Der Eigentümer will die völlig heruntergekommene Immobilie an der Moorstraße 19 umbauen und erweitern lassen

Harburg. Es tut sich was bei einer der größten Schmuddel-Immobilien Harburgs. An dem völlig heruntergekommenen früheren Hotel Schweizer Hof an der Moorstraße 19 war vor wenigen Tagen der vermüllte Eingangsbereich gereinigt worden und ein Mann in Arbeitskleidung war damit beschäftigt, die über viele Jahre wild angebrachten Veranstaltungsplakate von den Fensterscheiben im Erdgeschoss zu entfernen. Der Mann, der von sich behauptete, nicht der Eigentümer des Hauses zu sein, gab sich ansonsten wortkarg.

Das Bezirksamt Harburg, das schon seit längerer Zeit dem Eigentümer auf der Pelle sitzt, um ihn zur Instandsetzung oder zum Verkauf der Immobilie zu bewegen, zeigt sich in der Angelegenheit deutlich auskunftsfreudiger. Bezirksamtssprecherin Beatrice Göhring: „Uns liegt ein Bauantrag des Eigentümers für den Umbau und die Erweiterung des Hauses vor.

Außerdem wird wieder die Nutzung des Hauses als Hotel beantragt.“ Der Bauantrag ist zwar gestellt, aber den Sachbearbeitern in der Bauprüfabteilung fehlen noch Unterlagen, die der Antragsteller einreichen muss. „Bis Ende März müssen die Unterlagen bei uns vorliegen“, sagt Beatrice Göhring. Ansonsten verfällt der Antrag und müsste neu eingereicht werden.

Sofern die Nachforderung fristgerecht erfüllt wird und die Bauprüfer den Antrag genehmigen können, dürfte dem Umbau und der Erweiterung der Immobilie nach Einschätzung der Bezirksamtssprecherin nichts mehr im Wege stehen. Die Erweiterung dürfte das Dachgeschoss betreffen. Das Gebäude zählt derzeit über dem Erdgeschoss vier Etagen plus einer Wohneinheit, die sich auf dem ansonsten nicht ausgebauten Dachgeschoss in der fünften Etage befindet. Das Dachgeschoss ließe sich bis auf die Dachhöhe des direkt angrenzenden Nachbargebäudes erweitern.

Letzter Nutzer des früheren Hotels „Schweizer Hof“ war bis 2002 das Harburger Sozialdezernat. Das Bezirksamt hatte das Gebäude damals gemietet, um seiner Verpflichtung nachzukommen, minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge (MuFl) aus Afrika unterzubringen. Später blühte dort das Geschäft mit harten Drogen. Die damals in Hamburg an die Regierung gekommene CDU und Schill-Partei, sorgten letztlich mit Razzien der Polizei für eine weitgehende Auflösung der offenen Szene. Das Hotelgebäude wurde geschlossen. Die Immobilie verfällt seitdem und ist deshalb bereits mehrfach Thema der Bezirkspolitik gewesen.

Baudezernent Jörg Heinrich Penner hatte über seine Bauprüfabteilung zwar Kontakt zum Eigentümer des Hauses, aber mehr als Aufforderungen zum Handeln lagen nicht drin. Penner sagte dazu vor vier Jahren: „Von dem Gebäude geht keine direkte Gefahr für die Allgemeinheit aus. Es besteht deshalb keine Notwendigkeit zu handeln.“ Andererseits waren dem Eigentümer zu der Zeit auch Zwangsversteigerungen der Immobilie angedroht worden, falls er gestellte Auflagen nicht erfülle. Im November 2013 soll der Eigentümer gegenüber der Harburger Bezirksverwaltung versichert haben das Gebäude wieder ertüchtigen und einer Hotelnutzung mit Restaurant zuführen zu wollen. Das Restaurant sollte demnach im Erdgeschoss eingerichtet werden.

Die CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung hatte zuletzt Anfang 2014 mit einer Großen Anfrage über den aktuellen Stand der Verhandlungen von Verwaltung und Eigentümer informiert werden wollen. Fraktionsvorsitzender Ralf-Dieter Fischer sagte: „Der Zustand ist schlicht unhaltbar. Das Gebäude ist zu einem Schandfleck geworden, und das in bester Innenstadtlage. Hier besteht nach so vielen Jahren des Leerstands endlich Klärungsbedarf.“

Ob sich nach den festgestellten Aktivitäten des Mannes im Erdgeschoss des Hauses für die Immobilie nun insgesamt etwas zum Positiven wandelt, bleibt abzuwarten. Schneller als die Entwicklung zwischen Eigentümer und Bezirksverwaltung schreiten auf alle Fälle die Taten vor Ort weiter voran. Da sind beispielsweise die wilden Plakatierer, die schon wieder Schaufenster und Türen mit ihren bunten Veranstaltungshinweisen beklebt haben.

Und der Eingangsbereich des Hauses wird nach wie vor von zahlreichen Passanten als Pinkelecke genutzt.