Eine Glosse von Martina Tabel

Die Norddeutschen sind eher zurückhaltend. Und manchmal auch ein bisschen „genant“, wie Heidi Kabel gesagt hätte. Man muss ja auch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Schon gar nicht, wenn man ein Haus mit Herzchen sucht. Der sturmerprobte Norddeutsche umschifft die Klippe und macht die Sache mit zwei Buchstaben klar: To. Das dort benötigte Utensil heißt natürlich To-Papier. Und das hat Konjunktur.

Die Hersteller von To-Papier haben verstanden. So war es nur konsequent, dass sie zur Weihnachtszeit selbiges Utensil in einer Sonderedition auflegten: Papier mit Spekulatiusduft. Nein. Das ist kein verfrühter Aprilscherz, sondern ein postmoderner Verkaufsschlager, gesichtet in einem Harburger Supermarkt.

Jeder etwas größere Ort hat heutzutage mindestens einen Supermarkt, zwei Discounter und einen Drogeriemarkt. Kaufkraft abschöpfen, nennt man das. Und so gibt es für jeden das Passende. Ob er will oder nicht. Bei geschätzten sechs Produkten pro Laden darf man sich also auf bummelig 24 To-Papier-Sorten freuen. Jetzt sind Blümchen und Kamillenduft im Kurs. Der Frühling naht und soll auch Einzug im stillen Örtchen haben.

„Das braucht doch kein Mensch“, hätte Heidi Kabel gesagt und es wieder auf den Punkt gebracht. Kritiker, die dieses idiotische Überangebot beklagen, das nur den Ketten dient und das Sterben der kleinen Läden immer weiter vorantreibt, lässt diese Auswahl derweil verstummen. Bei so viel Lebensqualität ist man sprachlos.