteuern, auch 2015 in Harburg einen Beach Club haben zu wollen. Das geht soweit, dass sogar die Harburger Linke, in ihrem Selbstverständnis eigentlich Speerspitze des Proletariats und eher Cocktail-kritisch, sich für die Weiterführung der Longdrinkgastronomie im Binnenhafen einsetzt.

Klar ist: Am Veritaskai geht es nicht weiter. Die Finanzbehörde hat einen Investor für das Grundstück, das Geschäft ist perfekt und zwar unter der Bedingung, dass die Fläche frei übergeben wird. Das heißt: Selbst wenn der Bau des an dieser Stelle geplanten Hotels in diesem Jahr noch gar nicht beginnt, muss Heiko Hornbacher sein Zelt abbrechen, seine Sachen einpacken und vor allem seinen Sand wegschaufeln. Vor zehn Jahren hatte Hornbacher hier auf der Fläche eines ehemaligen Schrott-Lagerplatzes zum ersten Mal seinen Beach Club eröffnet. „Wir haben das einfach improvisiert und ausprobiert“, sagt er. „Dass wir so einen Erfolg haben, wagten wir damals noch gar nicht zu ahnen. “

Mittlerweile können sich viele Harburger ihren Binnehafen ohne den Beach Club gar nicht mehr vorstellen, Selbst füpr die, die den Club nicht betreten, gehört er dazu. Firmen aus dem Binnenhafen feiern hier Betriebs- und Abteilungsfeste, viele Harburger lassen ihren Feierabend hier ausklingen und am Wochenende macht der Beach Club den Binnenhafen zur Partylocation. Als klar war, dass der Beach Club am Veritaskai schließen sollte, initiierten empörte Harburger ein Bürgerbegehren und sammelten über 3000 Unterschriften gegen die Schließung. Die Stadt sah sich dadurch genötigt, zu versprechen, dass ein Beach Club erhalten bliebe – nur nicht an dieser Stelle.

Zwei Alternativstandorte sind seitdem im Gespräch: Das Grundstück an der Ecke Blohmstraße/Kanalplatz, bzw. Ziegelwiesenkanal/Lotsekanal und der Treidelweg am Verkehrshafen. Beide bergen Probleme: Am Treidelweg müsste eigentlich die Kaimauer saniert werden, bevor man hier wieder Leute ans Wasser lassen kann. Das ist geplant, aber noch nicht finanziert. Wenn die Kaimauer saniert ist, soll der Beach Club dort aber ohnehin sein permanentes Domizil finden. Womit man schon beim ersten Problem der Blohmstraße wäre: Die Nutzung dieses Grundstückes wäre nur für eine Übergangszeit von fünf Jahren gesichert. Außerdem liegt direkt nebenan das Wohnschiff Transit, auf dem hauptsächlich Familien untergebracht werden sollen. Lärmkonflikte sind programmiert. „Dazu kommt, dass auf dem Grundstück auch die Fischhalle steht“, sagt Heiko Hornbacher. „Dort will Werner Pfeifer ein Kulturcafé einrichten und das ist auch gut so. Als direkte Nachbarn fürchte ich aber, dass wir uns gegenseitig behindern würden.“

Trotzdem zeichnen Hornbachers Leute Pläne für die Blohmstraße „Etwas anderes können wir derzeit nicht tun.“

Gleichzeitig steht aber immer noch im Raum, dass Hornbacher schon jetzt provisorisch an den Treidelweg ziehen könnte und die Kaimauer später saniert wird.

„Nächste Woche sprechen wir noch mal mit Architekten und Behörden, was da die Voraussetzungen wären“, sagt Hornbacher. An der Kaimauersanierung würde er sich finanziell beteiligen. „Darauf warten, dass die Stadt Geld hat, kann ich lange“, sagt er.

Beide Flächen wären auf alle Fälle kleiner, als die jetzige. „Da müssen wir dann wieder improvisieren und gucken, was da geht“, sagt Hornbacher. „Am Treidelweg wäre die Fläche sehr lang gezogen und schmal, an der Blohmstraße haben wir die Fischhalle und einen Strommast direkt auf dem Gelände.“ Seinen Club hat Hornbacher bereits im Oktober umzugsfertig verpackt. Ob er, wie gewohnt, im Mai woanders öffnen kann, hängt davon ab, wann er weiß, wo es hingeht. Die Sonne scheint jetzt schon.